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Aktien sind im freien FallBörsen-Experten raten dringend von Verkauf ab

Lesezeit 4 Minuten
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Aktienhändler an der New Yorker Börse

  1. Seit Tagen verlieren Aktien weltweit an Wert – am Donnerstag ging es beim Dax zeitweise mit zehn Prozent ins Minus.
  2. Experten wie Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater raten, jetzt nicht die Nerven zu verlieren.
  3. Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen für Anleger.

Köln/Frankfurt – Kleinanleger werden sich in den vergangenen Tagen beim Blick in den Börsenteil der Zeitung die Haare gerauft haben. An den Börsen herrscht Panik. In Frankfurt am Main notierte der Deutsche Aktienindex am Donnerstag mehr als zwölf Prozent im Minus und fiel auf 9161,13 Punkte. Die Kurse sind im freien Fall. Einen Überblick, was passiert ist, und Ratschläge, was Aktionäre nun tun sollten, finden Sie hier:

Was ist an den Börsen geschehen?

Die weltweite Coronavirus-Pandemie drückt die Aktienkurse weiter tief in die roten Zahlen. Und das nur drei Tage nach dem sogenannten schwarzen Montag, als die Börsen erstmals deutlich in die Knie gingen. Der Deutsche Aktienindex (Dax), der zu Beginn der Jahres noch Rekordhöhen erklommen hatte, rutschte am Donnerstag zum ersten Mal seit Sommer 2016 unter die Marke von 10.000 Punkten. Auch an den Handelsplätzen in Paris und London ging es weiter abwärts.

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Welche Aktien waren besonders betroffen?

Unter Druck stand nach dem von US-Präsident Donald Trump verkündeten Einreisestopp für Europäer vor allem die Luftfahrtbranche. So fiel etwa die Lufthansa-Aktie am späten Vormittag in Frankfurt am Main zeitweilig unter neun Euro – ein Minus von 11,8 Prozent. In Paris notierten die Anteilsscheine des französisch-niederländischen Luftfahrtkonzerns France-KLM vorübergehend mehr als zehn Prozent im Minus und waren nur noch 4,37 Euro wert. In London rutschten die Titel der British-Airways-Mutter IAG ebenfalls zweistellig ab. „Generell sind besonders Firmen aus den Bereichen Transport, Tourismus, Gastronomie und Messen betroffen“, sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka, dem Wertpapierhaus der deutschen Sparkassen.

Was sind die Ursachen des Crashs?

Ganz eindeutig das Coronavirus. Oder besser gesagt, dessen mögliche Folgen für die Konjunktur in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres. „Insbesondere die Unsicherheiten über den weiteren Verlauf der Pandemie haben die Konjunkturaussichten in der ersten Jahreshälfte auf den Kopf gestellt“, sagte Kater. Er spricht von einer „Blitzrezession“. Noch nie sei eine Trendwende an den Märkten so plötzlich aufgetreten wie mit der Ausbreitung des Coronavirus.

Was verschärfte die Krise gestern?

Donald Trumps Ankündigung, der zur Eindämmung der Pandemie ein 30-tägiges Einreiseverbot für die 26 Länder des europäischen Schengenraums verhängt hatte, habe die Anleger „unerwartet“ erwischt, kommentierte Analyst Vincent Boy von IG France. Der Schritt berge nun die Gefahr, weitere „protektionistische Tendenzen“ von Staaten anzufachen. Weitere Einschränkungen würden sich dabei insbesondere auf die ohnehin schon gebeutelte Reise- und Tourismusbranche auswirken. Die Angst, dass andere Länder dem Beispiel Trumps folgen könnten, „lähmt die Börse“, erklärte Analyst Timo Emden. So ist die weitere Eskalation am Donnerstag zu erklären.

Gibt es auch andere Gründe als Corona?

Ja, aber nachgeordnet. Der Dax war seit Monaten gestiegen, zuletzt auf seinen bisherigen Höchststand von 13.789, das war am 19. Februar, vor weniger als einem Monat.

Wann ist die Talsohle erreicht?

„Wenn China die Blaupause für den Verlauf ist, dann ist jetzt in Europa der Höhepunkt der Krise erreicht“, sagte Kater. In China ist Corona zwar nicht vorbei, doch viele Firmen produzieren nach einem Stopp wieder, entsprechend reagierten auch die Märkte. Allerdings erreiche Corona gerade die USA. Also könnte es an den Börsen noch eine dritte Welle des Verfalls der Kurse geben. Viele Analysten deuteten an, dass sich das Blatt in etwa drei Wochen wenden wird, wenn die Corona-Folgen berechenbar seien. „So lange schauen die Börsen auf die neuen Infektionszahlen“, sagte Kater.

Was sollten Aktionäre nun tun?

„Kleinanleger sollten auf keinen Fall ihre Bestände verkaufen. Damit würde der Crash für die Anleger erst Realität. Sie sollten die Nerven behalten“, sagte Kater. Aktienanlagen sollten über einen Zeitraum von zehn Jahren und mehr gewählt werden. Und so lange betrachtet würden auch solche Crashs ausgeglichen, so Kater.

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Von der Vorstellung, vor dem Crash zu verkaufen, um nachher wieder einzusteigen, solle man sich verabschieden. „Das ist wie ein Autounfall, den kann man nicht erahnen“, sagte Kater. Übrigens: Der erste Börsencrash der Nachkriegszeit war der „Schwarze Montag“ 1987 in New York. 15 Monate nach dem „Schwarzen Montag“ erreichte der Dow Jones mit 2247 Punkten wieder sein Niveau vor dem Börsencrash.

Sollte man jetzt Aktien kaufen?

Eine Börsenweisheit sagt, „Kaufen wenn die Kanonen donnern“, will heißen, wer kauft, wenn alles fällt, hat einen günstigeren Einstand als andere. „In der Tat kann es sinnvoll sein, antizyklisch zu kaufen“, sagt Kater. Generell rät er Sparern aber, regelmäßig, etwa einmal im Monat, zu kaufen und so den Durchschnittseffekt zu nutzen. Der besagt: Wer immer für die gleiche Summe kauft, kauft bei günstigen Kursen viele Aktien, bei hohen wenige, was den Durchschnittsertrag verbessert.