Die Rhein-Energie senkt die Strompreise zum Jahreswechsel deutlich, auch abseits der Grundversorgung ist Bewegung im Markt. Ein Überblick.
Ausblick für Köln und die RegionSo entwickeln sich die Preise für Strom und Gas
Wie teuer werden Strom und Gas für Haushalte im kommenden Jahr? Und wovon ist das abhängig? Lohnt sich für Verbraucherinnen und Verbraucher ein Tarif- oder Anbieterwechsel? Und was ist mit Heizöl und Fernwärme? Wir haben zum Jahreswechsel Marktexperten gefragt.
Wie werden sich die Strompreise für Haushalte entwickeln?
Das ist nicht so leicht zu sagen. Während der Energiekrise wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine waren die Gaspreise und in der Folge auch die Strompreise im Großhandel nach oben geschnellt. 2024 gingen sie wieder runter. Viele Lieferanten hätten daraufhin Tarifsenkungen für Haushaltskunden angekündigt, erklärt Energiemarktexperte Mirko Schlossarczyk vom Beratungsunternehmen Enervis. „Im Jahresverlauf konnte man dies bereits bei Neukundenverträgen beobachten. Zum Jahreswechsel dann auch bei vielen Bestandskundenverträgen.“
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Wie entwickelt sich der Strompreis in Köln?
Der größte Versorger im Raum Köln ist die Rhein-Energie. Zum Jahreswechsel senkt die städtische Tochter ihre Strompreise für Privat- und Gewerbekunden um rund zwölf Prozent. Damit gibt sie nach eigenen Angaben gesunkene Beschaffungskosten weiter. Belastungen aufgrund steigender Abgaben und Umlagen sind durch die gesunkenen Beschaffungskosten aufgefangen. „Diese Preissenkung gilt für alle Grundversorgungsverträge und Verträge, die nicht an feste Laufzeiten gebunden sind“, heißt es von der Rhein-Energie auf Anfrage. Der Arbeitspreis in der Grundversorgung für Privatkunden in Köln beträgt ab dem 1. Januar 2025 noch 35,93 Cent brutto pro Kilowattstunde. Er sinkt um 5,97 Cent (vorher waren es 41,90 Cent). Die Grundpreise bleiben unverändert. „In Summe sparen Kundinnen und Kunden mit einem Jahresverbrauch von rund 3000 Kilowattstunden pro Monat rund 15 Euro“, so ein Sprecher der Rhein-Energie.
Köln kommt vergleichsweise günstig weg, zeigt eine Analyse des Vergleichsportals Verivox: Zum Jahresbeginn steigt der Durchschnittspreis um 0,3 Prozent. Stromkunden in der Grundversorgung würden ab dem Jahreswechsel im Schnitt rund 44 Cent je Kilowattstunde bezahlen, einschließlich Mehrwertsteuer und Grundpreis. Auch bei überregionalen Stromanbietern stellte Verivox bei Neukundenverträgen in den vergangenen Wochen leicht höhere Preise fest. Derzeit würden im günstigsten Neukundenangebot mit einer Vertragslaufzeit und Preisgarantie von zwölf Monaten im bundesweiten Durchschnitt rund 29 Cent pro Kilowattstunde fällig, Mehrwertsteuer und Grundpreis eingeschlossen. Die Auswahl in Deutschland ist groß: Im bundesweiten Durchschnitt konnte jeder Haushalt 2023 laut Bundesnetzagentur zwischen 129 Stromanbietern wählen.
Wie haben sich die Großhandelspreise entwickelt?
Seit Mitte 2024 haben sie sich wieder stabilisiert. „Wir sehen inzwischen eine Seitwärtsbewegung oder einen leichten Anstieg für die Lieferjahre 2025 und 2026“, sagt Energiemarktexperte Schlossarczyk. Er betont, dass die Beschaffungskosten inzwischen lediglich ein Drittel des Haushaltskundenpreises ausmachen. „Steuern, Abgaben, Umlagen und insbesondere die Netzentgelte übersteigen die eigentlichen Beschaffungskosten spürbar.“ Vor allem steigende Netzentgelte machten daher weiter sinkende Haushaltsstrompreise eher unwahrscheinlich. Von dauerhaft sinkenden Haushaltskundenpreisen deutlich unter dem derzeitigen Niveau sei nicht auszugehen.
Was sagen Verbraucherschützer zum Thema Strompreise?
Sie raten zu einer Überprüfung, ob ein Tarif- oder Anbieterwechsel infrage kommt. „Insbesondere bei den alternativen Anbietern sollte man vor Vertragsabschluss aber mittels einer Internetrecherche überprüfen, ob das Unternehmen durch sein Geschäftsgebaren in der Vergangenheit gegebenenfalls bereits negativ aufgefallen ist“, sagt Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. Am besten funktioniere die Suche nach alternativen Gas- und Stromtarifen über Vergleichsportale. Die Verbraucherzentrale NRW hat dazu eine Checkliste ins Internet gestellt.
Wie werden sich die Gaspreise für Haushalte entwickeln?
Sie werden steigen, wie Gasmarktexperte Sebastian Gulbis vom Beratungsunternehmen Enervis glaubt. Der Anteil der Gasbeschaffungskosten in den Endkundenpreisen werde dabei weitgehend stabil bleiben. „Die wesentlichen Auswirkungen auf den Endkundenpreis haben Entgelte und Umlagen“, erklärt er. Vor allem würden die Gasnetzentgelte steigen. Grund sei die unklare Zukunft der Gasnetze. „Den Netzbetreibern wurde es ermöglicht, ihre Netze schneller abzuschreiben, was teils zu deutlichen Steigerungen der Netzentgelte führt, so der Netzbetreiber von dieser Möglichkeit Gebrauch macht.“ Hinzu komme der höhere CO2-Preis, der zum Jahresbeginn von 45 auf 55 Euro je Tonne steige und eingepreist werde. Darüber hinaus sei auch die Gasspeicherumlage angehoben worden.
Verivox hat in der Gas-Grundversorgung zum Jahreswechsel unterm Strich einen Preisrückgang errechnet. Im Schnitt führen die vom Vergleichsportal ausgewerteten Preiserhöhungen und -senkungen zu einem Absinken des durchschnittlichen Preisniveaus der Gas-Grundversorgungstarife um etwa 0,5 Prozent auf einen Kilowattstundenpreis von rund 14 Cent, ebenfalls einschließlich Mehrwertsteuer und Grundpreis. Das günstigste Neukundenangebot überregionaler Gasanbieter mit zwölf Monaten Laufzeit und Preisgarantie liegt demgegenüber bei rund zehn Cent. Laut Bundesnetzagentur bezogen 2023 rund 19 Prozent aller Haushalte Erdgas über einen Grundversorgungsvertrag.
Was ist mit Heizöl?
Während knapp die Hälfte der Wohnungen in Deutschland mit Erdgas beheizt wird, kommt Heizöl noch auf knapp ein Viertel. Oliver Klapschus vom Vergleichsportal Heizoel24 kann sich vorstellen, dass 2025 „an die ruhige Preisentwicklung von 2024 anknüpfen“ wird. „Ohne große geopolitische Krisen oder Katastrophen besteht aus aktueller Sicht kein Grund, dass die Heizölpreise um mehr als zehn Cent nach oben und unten schwanken“, erklärt der Marktexperte.
Wie werden sich die Preise bei Fernwärme entwickeln?
Der Branchenverband AGFW geht davon aus, dass die gesunkenen Gaspreise „auch bei den Fernwärmekunden spürbar“ werden. „Aktuell beobachten wir eine Normalisierung der Fernwärmepreise. Im Bundesdurchschnitt rechnen wir mit einem Rückgang im einstelligen Prozentbereich, vereinzelt jedoch auch deutlich mehr“, teilt eine Verbandssprecherin mit. Diese Energieform gilt vor allem in Großstädten als wichtige Option, Gebäude künftig klimaneutral zu beheizen. In Deutschland wurden 2023 rund 15 Prozent aller Wohnungen mit Fernwärme beheizt, in Köln sind es 18 Prozent. (mit dpa)