Nyon – Die Technische Beratungsgruppe des Weltverbands FIFA schlägt offiziell die Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaften alle zwei Jahre vor. „Was wir vorschlagen, ist eine Neuordnung der Turniere der Konföderationen“, sagte FIFA-Direktor Arsène Wenger am Donnerstag während einer Pressekonferenz.
Der einstige Toptrainer war zuvor in Doha mit etlichen Ex-Stars des Weltfußballs zusammengekommen. Zu der Beratungsgruppe gehören auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, der frühere Bundestrainer Jürgen Klinsmann sowie Rio-Weltmeister Sami Khedira.
Idee schon älter
Dem Vorschlag zufolge sollen die Änderungen nach der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko mit erstmals 48 Nationen greifen. 2027 würden dann die Turniere der Konföderationen ausgerichtet werden, also auch die Europameisterschaft, die im jetzigen Modus erst 2028 wieder auf dem Kalender stünde. Die EM 2024 wird in Deutschland ausgerichtet. 2028 würde dann erneut eine WM gespielt werden.
Der FIFA-Kongress hatte im Mai eine entsprechende Machbarkeitsstudie für das Männer- und Frauen-Turnier auf den Weg gebracht, die aus Saudi-Arabien angeregt worden war. Unterstützung hatte der FIFA-Plan unter anderem aus Afrika erhalten - in Europa regt sich dagegen enormer Widerstand, auch in der Fußball-Bundesliga.
„Mehr ist nicht immer besser“
„Was ich davon halte? Nichts“, sagte Freiburgs Trainer Christian Streich am Donnerstagmittag, ehe Wenger gut eine Stunde später eine Online-Pressekonferenz abhielt. „Wenn sie jetzt eine WM alle zwei Jahre machen, dann weiß ich nicht mehr, wie das dann noch gehen soll.“ Bayern Münchens Sportvorstand Hasan Salihamidzic nannte den brisanten Plan „Quatsch. Ich habe mir eigentlich gedacht, dass die alle sechs Jahre kommt.“
In Europa hatten in den vergangenen Tagen etliche Organisationen opponiert – allen voran die Europäische Fußball-Union. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin ist FIFA-Präsident Gianni Infantino in Abneigung verbunden. Infantino äußerte sich am Donnerstag zunächst nicht persönlich, in einem Video hatte der Schweizer am Mittwoch aber bekräftigt, bis Ende des Jahres Klarheit anzustreben. „Mehr ist nicht immer besser“, hatte dagegen Ceferin gesagt. Die UEFA richtete am Donnerstag eine Konferenz zur Zukunft des europäischen Fußballs aus – die Neuigkeiten von der FIFA dürften kaum für Freude gesorgt haben.
„Ich mag diese Idee nicht.“
Auch die Zusammenschlüsse der Ligen in Europa (European Leagues) und weltweit (World Leagues Forum) sind gegen die Kalenderreform. Ebenso hatten sich etliche Fangruppen positioniert. „Wir würden nicht per se sagen, wir machen nicht mehr mit. Aber wir würden im Vorfeld ganz klar unsere Position beziehen. Ich bin der Meinung, dass es nicht vernünftig ist“, sagte Bayern-Präsident Herbert Hainer am Mittwoch beim SpoBis-Kongress in Düsseldorf. RB Leipzigs Trainer Jesse Marsch meinte am Donnerstag: „Ich mag diese Idee nicht.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Mit der Reform würden weitergehende Änderungen einhergehen. Wenger nannte zwei Optionen für den Kalender: Entweder gäbe es nur noch eine lange Abstellungsperiode für die Qualifikationsspiele im Oktober/November oder zwei - eine im Oktober/November und eine im März. Derzeit wird die Saison in den nationalen Ligen mehrfach unterbrochen. Auf das jüngste Quali-Fenster folgen bis zum Jahresende noch zwei weitere Anfang Oktober und Anfang November.
„Wir werden nicht die Anzahl der Spiele erhöhen“, betonte Wenger. Streich forderte genau das: „Es reicht an Spielen. Wenn wir dann schauen müssen, wie wir es gestalten, immer weniger Winterpause. Die Terminhatz ist ja unglaublich.“ (dpa)