Der Argentinier ist einziger amtierender Weltmeister der Bundesliga, aber das hilft ihm bei Bayer 04 erstmal nicht weiter
Weltmeister zurückExequiel Palacios hat bei Bayer noch nichts bewiesen
Es schaut nicht alle Tage ein amtierenden Weltmeister bei Bayer 04 Leverkusen im Training vorbei. Und noch viel seltener als Teil der Werkself. Bevor Exequiel Palacios mit Argentinien den Titel in Katar gewonnen hat, war Lucio 2002 der einzige Fußball-Profi, der Weltmeister wurde, während er bei Bayer 04 unter Vertrag stand. Entsprechend fiel am Dienstag die Begrüßung für Exequiel Palacios aus: Die Kollegen standen beim Trainingsauftakt des Jahres 2023 Spalier, ein kleiner Fan kam mit einem nachempfundenen WM-Pokal aus Plastik. Und beim Mitarbeiteressen des Klubs stellten sich Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes und Xabi Alonso mit dem Hochdekotierten zum Foto auf.
Innerhalb weniger Tage war Exequiel Palacios in mehrere Welten geworfen worden: In Katar mit seinem Team um Superstar Lionel Messi auf den Fußball-Thron; nach der Ankunft in Buenos Aires in einen nationalen Freudentaumel, vor dem irgendwann die argentinischen Sicherheitskräfte kapitulierten. Und kurz nach Neujahr in einen Alltag neben der Leverkusener Stelzenautobahn, der ohne Diskreditierung als grau im Vergleich zur argentinischen Orgie in der Nationalfarbe Himmelblau bezeichnet werden darf.
„Das war im Grunde genommen der schwierigste Teil“, gab der Spieler am Dienstag im ersten Gespräch nach seiner Ankunft in Deutschland zu, „ich habe das Allergrößte erreicht, was man als Fußballer erreichen kann. Jetzt muss ich wieder runterkommen und Tag für Tag arbeiten, um hier mit der Mannschaft voranzukommen.“ Auch der Gedanke, dass er als einziger amtierender Weltmeister in den Re-Start der Bundesliga geht, hilft ihm nur kurz: „Ich habe das wahrgenommen, dass ich der einzige bin. Und ich bin auch sehr stolz darauf. Aber ich muss jetzt hier weiterarbeiten und das Beste für die Mannschaft herausholen.“
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Der umjubelte Weltmeister, dessen Anteil am Titel in Katar 47 Minuten Nettospielzeit betrug, ist selbst auch ein Symbol für die Probleme von Bayer 04. Im Winter 2020 mit großen Hoffnungen für knapp 20 Millionen Euro gekommen, hat Exequiel Palacios den Durchbruch immer noch nicht geschafft. Seine durch schwere Verletzungen getrübte Bilanz lautet in allen Wettbewerben nach genau drei Jahren Leverkusen: 65 Spiele, 3458 Minuten, 53,2 Minuten Einsatzzeit pro gespieltem Spiel. Auch in der Bundesliga hat Palacios in seinen bislang 45 Einsätzen nur rund 50 Minuten pro Partie auf dem Feld gestanden.
Den Durchbruch bei Bayer hat der Weltmeister noch nicht geschafft
Zudem steht bis heute die Frage im Raum, was für eine Art defensiver Mittelfeldspieler er ist: Ein abräumender Sechser oder ein umschaltender Achter, ein Profi mit Qualitäten eher im Laufspiel und Zweikampf oder Passspiel und Auge für die Räume? Obwohl der 24-Jährige schon einzelne überzeugende Spiele gezeigt hat, ist all das noch nicht geklärt.
Weltmeister wird Exequiel Palacios für immer bleiben, ob aus ihm aber ein Starspieler im Trikot der Werkself wird, muss sich erst noch erweisen – falls er seinen Vertrag bis 2025 erfüllt. Die Chance, dass der 23-malige argentinische Nationalspieler in Mönchengladbach am 22. Januar um 17.30 Uhr auf dem Platz stehen wird, ist allerdings sehr groß. Denn auch im defensiven Mittelfeld wird Trainer Xabi Alonso seinem Team eine neue Stabilität verleihen müssen, um an die angestrebte Aufholjagd in Richtung Europapokalplätze denken zu können.
Dazu kommt die große Unbekannte im Sturm: Patrik Schick. Auch am Dienstag war der seit fast einem Jahr von Adduktorenproblemen heimgesuchte Torjäger nicht auf dem Trainingsplatz zu sehen. Während die Kollegen – angeblich durch strenge Trainingspläne mit elektronischer Überwachung über Weihnachten fit geblieben – die erste Einheit des Jahres absolvierten, arbeitete der Tscheche hinter den Mauern der Bay-Arena an seiner Wiederherstellung. „Wir machen kleine Schritte, aber wir machen sie vorwärts und Patrik ist auch guter Dinge“, erklärte Geschäftsführer Simon Rolfes, der die Übungseinheit wie fast täglich am Platz verfolgte. Ob es beim zweitbesten Bundesliga-Torjäger der Vorsaison für Mönchengladbach reicht, ist allerdings nicht absehbar. „Die Hoffnung ist, dass er zeitnah spielen kann. Gladbach wäre natürlich ideal.“