Köln – Neben Messen wie der Gamescom und der DMEXCO, die dieses Jahr ihre Rückkehr in Präsenz feiern durften, erwartet man als Branchenfremdling von einer Messe, die sich Werkzeugen und Industriebedarf widmet, zunächst keine bahnbrechenden Innovationen.
Bei genauerem Blick jedoch zeigt sich die internationale Eisenwarenmesse (IEM) auf dem Kölner Messegelände als eine spannende und familiäre Zusammenkunft, die Ausstellern und Besuchern eine Plattform zum direkten Austausch bieten möchte. Im Mittelpunkt steht dieses Jahr die Optimierung von Produkten für die Schonung von Energie und Ressourcen.
Seit dem 25. und bis einschließlich 28. September präsentieren in Köln rund 1.400 Aussteller aus 50 Ländern ihre Neuheiten. Die Bandbreite reicht dabei von Werkzeugen und Zubehör über Befestigungs- und Verbindungstechnik bis hin zu Beschlägen sowie Bau- und Heimwerker-Bedarf.
„Wir haben nach viereinhalb Jahren die erste internationale Eisenwarenmesse wieder. Das ist tatsächlich wie ein Familientreffen, alle haben sich gefreut, dass man sich endlich wieder sieht.“, sagte Frank Habekost von der Kölner Messe. „Die Branche verbindet und das ist hier endlich wieder eine Gelegenheit, Geschäfte Face-To-Face zu machen.“
Bereits am Sonntag wurde auf der IEM der renommierte Eisen-Award überreicht, der Produkte von herausragender Innovation, Design, Ergonomie sowie Nachhaltigkeit auszeichnen soll. Neben zwei anderen Ausstellern wurde auch die Firma Picard aus Wuppertal für einen Hammer ausgezeichnet, der mit einer besonderen Hybrid-Metalllegierung Aluminium- und Stahlelemente verbindet.
Digitale Transformation und Nachhaltigkeit
Laut Habekost schreitet die Digitalisierung in der Branche weiter voran, weshalb man eigens dafür einen E-Commerce-Bereich auf der Messe eingerichtet habe. Wem allerdings die analoge Kommunikation lieber ist, der kann den 272 Meter langen „DIY-Boulevard“ auf der Eisenwarenmesse besuchen.
„Das Besondere dabei ist, dass die Hersteller in direktem Kontakt zu Kunden kommen können. Normalerweise ist ja da immer noch ein Reseller, also zum Beispiel Baumärkte, zwischen beiden Parteien. Dieser Bereich war im Vorfeld auch als erstes ausgebucht“, sagte Habekost.
Die neuesten Trend der Branche finden laut Habekost im Bereich der digitalen Transformation und der Nachhaltigkeit statt. Beides soll dazu beitragen, die Energiekosten für Unternehmerinnen und Unternehmer zu reduzieren.
Der sprechende Werkzeugkoffer
Ein Unternehmen, das sich dieser Herausforderung angenommen hat, ist der Spezialkofferhersteller B&W International aus Ibbenbüren im Münsterland. In Zusammenarbeit mit der Ziffereins Gruppe präsentiert B&W auf der IEM erstmals einen „smarten“ Werkzeugkoffer. Die Technologie soll Handwerkern ermöglichen, effizienter zu arbeiten und Zeit auf der Baustelle zu sparen.
„Jeder Handwerker kennt die Probleme, die auf der Baustelle auftreten. Hier ist kaum etwas so ärgerlich, wie fehlendes Material oder defektes Werkzeug“, sagte Ziffereins-Chef und Mitentwickler Thomas Rödding dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
„In der aktuellen ersten Version erzählt mir der Koffer schon vieles: Wo er herkommt, wo und von wem und unter welchen ethischen Bedingungen er hergestellt wurde, wie ich ihn korrekt verwende, pflege, optimiere oder eben Ersatzteile und Verbrauchsmaterial nachbestelle und dann sagt man ihm, was aktuell fehlt, welche Werkzeuge ersetzt werden müssen und welche Reparaturen nötig sind.“
Die Kommunikation mit dem Koffer läuft bisher allerdings noch über ein Smartphone. Laut Rödding genügt es dann, sein Handy an den Koffer zu halten und schon stehen Erklärvideos, Anleitungen und weitere Informationen zur Verfügung.
Digitaler Produktpass
Dieser Service geschieht im Rahmen des „digitalen Produktpasses“, der momentan noch als Gesetzesentwurf bei der EU liegt. Damit sollen Unternehmen ihren Kunden Informationen zu Reparierbarkeit, Ersatzteilen oder fachgerechter Entsorgung für ein Produkt kommunizieren. Der „sprechende“ Werkzeugkoffer von B&W soll ein Vorreiter auf dem Gebiet des „digitalen Produktpasses“ sein.
Ein Sprachassistent, um mit dem Koffer wirklich reden zu können, ist laut Rödding auch bereits angedacht. „Derzeit würde dies aber gegen die Pragmatik unserer Kunden gehen. Aber das kann sich rasch ändern, wenn Kundenwünsche sich ändern. Die Messe bietet hier ein optimales Forum, um mit den Kunden ins Gespräch zu kommen.“