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Tennis-AufstiegDer Kölner Oscar Otte verzaubert München und steht im Halbfinale

Lesezeit 3 Minuten
Ottemünchen

Oscar Otte nach seinem Sieg 

Köln/München – Als er nach seinem dritten Sieg in dieser Woche vor die Mikrofone schritt, hatte Oscar Otte sein Glückskäppi mit dem Propeller obendrauf angezogen und sah aus wie eine moderne Version von Karlsson vom Dach. In Abwesenheit des früh gescheiterten Top-Stars Alexander Zverev hat der Kölner im Münchner Iphitos-Club die Rolle des Publikumslieblings übernommen und die Hoffnungen auf einen deutschen Sieg auch am Freitag am Leben erhalten. Mit einem 6:1, 7:6 (7:1)-Sieg über den Chilenen Alejandro Tabilo zog Otte ins Halbfinale ein, wo er auf den Dänen Holger Rune trifft, der sensationell Alexander Zverev ausgeschaltet hatte.

„Es ist unglaublich. Was für eine fantastische Crowd hier, die Zuschauer haben mir sehr geholfen, ich freue mich extrem auf das Halbfinale morgen“, sagte Otte und machte der bayrischen Metropole eine Liebeserklärung: „Ich habe viele Freunde in München, ich bin früh angereist und fühle mich hier sehr wohl. Das Bier hier ist gut und ich mag München wirklich, aber nur fast so sehr wie Köln.“

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Mit 28 Jahren ist der rheinische Tennis-Profi in der Form seines Lebens. In der Vorwoche hatte er in Belgrad das Viertelfinale erreicht, in München zeigte der ehemalige Top-Spieler von Rot-Weiss Köln eine weitere Leistungssteigerung. Sein Achtelfinal-Sieg über den Hünen Reilly Opelka (Nr. 17 der Welt) aus den USA am Donnerstag war ein Glanzstück, an das er gegen Tabilo nahtlos anknüpfte. In kaum mehr als 20 Minuten hatte Otte den ersten Satz 6:1 gewonnen und auch davon von starken Returns profitiert, die den jungen Chilenen aus der Balance brachten. Im zweiten Satz schien beim Stand von 4:1 für Otte viel auf ein schnelles Ende des Matches hinzudeuten, ehe dem Chilenen dann das Re-Break gelang. „Ich war schon sehr nervös mit der klaren Führung, natürlich beginnt man dann nachzudenken über die Konsequenzen. Aber dann habe ich mich wieder gefangen. Und ich glaube, ich habe das ganz gut zu Ende gebracht“, erklärte Otte.

Die Konsequenzen dieses Sieges sind für den Kölner ausschließlich positiv. In der Weltrangliste wird Otte, aktuell als Nummer 62 der zweitbeste Deutsche hinter Zverev, weiter vorrücken und damit auch bei gut besetzten Turnieren um die Qualifikation herumkommen. Die harte Arbeit mit Trainer Peter Moraing in Essen zahlt sich immer weiter aus. Noch 2021 musste Oscar Otte bei fast allen ATP-Turnieren in die Qualifikation. Der Einzug ins Achtelfinale der US Open war im September eine echte Sensation, die aber im Turnier-Alltag des durch die Pandemie gebeutelten Tennis erst noch bestätigt werden musste.

„Ich bin froh, dass mir jetzt so relativ spät in meiner Karriere, nach so vielen auch gesundheitlichen Rückschlägen, der Durchbruch gelingt“, sagte Otte am Freitag, nachdem er zum ersten Mal in seiner Karriere in das Halbfinale eines ATP-Turniers eingezogen war. Und das muss noch nicht das Ende sein. Allerdings ist der 19-Jährige Zverev-Bezwinger Rune ein harter Brocken. Im Halbfinale machte er mit dem Finnen Emil Ruusuvuori mit 6:0, 6:2 kurzen Prozess.