Der Verkauf der El-Mala-Brüder soll ein erster Schritt auf dem Weg in Richtung einer engeren Zusammenarbeit gewesen sein.
Kölner FußballvereineViktoria hofft auf Kooperation mit dem 1. FC Köln
Knapp zwölf Kilometer Luftlinie sind es vom Rhein-Energie-Stadion bis zum Sportpark Höhenberg. Zwischen den dort beheimateten Fußballmannschaften – der 1. FC Köln und der FC Viktoria – liegt in der Saison 2024/25 nur noch ein Ab- oder Aufstieg. Und dennoch trennen den Zweitliga-Giganten mit seinen rund 140.000 Mitgliedern und den beschaulichen Drittligisten von der anderen Rheinseite Welten. Woran sich, unabhängig der Liga-Zugehörigkeit, nichts ändern wird. Deshalb gibt es auch keine Reibungspunkte zwischen den Vereinen. Sie befinden sich, anders als die Viktoria und der SC Fortuna, in gänzlich verschiedenen Sphären.
1. FC Köln setzte sich im Transferpoker gegen Borussia Dortmund durch
Nach Jahren des fast kontaktlosen Nebeneinanders hofft der Höhenberger Drittligist nun auf einen längeren und nachhaltigeren Austausch mit dem großen Nachbarn aus Müngersdorf. Die Tür zu einer engeren Zusammenarbeit geöffnet hat der Verkauf von Viktorias größten Talenten – Said und Malek El Mala – an den 1. FC Köln. Der Bundesliga-Absteiger hatte den Champions-League-Finalisten Borussia Dortmund im Transferpoker um die 17 und 19 Jahre alten Angreifer ausgestochen, die Nachwuchsnationalspieler verpflichtet und mit langfristigen Verträgen ausgestattet. Aufgrund der Transfersperre wurden die El Malas für die neue Saison zurück an die Viktoria verliehen, wo sie sich in einer vergleichsweise ruhigen Umgebung weiterentwickeln können.
„Es hat sich abgezeichnet“, berichtet Sportchef Stephan Küsters im Gespräch mit dieser Zeitung. „Bei Said hat es sich im Verlauf der Rückrunde Woche für Woche in die Richtung entwickelt. Er hat gute Leistungen in der Dritten Liga gebracht – da hatten dann natürlich schnell viele Bundesligisten ein Auge drauf. Dass es der 1. FC Köln geworden ist, ist für alle Beteiligten eine gute Sache. Die Jungs bleiben in ihrer gewohnten Umgebung und können noch ein Jahr bei uns spielen – und anschließend hoffentlich dem FC viel Freude bereiten.“
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Gute Gespräche mit Christian Keller und Thomas Kessler
Küsters berichtet von guten Gesprächen mit FC-Sport-Geschäftsführer Christian Keller Lizenzspielleiter Thomas Kessler im Zuge der El-Mala-Transfers: „Ich finde es wichtig, dass wir als Nachbar-Klubs wieder auf so einer Ebene zusammenarbeiten konnten. Mit dem Testspiel am 20. Juli zur Saisoneröffnung im Sportpark gibt es ja auch noch ein sportliches Highlight.“
So soll Stück für Stück das Fundament für eine Kooperation entstehen, in der die Viktoria in eine Art Farmteam-Rolle schlüpfen könnte. „In den Gesprächen haben wir klar gesagt: Man muss doch irgendwie zusammenarbeiten. Es ergibt für beide Seiten Sinn – man muss quasi ja nur zu Fuß über den Rhein gehen“, sagt Küsters. „Wenn wir hier jemanden haben, für den die Dritte Liga noch etwas viel ist, könnte er ja für die U 21 des FC in der Regionalliga spielen. Und umgekehrt: Wenn es beim FC für jemanden noch nicht für die Zweite Liga oder hoffentlich bald wieder Bundesliga reicht, könnte er sich bei uns in der Dritten Liga beweisen. In Höhenberg – und nicht irgendwo im Osten oder Südwesten der Republik.“
Viktoria Köln im Nachwuchsbereich auf Augenhöhe mit dem 1. FC Köln
Auf der anderen Seite hätte der FC wohl in der Regel gute Aussichten auf die Verpflichtungen großer Talente wie den El Malas. Denn im Juniorenbereich ist der Abstand zwischen FC und Viktoria viel geringer, in der abgelaufenen Saison hatten die Höhenberger den großen Nachbarn in der U-19-Bundesliga sogar überflügelt, selbst Bayer 04 Leverkusen war nicht weit weg.
Für die Viktoria wäre eine solche Kooperation in Zeiten schrumpfender Etats ein wichtiger Schritt in Richtung langfristiger Handlungsfähigkeit. Geld des 2023 verstorbenen Mäzens Franz-Josef Wernze steht dem Klub nur noch für zwei Jahre zur Verfügung, anschließend muss die Viktoria – sollte kein neuer Geldgeber gefunden werden – komplett auf eigenen Beinen stehen. Für den Etat der kommenden Saison waren die Einnahmen aus der Sommer-Transferperiode hilfreich. Die Verkäufe von Ben Voll (FC St. Pauli), Michael Schultz (Rot-Weiss Essen), Stefano Russo (Arminia Bielefeld) sowie den El-Mala-Brüdern spülten eine Rekordsumme in Viktorias Kassen.
Stephan Küsters prognostiziert schwierige Saison für die Viktoria
Deshalb wird es im Laufe der Vorbereitung auch noch weitere Zugänge geben. „Wir sind noch nicht am Ende, da wird mit Sicherheit noch etwas passieren. Wir müssen gucken, ob es noch irgendwo hakt und ob wir irgendwo nachlegen müssen. Aber wir wollen einen kühlen Kopf bewahren und gucken, was Sinn macht“, kündigt Küsters an.
Für den 52 Jahre alten Sportchef geht es in der neuen Saison nur um den Klassenerhalt. „Die nächste Saison wird vielleicht noch einmal schwieriger als die letzte. Alleine dadurch, dass wir viele erfahrene Spieler verloren haben“, sagt Küsters. „Die Liga ist noch mal etwas stärker geworden, mit Osnabrück und Rostock, die runtergekommen sind. Dazu Dresden, das drinnen geblieben ist. Und Aachen und Cottbus sind keine normalen Aufsteiger. Da steckt schon viel Wucht drin. Vom Etat her sind wir wohl im unteren Drittel, wenn alle Summen stimmen, die man so hört. Aber ein Etat steigt nicht auf und ein Etat steigt nicht ab. Die Qualität der Spieler ist entscheidend.“