Vor der Drittliga-Partie am Sonntag in Regensburg wirft die Mitgliederversammlung am Dienstag ihre Schatten voraus.
Nach Tod von Mäzen WernzeViktoria Köln muss sparen und sucht nach einem neuen Geldgeber
Olaf Janßen kam zu Beginn der Woche aus dem Grübeln kaum heraus, wie er etwas süffisant einräumen musste: „Ich muss natürlich überlegen, wie wir es am Wochenende taktisch machen“, bemerkte Viktorias Trainer gewohnt entspannt. „Ich habe ja nur noch 16 Feldspieler zur Verfügung.“
Vor der Partie am Sonntagmittag (13.30 Uhr, Jahnstadion) beim Spitzenreiter SSV Jahn Regensburg gehen Köln allmählich die Aktiven aus, sei es aus Verletzungsgründen oder aufgrund von Sperren. Außer Unterschiedsspieler Bryan Henning, der dem FC Viktoria nach seinem Kreuzbandriss noch bis mindestens Mai fehlen wird, reihte sich nun auch der Kapitän ins Lazarett der Versehrten ein: Moritz Fritz (30) hat sich am Donnerstag einer Operation am Meniskus unterziehen müssen und fällt ebenfalls wochenlang aus.
Abgesehen davon sahen Luca Marseiler, Michael Schultz und Stefano Russo gegen Ulm (1:3) allesamt die fünfte Gelbe Karte und werden die weite Reise nach Bayern erst gar nicht antreten.
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Die personelle Not erwischt die Kölner in einer sportlich höchst prekären Situation: Zuletzt erwies sich der Kölner Strafraum offen wie das berühmte Scheunentor, in den zurückliegenden sechs Partien musste der bemitleidenswerte Keeper Ben Voll gleich 17 Mal hinter sich greifen.
„Wir sind es selbst schuld, wie wir die Dinger im Moment reinkriegen“, kritisiert Janßen das Defensivverhalten seines Teams. „Wir müssen unser Tor wieder mit totaler Überzeugung verteidigen.“ Und ein wenig fordert der 57-Jährige von seiner Mannschaft auch ein verbessertes Wir-Gefühl ein: „Es ist eine Phase, in der wir alle ganz eng zusammenrücken müssen“, fordert Janßen.
Eng zusammenrücken, zunächst rein optisch im schmucken Vip-Pavillon, werden am kommenden Dienstag auch Holger Kirsch, Franz Wunderlich, Willy Scheer und Markus Buchcik, die auf der Mitgliederversammlung des FC Viktoria für die Vorstandswahlen kandidieren werden.
Kirsch, seit 2020 Leiter des Kölner Rosenmontagszuges, würde im Fall der Wahl das Präsidentenamt übernehmen, Buchcik, stellvertretender Vorsitzender des Wirtschaftsrates, den frei werdenden Posten des Vizepräsidenten.
Seit dem Rücktritt des langjährigen Patrons Günter Pütz vor gut einem Jahr hatten Sportvorstand Wunderlich, Kirsch und Scheer die Vereinsgeschäfte geführt. Sollte das Quartett von den Mitgliedern das Vertrauen erhalten, steht den gewählten Herren reichlich Arbeit bevor, wie Franz Wunderlich präzisiert.
„Es wird wohl die schwerste Amtsperiode eines Vorstands seit der Neugründung der Viktoria im Jahre 2010“, warnt der 60-Jährige. Nach dem Tod des langjährigen Mäzens Franz-Josef Wernze im vergangenen April muss man in Höhenberg finanziell künftig kleinere Brötchen backen, wie Wunderlich offen zugibt.
„Fakt ist, dass wir den Gürtel finanziell enger schnallen müssen. Die Zeiten, in denen uns ein Mann wie Franz-Josef Wernze auf das Äußerste unterstützt hat, wird es nicht mehr geben. Das muss jeder wissen“, sagt Wunderlich.
FC Viktoria Köln sucht nach einem Investor
Es sind deutliche Worte von Viktorias Urgestein, der als Verantwortlicher seit 14 Jahren Stellung bezieht und dies auch weiter tun möchte: „Ich habe eine tiefe Verbundenheit zum Verein“, so Wunderlich. „Wir alle wissen aber auch, dass es eine Zeit nach Franz-Josef Wernze gibt. Wir werden alles dafür tun, den Klub weiterhin gut aufzustellen.“
Bereits vor dieser Saison hat der Verein nach Informationen dieser Zeitung Ensparungen von etwa 800.000 Euro vorgenommen, in der kommenden Spielzeit wird es in Höhenberg wohl erneut zu Kürzungen im Etat kommen, sollte nicht ein Investor mit frischem Geld um die Ecke kommen. Aktuell wird der Klub von externen Beratern bei der Akquise nach möglichen neuen Geldgebern unterstützt, die Fühler reichen offenbar bis ins Ausland.
Luca Marseiler offenbar von Schalke und Nürnberg umworben
Dass die Kölner bereits in der Winterpause ihr Tafelsilber in Form von Leistungsträgern wie etwa Luca Marseiler verscherbeln werden, schließt Franz Wunderlich derweil aus: „Das ist aktuell kein Thema“, bemerkt der Sportvorstand. „Luca hat bis Sommer Vertrag und ist ein wichtiger Spieler unserer Mannschaft.“
Dem Vernehmen nach haben sich der 1. FC Nürnberg und der FC Schalke 04 nach Viktorias bestem Torschützen erkundigt – ob Marseiler tatsächlich bis zum Saisonende in Höhenberg bleibt, wird auch ein Thema für den neuen Vorstand der Viktoria sein.