StreikViele Züge fallen für Reisende aus – Diese Bahnen fahren im Rheinland
Lesezeit 4 Minuten
Berlin/Köln – Kunden der Deutschen Bahn müssen sich auch an diesem Donnerstag auf Verspätungen und Zugausfälle einrichten. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) setzt ihren am Mittwoch begonnenen Streik im Güter- und Personenverkehr noch bis in die Nacht zum Freitag fort. Die Bahn setzt nach eigenen Angaben alles daran, am Freitag wieder den Regelbetrieb zu fahren.
Auch der Zugverkehr in Nordrhein-Westfalen ist am Donnerstagmorgen weiter beeinträchtigt. „Auch heute Morgen ist der Betrieb nach einem Ersatzfahrplan gestartet“, sagte ein Bahnsprecher in Düsseldorf. An den Bahnhöfen in NRW sei die Lage bislang ruhig. „Wir haben das Gefühl, dass die meisten Reisenden informiert sind“, so der Sprecher.
Bisher laufe der Verkehr nach dem Ersatzfahrplan stabil - trotzdem müssten Reisende im Tagesverlauf mit weiteren kurzfristigen Verzögerungen und Zugausfällen rechnen. „Wir können nicht garantieren, dass alle Reisenden ihre Ziele wie geplant erreichen“, sagte der Sprecher.
Zehn Regionallinien sowie zwei S-Bahn-Verbindungen fallen ganz aus
Im Regionalverkehr fallen weiterhin zehn Linien der DB Regio sowie zwei S-Bahn-Verbindungen ganz aus, wie aus einer Aufstellung der Bahn hervorgeht. Betroffen sind unter anderem die Linien RE 2 von Düsseldorf über das Ruhrgebiet ins Münsterland und RE 9 von Aachen über Köln nach Siegen.
Zehn weitere Linien verkehren nur mit Einschränkungen, darunter die von Pendlern viel genutzten S-Bahn-Linien S1 und S6 zwischen dem Ruhrgebiet und dem Rheinland und der Landeshauptstadt. Im Fernverkehr sollten 25 Prozent der Fahrten aufrecht erhalten werden, hieß es.
Situation in Köln hat sich stabilisert
In Köln, wo die Bahn am Mittwochmorgen von einer „angespannten Lage“ berichtet hatte, habe sich die Situation mittlerweile stabilisiert, sagte der Sprecher der Bahn. Auch am Donnerstag könne es jedoch weiter zu kurzfristigen Ausfällen und Wartezeiten kommen. Zunächst soll der Streik noch bis Freitag um 2.00 Uhr morgens andauern.
Positiv für Reisende im Rheinland: Einige Bahnen rund um Köln sind von dem Streik nicht betroffen, teilen beispielweise die Anbieter National Express und Abellio mit. So fährt der Rheinland-Münster-Express RE7 weiterhin. Auch die Regionalbahn 48, auch Rhein-Wupper-Bahn genannt, steht Reisenden zur Verfügung ebenso wie die Mittelrheinbahn. Auch von anderen Anbietern wie Abellio fahren die Bahnen.
Generell wird von Zugreisen während des Streiks jedoch abgeraten.
Auf der Seite https://www.bahn.de/aktuell können sich Reisende informieren, welche Linien verkehren und welche nicht (der Teil zu NRW ist weiter unten zu finden). Auch zuginfo.nrw bietet aktuelle Hinweise.
Die Bahn bat Fahrgäste, nicht zwingend notwendige Reisen zu verschieben. Wegen des Coronavirus rief sie auch zu Rücksichtnahme in den Zügen auf. Der Ausstand trifft die Fahrgäste mitten in der reisestarken Urlaubszeit: In 11 der 16 Bundesländer sind Schulferien. Betroffen sind auch grenzüberschreitende Verbindungen und der Nachreiseverkehr.
„Völlig unangemessen und überzogen“
Bahn-Personalvorstand Martin Seiler bezeichnete den Streik als „völlig unangemessen und überzogen“. GDL-Chef Claus Weselsky verwies auf den ungelösten Tarifkonflikt. „Mit diesem ersten Signal muss dem Management klar werden, dass mit uns nicht gut Kirschen essen ist.“
Der Fahrgastverband Pro Bahn mahnte eine verlässliche Information der Bahnkunden an. „Nichts ist ärgerlicher als bei einem Streik auf einen Zug zu warten, der dann nicht verkehrt.“ Der Verein rief die Bahn und die GDL dazu auf, in einer Schlichtung eine Lösung für ihren Konflikt zu finden.
Lokführer kämpfen um Geld und Mitglieder in zwei Gewerkschaften
Die Lokführergewerkschaft kämpft um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen für ihre Mitglieder bei der Deutschen Bahn. Anders als die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will sie in diesem Jahr keine Nullrunde bei den Gehältern akzeptieren. So will die GDL auch bei den Mitarbeitern im Machtkampf mit der EVG punkten.
Nicht bestreikt werden Konkurrenten der Deutschen Bahn. Sie haben im Regional- und Güterverkehr beträchtliche Marktanteile. Allerdings sind auch bei ihnen Einschränkungen möglich, wenn sich auch Fahrdienstleiter dem GDL-Streik anschließen. Es ist der erste Streik bei der Bahn seit Dezember 2018, als die EVG ihre Mitglieder zum Arbeitskampf aufrief. Die GDL legte zuletzt vor sechs Jahren die Arbeit nieder.
Sie fordert unter anderem Lohnerhöhungen wie im öffentlichen Dienst von rund 3,2 Prozent sowie eine deutliche Corona-Prämie im laufenden Jahr. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll 28 Monate betragen. Auch um Betriebsrenten wird gerungen.
Wegen Milliardenverlusten in der Pandemie will die Bahn die Erhöhung auf spätere Stufenzeitpunkte verteilen, bei einer Vertragslaufzeit von 40 Monaten. Hinzu kämen Leistungen zur Altersvorsorge und der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. (mab/dpa)