Nach 1:2-Niederlage in IngolstadtFassungslosigkeit bei Viktoria Köln
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Köln – Mit beinahe entrücktem Blick starrte Timmy Thiele gen Boden. Der Angreifer des Fußball-Drittligisten FC Viktoria Köln verstand die Welt nicht mehr und fand kaum Worte für die Ereignisse in den Minuten zuvor: „Ich fühle mich komplett leer“, stammelte der 29-Jährige nach der in ihrer Entstehung völlig grotesken 1:2 (1:0)-Niederlage beim FC Ingolstadt.
Thiele brauchte einige Augenblicke, um sich zu sammeln, sprach dann aber weiter: „Mit dieser Geschlossenheit hätten wir die drei Punkte verdient gehabt. Dass dann auch noch der gegnerische Torwart ein Tor schießt, kann im Moment wohl nur uns passieren.“
Auch Olaf Janßen, seit Montag Kölns Trainer und Nachfolger des vor zwei Wochen freigestellten Pavel Dotchev, konnte sich an eine Partie wie am Samstag kaum entsinnen: „Ich habe gerade versucht, in meinen Erinnerungen zu kramen, habe Vergleichbares aber nicht gefunden“, meinte der Coach, der trotz der deprimierenden Pleite nicht ernüchtert wirkte: „Meine Mannschaft hat ein Spitzenteam gequält“, befand der 54-Jährige. „Was in den vergangenen Monaten gefehlt hat, war heute da. Es ist ein Team geboren.“
Die Viktoria trat bei den favorisierten und aufstiegswilligen Bayern tatsächlich kompakt, dicht gestaffelt und konzentriert auf. Die Führung durch Thiele nach feiner Vorarbeit des kämpferisch tadellosen Kapitäns Mike Wunderlich (12.) spielte den Höhenbergern in die Karten. Zwar hatte auch Ingolstadt Möglichkeiten zum Ausgleich; es hätte sich aber niemand beschweren können, wäre die Viktoria zur Pause bereits enteilt: Thiele lupfte den Ball knapp am linken Pfosten vorbei (28.), der ansonsten eher unauffällige René Klingenburg köpfte die Kugel an den Pfosten (29.), erneut Thiele scheiterte mit einem Kopfball an FCI-Keeper Fabijan Buntic (33.).
Wunderlich trifft die Latte
Der FC Viktoria war drauf und dran, nach sieben sieglosen Begegnungen endlich einmal wieder eine Partie für sich zu entscheiden. Wunderlich hätte die Partie entscheiden können, sein Schuss klatschte jedoch an die Latte (69.). Erst in der Schlussphase witterte der Tabellenzweite Morgenluft, zunächst scheiterte Fatih Kaya im Eins gegen Eins am glänzend reagierenden Kölner Keeper Sebastian Mielitz (74.) – und dann brach die Nachspielzeit an, die alles auf den Kopf stellen sollte: Buntic stürmte vor dem letzten Eckstoß des Spiels wie besessen in den Kölner Strafraum, sprang von einem Bein auf das andere und traf: Ingolstadts Angreifer Stefan Kutschke konnte die Kugel nicht kontrollieren, Buntic bekam den Ball und drosch ihn aus der Drehung zum Ausgleich in den linken Winkel (90.+3).
Der 23-jährige Kroate lief jubelnd über das Feld und ließ sich herzen. Die Viktoria sank nach diesem Tiefschlag in sich zusammen, verlor die Ordnung und kassierte einen weiteren Gegentreffer (90.+4): Luca Stellwagen beging einen Stellungsfehler, Canniggia Elva bedankte sich und schob den Ball zum 2:1 ins linke Eck. Kölns Spieler hockten nach dem Schlusspfiff auf dem zerfurchten Feld, Olaf Janßen flüchtete sich dennoch in Optimismus: „Wenn wir diesen brutalen Tiefschlag aushalten und wieder aufstehen, hatte das Ganze vielleicht etwas Gutes.“FC Viktoria: Mielitz - Koronkiewicz, Schultz, Rossmann, Stellwagen - Lorch (50. Fritz), Klingenburg - Risse, Wunderlich (90. Klefisch), Cueto - Thiele (83. Bunjaku). – Tore: 0:1 Thiele (12.), 1:1 Buntic (90.+3), 2:1 Elva (90.+4).