Köln – Im Jahr 2006 rief das ZDF die Deutschen auf, darüber zu entscheiden, was ihr begehrtester Ort ist. Damit war nicht Leverkusen oder Lindlar gemeint, sondern ein Gebäude. Fast 350 000 Menschen nutzten die Möglichkeit, ihr Votum zu ihrem Lieblingsort abzugeben.
Für Kölner dürfte das kaum überraschend sein: Der Kölner Dom ist der beliebteste Ort Deutschlands. Kein Wunder, dass diverse Institutionen, Firmen und Vereine daher seit eh und je den Kölner Dom auch als ihr Markenzeichen nutzen oder ihn zumindest integrierten.
Unter ihnen gibt es sehr Bekannte, deren Logo jedem Kind ein Begriff, und auch Unbekannte, wo man den Dom nur erahnen kann. Und es gibt noch existente und längst verschwundene.
Weitgehend in Vergessenheit geraten als Träger des Doms im Wappen ist Kölns größter Arbeitgeber, die Ford-Werke. „Die Autos haben doch diese Pflaume im Kühlergrill“ werden manche sagen, und natürlich stimmt das auch. Aber es war nicht immer so. Das Oval gab es zwar ab 1907, in Deutschland wurde es ab 1933 um den Zusatz „Deutsches Erzeugnis“ ergänzt. Doch ab 1939 wurde die US-Pflaume in Deutschland verbannt. „Der amerikanische Mutterkonzern wollte sich somit schon optisch von der mittlerweile erwachsenen und eigenverantwortlichen Ford-Tochter aus Deutschland abheben. Die Pflaume war fortan nur der US-amerikanischen Ford Motor Company vorbehalten; das deutsche Pendant nannte sich ab Juli 1939 „Ford Werke AG, Köln“. „Als Markenzeichen fungierte der Ford-Schriftzug mit dem stilisierten Kölner Dom und den Ford-Werken in einem wappenähnlichen Gebilde“, heißt es auf der Historienseite der Ford-Werke. Erst um 1962 löste die Pflaume das Dom-Wappen wieder ab.
Pfeifer & Langen
Auf den ersten Blick nicht unbedingt als Dom erkenntlich ist ein anderes Traditionslogo Kölns: Das des Zuckerherstellers Pfeifer & Langen. „Unser Zuhause, Köln, prägt seit den Anfängen auch unseren Markenauftritt. So wie der Dom das Wahrzeichen der Stadt ist, stehen in unserem Firmenlogo zwei Zuckerhüte – in Anlehnung an die beiden Türme der Kathedrale“, heißt es von der Firma. Kurios dabei: Als Pfeifer & Langen 1870 gegründet wurde war der Dom mit seinen beiden charakteristischen beiden Turmspitzen noch gar nicht fertig, das war erst zehn Jahre später der Fall. Auch die Verpackungen von Kölner Zucker und Diamant Zucker stehen im Zeichen der Dom-Silhouette: „Für uns ein Symbol für Tradition und Wertarbeit.“
Stadt Köln
Was passiert, wenn man den Dom aus einem Logo entfernt, musste die Stadtverwaltung im Frühjahr 2022 bitter erfahren. Die Kölner Stadtverwaltung hatte sich ein neues Logo zugelegt – und verzichtete dabei auf die Darstellung der charakteristischen Spitzen des Doms. In der traditionsbewussten Rheinmetropole schlug das neue Erscheinungsbild hohe Wellen. Köln ohne Dom? Unvorstellbar. Dementsprechend hoch kochten die Emotionen nach der Ankündigung der Kölner Stadtverwaltung, die weltberühmten Turmspitzen ab Juli aus dem offiziellen Stadt-Logo zu streichen. Es sei nicht mehr zeitgemäß, habe eine Marktanalyse ergeben, sondern „altbacken, sperrig, emotionslos“. Schlagwörter, die in Köln vor allem einen Mann auf die Palme brachten: Alt-OB Fritz Schramma. Für ihn Pflichtelemente: die Farben rot-weiß, der Adler, der Schriftzug „Stadt Köln“ und eben der Dom. „Ich rufe die Kölner und Kölnerinnen auf, sich gegen diese Modernisierung des Logos zu wehren und zu protestieren.“ Viele prominente Kölner pflichteten Schramma bei. In Hürth nahm man das zum Anlass für einen Aprilscherz. Man zeigte das eigene Stadtlogo „Hürth“ mit dem Ü als Dom, Begründung: Man könne ihn von dort besser sehen als aus Köln.
Messe Köln
Auch die Messe Köln warf den Dom aus dem Logo und ersetzte ihn durch einige grüne Punkte, der Aufschrei war ähnlich. Der ehemalige Dompropst Bernard Henrichs, Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner und viele Kölner Bürger äußerten damals ihr Unverständnis, warum der Dom als Wahrzeichen aus dem Logo getilgt wurde.
Dom Kölsch
Den Fehler, den Dom zu streichen, machte ein anderer Akteur nicht: Jene Biermarke, die die Kathedrale im Namen trägt: Dom Kölsch. 2013 wurde die Marke von der Radeberger Gruppe gekauft und einige Jahre später ein neues Design geschaffen. Die Etiketten wurden rot statt grün, der Dom hinter dem gleichlautenden Schriftzug aber ragt weiterhin auf Gläsern und Flaschen.
Deutz AG
Etwas konfus ist es beim Kölner Traditionsunternehmen Deutz. Dieses fusionierte 1936 mit dem Ulmer Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen, Magirus zu Magirus Deutz. In deren Logo prangt das Ulmer Münster, das zum Verdruss der Kölner vier Meter höher ist als der Dom. Entsprechend wurden rechts und links vom Logo die Spitzen der Dom-Türme gezeigt. Magirus gibt es längst nicht mehr als eigene Firma. Dessen Logo hat aber bei der Kölner Deutz AG überlebt. Einziger Haken an der schönen Geschichte: Die zwei kleinen Turmspitzen stellen entgegen landläufiger Meinung gar nicht den Kölner Dom dar, sondern bilden ein M, für die einstige Firma Magirus. So kommt es, dass Deutz sich bis heute als einziges Kölner Unternehmen nicht mit dem Dom, sondern mit einer fremden Kirche im Logo schmückt, die auch noch höher als der Dom ist.
Effzeh
Einer darf in der langen Reihe natürlich nicht fehlen: Selbstverständlich trägt der 1. FC Köln den Dom im Vereinslogo. Und zwar egal ob in dem Wappen mit Geißbock oder ohne: Der Dom hinter den Buchstaben „1. FC“ ist natürlich sakrosankt.
Das fast jüngste Domlogo gab sich 2020 die Feuerwehr Köln – der Dom neben einem Adler, Wappentier der Stadt in stilisierter Version.
Zoo
Eine der elegantesten Möglichkeiten, den Dom im Logo unterzubringen fand der Kölner Zoo. Der gab sich im Jahr 2007 ein neues Emblem. Statt zwei Lemuren finden sich im „neuen“ Logo ein Elefant, ein Nashorn, eine etwas deformierte Silhouette einer Giraffe sowie das Wahrzeichen der Stadt, der Kölner Dom. Giraffe, Nashorn und Dom zusammen schaffen es erst, dass der Elefant als solcher zu erkennen ist, eine sogenannte Negativ-Positiv-Lösung, etwa so wie beim Yin und Yang-Logo. Entwickelt wurde das neue Erscheinungsbild von der Essener Agentur Design Ahead.