Der 58-Jährige spricht im Interview über die Entwicklungen in der Bundesliga und die Pläne von Bayer 04.
Leverkusens Sportdirektor Achim Feifel„Es wird ein Wachstum des Frauenfußballs geben“
Herr Feifel, am Samstag trifft Ihr Team auf Eintracht Frankfurt. Die Hessinnen sind Ihrer Leverkusener Mannschaft beinahe 20 Punkte voraus. Was macht der Gegner besser als Bayer 04?
Achim Feifel: Man muss anerkennen, dass Frankfurt sich Stück für Stück eine Mannschaft aufgebaut hat, der inzwischen viele Nationalspielerinnen angehören. Der Kader ist auch in der Breite sehr gut besetzt. Das haben sie gut gemacht. Auch das Umfeld, also Infrastruktur und das Team hinter dem Team, funktioniert. Denn das ist die Basis, damit alle ihre Leistungen abrufen können. Wir bei Bayer 04 sind ebenfalls dabei, unsere Strukturen zu verbessern und auszubauen. Das gilt nicht nur für den Bundesliga-Kader, sondern auch für den Nachwuchsbereich. Wenn man nachhaltig Erfolg haben möchte, ist das ein entscheidender Punkt. Da müssen die Vereine in Deutschland insgesamt noch mehr tun. Wir haben diesen Weg eingeschlagen und wollen ihn weitergehen. Wir wollen uns kontinuierlich entwickeln und Talente an das Bundesliga-Team heranführen. Aber klar, angesichts der nationalen und internationalen Konkurrenz muss man auch bereit sein, finanziell etwas zu tun, um gute Spielerinnen halten zu können. Entweder geht man mit der Entwicklung mit oder man wird es auf Dauer schwer haben, in der Bundesliga zu bleiben.
Für Lisanne Gräwe wird es ein besonderes Spiel. Sie wechselt im Sommer an den Main. Konnte man die talentierte Mittelfeldspielerin nicht halten?
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Wir hätten gerne mit ihr weitergearbeitet. Sie wollte allerdings den Verein wechseln, den nächsten sportlichen Schritt machen. Das sind Entscheidungen, die die Spielerinnen treffen müssen. Wir müssen sie akzeptieren. Dennoch ist ein solcher Wechsel auch eine Anerkennung für unsere Arbeit und zeigt, dass junge, talentierte Spielerinnen bei uns eine gute Entwicklung nehmen können.
Im Gegenzug kommt mit Loreen Bender eine 17-Jährige aus Frankfurt zu Bayer 04.
Und sie wird nicht die einzige talentierte Spielerin bleiben, die zu uns stößt. Letztlich geht es um eine gesunde Mischung aus Talenten und etablierten Kräften. Wir sind dabei, die Weichen zu stellen, um die Wirbelsäule der Mannschaft zu halten. Dazu zählen etwa die Innenverteidigerinnen Melissa Friedrich und Lilla Turanyi oder Torhüterin Friederike Repohl, aber auch Spielerinnen im zentralen Mittelfeld. In der Offensive benötigen wir Zuwachs und Veränderung. Das werden junge Spielerinnen mit Potenzial sein oder auch erfahrene Akteurinnen.
Bei den Topspielen der Champions League spielen die Frauen inzwischen in großen, gut besetzten Arenen. Und auch in der Bundesliga gab es zuletzt Begegnungen mit vielen Zuschauern. Wo führt diese Entwicklung hin?
Ich rate bei allen Prognosen zur Vorsicht. Manche dieser Spiele waren Events mit langer Vorlaufzeit. Der Alltag ist häufig ein anderer. Manche Ligaspiele verfolgen lediglich wenige Hundert Zuschauer. Die Basis muss also noch breiter werden, um dauerhaft mehr Zuschauer, mediale Beachtung und Sponsoren anzulocken. Das passiert nicht von heute auf morgen. Aber es wird ein Wachstum und eine größere Professionalität geben. Man muss sich als Verein letztlich entscheiden, ob man dabei bleiben will oder nicht.
Spielen die Frauen von Bayer 04 denn auch irgendwann einmal in der BayArena?
Ja. Ich bin überzeugt davon, dass wir auch das hinbekommen.
Clara Fröhlich und Caroline Siems fehlen Bayer 04 gegen Frankfurt
Eintracht Frankfurt ist am Samstag (13 Uhr) zu Gast im Haberland-Stadion. Der Tabellendritte der Frauenfußball-Bundesliga hat zuletzt mit einem 3:3 im direkten Vergleich den Verfolger TSG Hoffenheim auf Distanz gehalten. Zuvor feierte die Eintracht fünf Bundesliga-Siege in Serie.
„Wir sind der Underdog. Frankfurt wird viel Druck ausüben, sie wollen Dritter bleiben und sich für die Champions League qualifizieren“, so Bayer-Trainer Robert de Pauw. Bayer 04 muss auf Caroline Siems und Clara Fröhlich verzichten. Dina Blagojević kehrte nach langer Pause zuletzt ins Training zurück. Ein Einsatz dürfte aber zu früh kommen. Selina Ostermeier und Annika Enderle laborieren an einem grippalen Infekt. Ob sie fit werden, ist offen. (wok)