Köln – Die Corona-Pandemie hat tiefe Spuren in der Bilanz der Kölner Messe hinterlassen. Seit März 2020 konnten auf dem Deutzer Gelände keine eigenen Veranstaltungen vor Ort mehr stattfinden. Mit Auslands- und Gastmessen kam Köln auf nur 20 statt wie noch 2019 78 Termine, Flaggschiffe wie die Möbelmesse oder Gamescom konnten physisch nicht stattfinden.
Herbe Einbrüche
Und so musste das Unternehmen im vergangenen Jahr massive Einbrüche hinnehmen. Nur 94,3 Millionen Euro betrug der Umsatz, der Verlust 2020 summiert sich auf 109,6 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2019 hatte die Kölner Messe noch 413 Millionen Euro umgesetzt und mehr als 30 Millionen Euro Gewinn gemacht.
„Aufgrund der vielen erfolgreichen Vorjahre sind wir zumindest stark in die Krise gegangen“, sagte Messechef Gerald Böse bei der virtuellen Bilanzpressekonferenz. Das einst hohe Eigenkapital des Unternehmens von mehr als 250 Millionen Euro wurde im Krisenjahr 2020 allerdings fast zur Hälfte aufgebraucht. Es reiche aber aus, um auch die bisher bekannten und eventuell weitere Ausfälle in 2021 zu tragen, sagte Finanzchef Herbert Marner. Dies gelte vorerst auch für die Liquidität. „Bei weiter andauernden Messeverboten werden wir in 2022 gegebenenfalls weiteren Finanzierungsbedarf haben“, sagte Marner.
Umsatzniveau von 1986
Mit Blick auf den Umsatz sei die Messe auf das Niveau des Jahres 1986 zurückgefallen, sagte Gerald Böse. Es werde schwer, sich da wieder raus zu arbeiten. Um die Kosten zu senken, gilt seit April 2020 im Unternehmen Kurzarbeit, ein Einstellungsstopp sowie ein straffes Sparprogramm. Im Ausland wurden vereinzelt Stellen abgebaut, am Sitz in Köln ist dies bislang nicht der Fall. Im Jahresschnitt waren bei der Messe und den elf Auslandsgesellschaften rund 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.
„Hier in Köln konnten und wollen wir alle Beschäftigten behalten, auch, weil wir sie für den Neustart brauchen“, sagte Messechef Gerald Böse. Allerdings, so Böse, je länger die Krise dauere, desto schwieriger werde es, diese Position zu halten. Ein Stellenabbau könne also nicht ausgeschlossen werden.
Ausbau digitaler Angebote
Die Messe setzt auch weiterhin auf den Ausbau digitaler Angebote. Gamescom oder Dmexco fanden bereits ausschließlich virtuell statt. In hybriden Formaten sieht das Unternehmen die Zukunft seines Geschäftsmodells. „Wir müssen die analogen und die digitalen Welten zusammenführen“, sagte Geschäftsführer Oliver Frese. So wolle man künftig ganzjährige Plattformen für die jeweiligen Branchen im Netz einrichten. „Die physische Messe vor Ort einmal im Jahr wird dann das Highlight sein“, so Frese. Noch bleiben die Umsätze der digitalen Angebote aber hinter denen physischer Messen zurück. Künftig setzt die Messe auch auf das Sammeln von Daten, um Besucher und Aussteller zielgenauer zusammenzuführen.
Auch die Aussichten für das laufende Jahr sind pandemiebedingt wenig erfreulich. Bis Ende August mussten erneut alle Veranstaltungen in Köln abgesagt werden. Und so kalkuliert das Unternehmen mit einem Umsatz deutlich unter 200 Millionen Euro und einem Verlust im dreistelligen Millionenbereich.
Eigentümer geben 120 Millionen für Kongresszentrum
Ungeachtet dessen hält die Messe an ihrem Investitionsprogramm Koelnmesse 3.0 fest. Die neue Halle 1 ist fertig. Von den veranschlagten rund 700 Millionen Euro für das gesamte Sanierungsprogramm sei bereits die Hälfte investiert worden, so Finanzchef Herbert Marner. Weitere 100 Millionen haben man geschoben und den gesamten Bauzeitraum um vier Jahre auf 2034 gestreckt.
Für den Bau des Kongresszentrums Confex haben die Eigentümer Stadt Köln und Land NRW dem Unternehmen eine Eigenkapitalspritze in Höhe von 120 Millionen Euro bewilligt. Ab 2024 soll die Multifunktionshalle neue Events, Kongresse und Messen nach Köln bringen. Welche das konkret seien, dazu wollte sich die Geschäftsführung zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht äußern.
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In die Pläne, darüber hinaus eine neue Hauptverwaltung zu bauen, ist durch einen Eigentümerwechsel des alten Messehochhauses Bewegung gekommen. Der neue Investor ist offenbar bereit – im Gegensatz zum Vorgänger – in das markante Gebäude zu investieren. Und so ist nun auch der Verbleib in der Immobilie denkbar geworden. „Wir prüfen die wirtschaftlichen Vor- und Nachteile und müssen sehen, ob das Haus auch den veränderten Anforderungen des neuen Arbeitens nach Corona gerecht wird“, so Messechef Böse.