Köln – 70 Jahre lang fand sie in Köln statt, zog Hunderttausende Fotofans nach Köln – jetzt hat sich die Kölner Messe dazu entschieden, die Photokina „bis auf Weiteres“ aus dem Programm zu nehmen.
„Die Rahmenbedingungen der Imaging-Branche bieten leider aktuell keine tragfähige Basis der internationalen Leitmesse für Foto, Video und Imaging“, sagte Messechef Gerald Böse am Freitag. „Die Photokina nach einer 70-jährigen gemeinsamen Geschichte auszusetzen, ist uns sehr schwergefallen. Aber wir stellen uns der Sachlage mit einer klaren, ehrlichen Entscheidung gegen die Fortsetzung der Veranstaltung, die leider für uns ohne Alternative ist.“
Umsatzeinbrüche im Markt
Schon vor der Pandemie kämpfte der Fotomarkt mit Umsatzeinbrüchen im zweistelligen Prozentbereich. Schuld ist der Smartphone-Boom: Denn während zuletzt zwar so viele Fotos geschossen wurden wie noch nie, schafften sich in Zeiten guter Handykameras immer weniger Menschen einen Fotoapparat an. „Die Dynamik hat sich 2020 massiv verstärkt und war zuletzt mit einem Minus im Bereich um 50 Prozent verbunden“, sagte Messe-Geschäftsführer Oliver Frese.
Das Konzept der Photokina sei zwar grundlegend angepasst worden, die hohen Investitionen und eine Änderung des Turnus hätten die Situation letztlich aber nicht grundlegend verbessern können. Ursprünglich war geplant gewesen, die Messe von einem zweijährlichen in einen jährlichen Rhythmus zu überführen und eine jüngere Zielgruppe in den Blick zu nehmen. Als erster Termin für das neue Konzept war Mai 2020 vorgesehen gewesen – pandemiebedingt musste er aber wieder abgesagt werden.
Alle Messen bis Ende Februar abgesagt
Diese Zeit der Absagen hält auch abseits der Photokina weiter an: Am Freitag gab die Kölner Messe ihre Entscheidung bekannt, alle Eigenveranstaltungen bis Ende Februar nicht durchzuführen. Betroffen sind die Süßwarenmesse ISM und die dazugehörige Prosweets Cologne sowie die Reitsportmesse Spoga Horse und die Eisenwarenmesse. Auch die Comic Con Experience Cologne (CCXP) werde nicht stattfinden. Sie war zwar erst auf den Juni terminiert, sei aber als „Branchenparty mit hoher Überseebeteiligung“ im Jahr 2021 nicht durchführbar.
„Die Entwicklung der Pandemie und der anhaltend harte Kurs der Corona-Politik zwingt uns zu diesen einschneidenden Maßnahmen“, sagte Böse. „Sie sind zwingend notwendig, wenn wir langfristig die Existenz und auch wieder den Erfolg des Messestandorts Köln sicherstellen wollen.“
Große Verluste erwartet
Nach mehreren Rekordjahren wird die Messe 2020 wohl einen der schwersten Verluste in der Unternehmensgeschichte hinnehmen müssen. Zuletzt rechnete das Unternehmen nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit einem Minus von rund 125 Millionen Euro. Im Januar hatte es noch einen Umsatz von mehr als 400 Millionen Euro in Aussicht gestellt.
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Seit März haben auf dem Firmengelände jedoch keine physischen Messen mehr stattgefunden. Die weltweit größte Computerspielmesse Gamescom und die Dmexco, Fachmesse für digitales Marketing und Werbung, fanden in diesem Jahr digital statt. Auch nach der Pandemie will die Messe verstärkt auf hybride Formate setzen, die digitale und analoge Elemente vereinen.