Der Höhenberger Drittligist ist rundum zufrieden mit dem Test gegen den 1. FC Köln – auch, weil die Viktoria das bessere Team war. Die Neuzugänge überzeugen.
3:3 im DerbyViktoria Köln hat den FC am Rande der Niederlage – Vrenezi glänzt
Im Schatten einiger Pavillons drängten sich die Profis des FC Viktoria Köln am Samstagnachmittag auf Bierbänke und erfüllten die Autogrammwünsche der Fans – parallel gab es beim 120-jährigen Jubiläum des rechtsrheinischen Klubs Freibier am Sportpark Höhenberg. Die Stimmung war also prächtig beim Drittligisten und seinen Anhängern.
Dazu hatte auch das Vorbereitungs-Highlight der Viktoria beigetragen, ein spektakuläres 3:3 gegen den großen Nachbarn 1. FC Köln. Während beim Bundesliga-Absteiger die Laune wegen der schweren Verletzung von Florian Kainz deutlich eingetrübt war, sah man bei Viktorias Vertretern fast ausschließlich strahlende Gesichter – allen voran beim Trainer.
„Wenn ich überlege, dass ich vor fünf Wochen mit über zehn Abgängen und zehn Neuen dastand und keiner wusste, wo die Reise hingeht. Und dann sehe ich heute das Spiel – da bin ich rundum zufrieden“, lobte Olaf Janßen. Der Coach hatte vor 6214 Zuschauern im Sportpark seine A-Elf ins Test-Derby geschickt. Gegen die B-Auswahl des FC war die Viktoria sofort überlegen und ging nach einem schönen Angriff über die linke Seite, einer Vorlage von Neuzugang Albion Vrenezi und einem präzisen Abschluss von Florian Engelhardt in der vierten Minute in Führung.
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Schreckmoment für Viktoria Köln und Kevin Rauhut
Es folgte der einzige kleine Schreckmoment aus Viktoria-Sicht. Im Anschluss an eine Flanke rasselten Torhüter Kevin Rauhut und Verteidiger Lars Dietz mit den Köpfen zusammen, der Keeper zog sich eine Platzwunde zu und wurde minutenlang behandelt. „Es war ein Cut. Der Doc hat gesagt, dass man die Wunde nicht so einfach tackern kann. Er hatte dann Angst, dass es wieder anfängt zu bluten“, sagte Janßen, der Rauhut runternahm und Nachwuchskeeper Oskar Hill ins Spiel brachte. „Kevin wollte natürlich weiterspielen. Er war erstmal etwas sauer, hat sich dann aber beruhigt.“
Weil Viktorias Stammkeeper Dudu den Drittliga-Saisonstart am 4. August gegen Dynamo Dresden (13.30 Uhr) wegen eines Muskelbündelrisses aller Voraussicht nach verpassen wird, wäre ein Ausfall Rauhuts – der gleichzeitig Viktorias Torwarttrainer ist – doppelt bitter. Doch wenig später sah man den 34-Jährigen bereits wieder an der Seitenlinie entlanglaufen. Seine Auswechslung war vor allem eine Vorsichtsmaßnahme.
Oskar Hill startet unglücklich, steigert sich aber – Olaf Janßen prophezeit große Zukunft
Sein 18 Jahre alter Ersatzmann Hill ermöglichte mit einer verpatzten Klärungsaktion nach einer Flanke den Ausgleich durch Sargis Adamyan (19.), kämpfte sich anschließend besser in die Partie. „Als Torwart, der noch in der U19 spielt, plötzlich auf so einer Bühne zu stehen und gegen den 1. FC Köln zu spielen, ist etwas ganz Besonderes“, so Janßen. „Ich glaube, dass Oskar eine große Karriere vor sich hat, wenn er so weiter macht.“
Die Viktoria blieb das bessere Team, vergab aber diverse gute Chancen. Der FC produzierte immer wieder Fehler in allen Mannschaftsteilen, ging durch ein Tor von Dominique Heintz im Anschluss an eine Ecke dennoch 2:1 in Führung (43.) – obwohl der Zweitligist bis dato keine Möglichkeit herausgespielt hatte. Nach der Pause erhöhte Florian Dietz per Kopf auf 3:1 (47.), die Partie schien entschieden.
Doch die Gastgeber wehrten sich und kämpften sich zurück ins Spiel. Nach gutem Einsatz von Tyger Lobinger und Said El-Mala, dem künftigen FC-Profi, verkürzte der starke Vrenezi von der Strafraumkante auf 2:3 (51.). Nach einer Stunde tauschte Coach Janßen jeden seiner Feldspieler aus. Doch im Gegensatz zum FC funktionierte bei der Viktoria auch der zweite Anzug. Neuzugang Semih Güler erzielte nach Vorarbeit von Thomas Idel in der 74. Minute das 3:3.
1. FC Köln bringt Spiel in doppelter Unterzahl zu Ende
Der FC, nach Kainz‘ Verletzung und einem Platzverweis gegen Jan Thielmann wegen einer Notbremse in doppelter Unterzahl, stellte sich in den letzten Minuten hinten rein und brachte das 3:3 über die Zeit. „Wir hatten noch drei, vier hochkarätige Torchancen. Wir hätten das Spiel gewinnen können“, sagte Trainer Janßen. Doch verärgert war der Coach nicht. Vielmehr hatte er eine wichtige Antwort für sich gefunden: „Es stand ja etwas die Frage im Raum: Sind wir vorbereitet auf diese extrem schwere Saison in der Dritten Liga? Wenn man uns zuguckt, dann sieht man, dass wir bereit sind.“
FC Viktoria: Rauhut (14. Hill) – May (60. Koronkiewicz), Greger (60. Pytlik), Dietz (60. Keita), Cabral (60. Schulz) – Engelhardt (60. Henning), Lofolomo (60. Fritz) – S. El Mala (60. M. El Mala), Vrenezi (60. de Meester), Handle (60. Idel) – Lobinger (60. Güler). – 1. FC Köln: Schwäbe – Schmid (60. Thielmann), Smajic, Pauli (46. Hübers), Heintz – Chistensen (60. Martel) – Ljubicic (30. Huseinbasic, 60. Kainz), Olesen (46. Wäschenbach) – Adamyan (46. Potocnik) – Dietz (60. Downs), Tigges (60. Lemperle). – Zuschauer: 6214. – Tore: 1:0 Engelhardt (4.), 1:1 Adamyan (19.), 1:2 Heintz (43.), 1:3 Dietz (47.), 2:3 Vrenezi (51.), 3:3 Güler (74.). – Rote Karte: Thielmann (89.).