Der Spanier spricht im Interview über ein Jahr ohne Niederlage, die individuelle Entwicklung der Talente und die Chancen auf den DM-Titel.
Bayer-U-17-Trainer Sergi Runge„Die Ergebnisse übertreffen unsere Erwartungen“
Herr Runge, Ihre Leverkusener Nachwuchsfußballer haben mit dem jüngsten 2:0 gegen den 1. FC Köln eine beinahe unfassbare Geschichte geschrieben. Im gesamten Kalenderjahr gab es in der Bundesliga West keine Niederlage. Hat Sie der anhaltende Erfolg überrascht?
Selbstverständlich ist diese Serie eine Überraschung, weil die Ergebnisse über eine so lange Zeit unsere Erwartungen übertreffen. Das ist eine Sache, über die wir uns freuen dürfen. Grundsätzlich freuen wir uns aber über jeden einzelnen Sieg. Auch wenn wir dann immer sehr schnell den Fokus auf das nächste Spiel legen.
Was hat Ihre Mannschaft so stark gemacht?
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Unsere alltägliche Arbeit ist gut, die Jungs sind anspruchsvoll und ehrgeizig. Was uns außerdem ausgezeichnet hat, ist unsere Variabilität. Wir haben mit Spielern aus drei Jahrgängen gespielt, wir haben viele verletzungsbedingte Ausfälle und Abstellungen zu Nationalteams kompensieren müssen. Und auch das Wechselspiel von Ken Izekor und Francis Onyeka zwischen U19 und U17 hat gut funktioniert. Mit insgesamt 23 unterschiedlichen Feldspielern in der Startelf sind wir ligaweit ganz vorne. Wir konnten also bei Weitem nicht immer die gleiche Mannschaft aufbieten. Kurz gesagt: die gute Tagesarbeit des gesamten Teams und die Kapazität sich anzupassen, waren der Schlüssel zum Erfolg.
Wo kann es mit dem Team denn noch hingehen? Ist der Titelgewinn realistisch?
Ich glaube, über den Ausgang der Meisterschaft und die Qualifikation für die Endrunde werden die letzten zwei Spieltage entscheiden. Es wird sehr spannend werden.
Also ist der Erfolg letztlich reine Nervensache?
Die mentale Verfassung wird eine Rolle spielen. In den letzten Wochen der Meisterschaft werden die Jungs sicherlich die Endrunde im Hinterkopf haben. Aber das wird nicht nur unseren Spielern so gehen. Ich mache mir im Moment noch keine Gedanken darüber. Wenn wir im Frühjahr nur noch drei Spiele in der Bundesliga West zu absolvieren haben und wir noch im Rennen sind, dann werden wir uns sicherlich alle im Verein noch einmal zusätzlich pushen. Aber im Nachwuchsfußball kann viel passieren. Du kannst daher nicht die gleichen Ziele verfolgen wie im Profibereich. Unsere wichtigste Ambition ist es ja auch sowieso, die Jungs bestmöglich auszubilden und nach oben zu bringen. Zuletzt hat Ken Izekor bei den Profis debütiert, solche Dinge zählen am Ende.
Der Erfolg der Leverkusener U17 wird auch mit Ihrem Namen in Verbindung gebracht. Was sind Ihre eigenen Ambitionen?
Es wäre arrogant und falsch zu sagen, dass der Erfolg der Mannschaft in erster Linie mein Verdienst ist. Unser Erfolg geht auf die Arbeit im gesamten Verein zurück, dazu gehört auch das Wirken der Trainer, die die Spieler in früheren Jahren gecoacht haben. Und natürlich ist es abhängig von der Qualität der Jungs. Die Option zu haben, etwas zu erreichen, ist schön. Aber ich bin ein junger Trainer, ich lerne Woche für Woche dazu. Und im Moment bin ich hier in Leverkusen im richtigen Kontext tätig und glücklich. Irgendwann mal ältere Spieler zu trainieren, ist sicherlich ein Ziel, aber keinesfalls kurzfristig.
Mit Profitrainer Xabi Alonso schreibt ein weiterer Spanier bei Bayer 04 gerade eine Erfolgsgeschichte. Haben Sie einen besonderen Draht zu Ihrem Landsmann?
Es stimmt, er ist sehr erfolgreich. Und wenn wir uns zu zweit treffen, sprechen wir miteinander. Aber wir haben deshalb keine außergewöhnlich enge Beziehung zueinander.
Welche Spieler haben sich denn in den vergangenen Monaten in Ihrem Team besonders gut entwickelt?
Ich würde die Jungs des 2008er-Jahrgangs nennen. Denn an diese jungen Spieler hat man noch nicht so große Erwartungen. Zu nennen sind zum Beispiel Ben Hawighorst, Jeremiah Mensah, Jonah Berghoff und Nebe Sirak Domnic. Ich bin aber insgesamt zufrieden mit der Entwicklung aller Jungs. Melvin Ukpeigbe und Montrell Culbreath, die später hinzugestoßen sind, haben sich auch super integriert.
Wie schaut der Fahrplan für die nächsten Wochen aus?
Die Winterpause endet mit dem ersten Training am 9. Januar. Ein Trainingslager ist nicht geplant, aber einige Testspiele. Am 18. Februar geht es dann mit der Partie gegen Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga weiter.
Zur Person
Sergi Runge (30) kam im März des vergangenen Jahres aus der namhaften Nachwuchsschmiede des FC Barcelona nach Leverkusen. Bei dem spanischen Klub war er bis dahin als Co-Trainer der U-16-Mannschaft tätig. Zuvor arbeitete Runge beim costa-ricanischen Spitzenklub Liga Deportiva Alajuelense als Co-Trainer der Erstliga-Mannschaft sowie Cheftrainer des U-17-Teams.
Aufgewachsen ist er in Barcelona. Seine aktive Karriere führte ihn mit Badalona CF in die höchste katalanische Amateurliga, ehe er sich auf seine Trainerlaufbahn konzentrierte. Ein erstes Nachwuchsteam betreute Runge schon mit 16 Jahren. Bei Bayer 04 war er zunächst Co-Trainer der U17-Mannschaft, die er nun als Chefcoach führt. (wok)