Leverkusen – Bayer Leverkusen hat sich in der nicht enden wollenden sportlichen Krise von Trainer Peter Bosz getrennt. Die Nachfolge übernimmt laut Verein „bis zum Ende der laufenden Saison“ Hannes Wolf. Der 39-Jährige, vorher Chefcoach des VfB Stuttgart und des Hamburger SV, ist derzeit noch Trainer der U18-Nationalmannschaft. Als sein Co-Trainer wird Peter Hermann (69) zurückkehren, der als Spieler, Co- und Interimstrainer 29 Jahre lang für Bayer tätig war. Wolf wird am Dienstagmittag vorgestellt.
Der 57 Jahre alte Niederländer war seit 4. Januar 2019 im Amt. Bosz hat mit Bayer im Jahr 2021 nur vier von 17 Pflichtspielen gewonnen, rutschte in der Bundesliga von Platz eins Mitte Dezember auf Rang sechs ab und schied im DFB-Pokal beim Viertligisten Rot-Weiss Essen und in der Europa League gegen die Young Boys Bern aus. Bosz hatte noch einen Vertrag bis 2022.
Rudi Völler spricht von denselben „Mustern“ bei der Spielweise
„Angesichts der fußballerischen Entwicklung in den vergangenen Wochen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Trennung von Peter Bosz nicht mehr zu umgehen ist“, sagte Sportchef Rudi Völler: „Das 0:3 am Sonntag bei Hertha BSC war leider bezeichnend, unsere Mannschaft ist zuletzt immer wieder in dieselben Muster verfallen. Wir haben es nicht geschafft, die sich wiederholenden Fehler abzustellen und in die Erfolgsspur zurückzukehren. Nach einer sachlichen und sehr offenen Analyse der sportlichen Situation sind wir deshalb übereingekommen, trotz der nach wie vor großen Wertschätzung für Peter Bosz einen Schnitt zu machen.“
Sportdirektor Simon Rolfes erklärte, man wolle „mit dem neuen Trainergespann die Wende schaffen und den zuletzt verlassenen Erfolgsweg wieder einschlagen. Hannes Wolf hat sich schon als sehr junger Trainer eindrucksvoll bei großen Clubs in Szene gesetzt.“ Klar sei: „Unsere internationalen Ambitionen bestehen weiterhin, wir sind als derzeitiger Tabellen-Sechster auf einem Europa-League-Rang, und den wollen wir mindestens verteidigen.“
Leverkusens Bosse hatten sich zuletzt mehrfach deutlich hinter Bosz gestellt. Bosz war im Verein sehr beliebt, die grundsätzliche Überzeugung für seine Arbeit und Spiel-Philosophie war groß. Allerdings war nach dem Aus in den beiden Pokal-Wettbewerben die Champions League das eindeutige Ziel. Aktuell liegt Bayer als Sechster vier Punkte hinter dem vierten Platz.
Bosz, der 2017 bei Borussia Dortmund nach etwas mehr als vier Monaten gehen musste, hatte Bayer als Nachfolger des Weihnachten 2018 beurlaubten Heiko Herrlich übernommen. Er führte Leverkusen in der ersten Saison noch in die Champions League. Im zweiten Jahr verpasste er diese als Fünfter, erreichte aber das Pokalfinale, das mit 2:4 gegen den FC Bayern verloren wurde. Er betreute die Werkself in 108 Pflichtspielen, mehr als die Hälfte davon (59) gewann er. (dpa)