Die IHK Köln will die Gebühren für Mitgliedsunternehmen deutlich erhöhen und verlangt für die Ausbildung bald oftmals ein Vielfaches des bisherigen Tarifs.
Ausbildung wird teurerIHK Köln erhöht die Gebühren für Unternehmen drastisch
Die Industrie- und Handelskammer Köln (IHK) erhöht die Gebühren für ihre Mitgliedsunternehmen drastisch. Teilweise verdoppeln oder vervielfachen sich dabei die Beträge, die die Firmen für die Ausbildung ihrer Azubis an die Kammer zu zahlen haben.
Zudem verteuern sich die Tarife in zwei Schritten, wie aus der Pflicht-Veröffentlichung im Bundesanzeiger hervorgeht. Die erste Erhöhung erfolgt „ab sofort“, also mit der Veröffentlichung am 2. März dieses Jahres. Der zweite Schritt erfolgt dann zum 1. Juni, also schon gut drei Monate nach der ersten Preisanpassung.
Massive Sprünge bei Gebühren
So steigen etwa die „Gesamtgebühren für Ausbildungsverhältnisse“ bei einer Verkäuferin oder einem Verkäufer, also Gebühren für eine Abschluss- oder Zwischenprüfung, von 77 Euro auf 227,50 Euro und ab Juni auf 378 Euro. Bei Abschlussprüfungen ohne vorherige Zwischenprüfung steigt die Gebühr von 51 Euro auf zunächst 173 und ab Juni auf 295 Euro. Das ist gegenüber der Höhe im Februar sogar fast eine Versechsfachung.
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Ähnlich massive Sprünge gibt es auch für andere Arten der Prüfungen. So wurden für die Wiederholungsprüfung eines Azubis bis Februar 92 Euro fällig, nun sind es 195,50 Euro, ab Juni dann 299 Euro.
Auch Fortbildungsprüfungen verteuern sich massiv. Beim Meister steigt die Gebühr von 400 über 522 auf 644 Euro. Bei Prüfungen von Betriebswirten wurden bislang 500 Euro fällig, jetzt 860 und im Juni 1220 Euro. Der Katalog der Prüfungsgebühren ist drei Seiten lang, in nahezu allen Fällen wird massiv angehoben.
Köln teils deutlich teurer als Düsseldorf
An vielen Stellen liegt die Kölner IHK damit jetzt deutlich höher als andere bundesdeutsche Kammern, wie der Bundesverband für freie Kammern (BFFK) kritisiert. „Die Kosten bei der IHK Köln scheinen besonders hoch zu sein, wie ein Vergleich zeigt“, sagt BFFK-Chef Kai Boeddinghaus – zumal alle Kammern behaupteten, dass ihre Gebühren kostendeckend kalkuliert seien. Schon der Vergleich mit der Nachbar-Großstadt Düsseldorf weist erhebliche Unterschiede auf.
Bei einer Abschlussprüfung im kaufmännischen Ausbildungsverhältnis ohne Zwischenprüfung und ohne Fertigkeitsteil werden in Düsseldorf 148 Euro fällig, in Krefeld 130 Euro – in Köln sind es ab Juni 295, etwa doppelt so viel wie in der Landeshauptstadt. Ähnlich verhält es sich bei vergleichbaren Gebühren.
„Die Unterschiede zwischen Düsseldorf und Köln sind bemerkenswert. Genauso bemerkenswert wie der Umstand, dass beide IHKn Kostendeckung reklamieren und beide Gebührenordnungen vom Ministerium genehmigt werden mussten“, sagt Boeddinghaus dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Beschlossen wurden die Erhöhungen durch die IHK-Vollversammlung im September 2022. Fünf Monate später, Anfang März gab das NRW-Wirtschaftsministerium als Aufsichtsbehörde dann grünes Licht, was im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde.
IHK Köln: Gebühren seien lange nicht angepasst worden
Die Steigerungen waren damit sofort wirksam. Auf der Internetseite der Kammer aber wurde dieser bedeutsame Schritt für die rund 150.000 Pflichtmitgliedsunternehmen erst deutlich später veröffentlicht. Auf Anfrage verweist die IHK darauf, dass neben dem Bundesanzeiger „das Protokoll der (Vollversammlungs-)Sitzung seit Oktober öffentlich auf den Seiten der IHK Köln einsehbar“ gewesen sei.
Grundsätzlich begründet ein IHK-Sprecher die drastischen Erhöhungen wie folgt: „Mit dem Amtsantritt des neuen Hauptgeschäftsführers Dr. Uwe Vetterlein sind alle Prozesse einer Prüfung nach den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit unterzogen worden.“ In diesem Zuge sei festgestellt worden, dass die Gebühren in der beruflichen Bildung seit gut 25 Jahren nicht angepasst worden und in hohem Maße defizitär gewesen seien. Bislang sei dieser Verlust mit Mitteln aus den Pflichtmitgliedsbeiträgen kompensiert worden.
Hauptgeschäftsführer Vetterlein verweist laut Protokoll darauf, dass sich die These, dass mit niedrigeren Gebühren mehr Ausbildungsplätze entstünden, statistisch nie habe nachweisen lassen. Zudem habe es bislang einen „Prüfungstourismus“ ins gebührengünstige Köln gegeben. In welchem Umfang, dazu macht die Kammer keine Angaben.
Insgesamt 800.000 Euro Mehreinnahmen soll das Drehen an der Preisschraube in diesem Jahr bringen. Sie sollen in die Unterstützung für Mitgliedsunternehmen bei der Gewinnung von Fachkräften investiert werden, so wurden etwa Ausbildungs-Scouts eingestellt oder Beratung für Firmen angeboten.
Präsidentin Nicole Grünewald: Mit dem Versprechen angetreten, Pflichtbeiträge zu senken
Warum aber nun ein Azubi in Köln die ausbildenden Unternehmen so viel mehr kostet als in der nahegelegenen Wirtschaftsmetropole Düsseldorf, dazu sagt die Kammer: „Zu Gebühren im Zuständigkeitsbereich anderer Kammern äußert sich die IHK Köln nicht“. Man vergleiche sich mit ähnlich großen Kammern und die Kölner Gebühren lägen bundesweit in keinem Bereich an der Spitze.
Kammer-Präsidentin Nicole Grünewald war mit dem Versprechen angetreten, die Pflichtbeiträge der Mitgliedsunternehmen zu senken. Gleichzeitig steigen überall die Kosten. Eine IHK hat grundsätzlich zwei Einnahmequellen: Die Pflichtbeiträge und die Gebühren. Sollen die Beiträge also nicht steigen, sind Gebührenerhöhungen die Möglichkeit, mehr Geld einzunehmen. Gleichzeitig erwarten die Kölner IHK hohe Ausgaben für die Modernisierung ihrer Zentrale, die mit etwa 100 Millionen Euro veranschlagt werden. Der Kauf des Lofthauses als Zentrale in Köln-Mülheim für knapp 40 Millionen Euro wurde rückabgewickelt.