Köln – Die Lufthansa-Billigtochter Eurowings erwartet für den kommenden Sommer eine starke Reisesaison mit deutlichen Nachholeffekten. „Die Indizien für ein gutes Jahr verdichten sich“, sagte Eurowingschef Jens Bischof am Montag bei einer Online-Konferenz. Seine Gesellschaft werde im Sommer auf der Mittelstrecke voraussichtlich die Kapazität aus dem Vorkrisenjahr 2019 erreichen oder sogar übertreffen. Allein Mallorca wolle man in der Hauptsaison von mehr als 20 europäischen Flughäfen zusammen 380 Mal in der Woche anfliegen.
Absage an Preiskampf
Eurowings werde beim Neustart der Branche in Europa eine aktive Rolle spielen, kündigte Bischof an. Auf einen Preiskampf werde sich die Lufthansa-Tochter aber nicht einlassen. „Wir können uns nicht mit sehr niedrigen Preisen zusätzliche Nachfrage ins System holen“, sagte Bischof. Überall seien steigende Kosten zu beobachten etwa bei Energie, Steuern oder Gebühren. Diese Faktoren seien auch verantwortlich für die aktuell höheren Ticketpreise, während sich bei den Erlösen der Fluggesellschaft wenig geändert habe.
Die Lufthansa-Tochter verfügt aktuell über eine Flotte von rund 100 Flugzeugen und hat nach eigenen Angaben bereits im vergangenen Jahr 750 Crew-Mitglieder neu eingestellt. Auch in diesem Jahr sei eine Verstärkung in ähnlichem Umfang geplant, sagte Personalchefin Anja Draxler laut einer vorab veröffentlichen Mitteilung. Derzeit seien rund 3500 Menschen bei Eurowings beschäftigt. In der Corona-Flaute hat der Lufthansa-Konzern allerdings auch den Flugbetrieb der Gesellschaft Germanwings eingestellt, die bis dahin im Auftrag der Eurowings geflogen war.
750 Mitarbeiter gesucht
Jetzt soll Eurowings national wie international weiter wachsen: In 2022 wird sich die Airline mit rund 550 weiteren Flugbegleitern und 200 Piloten an Standorten in ganz Europa verstärken, wie Bischof erläuterte. Darüber hinaus sollen auch Geschäftsbereiche am Boden personell aufgestockt werden, beispielsweise bei Eurowings-Technik in Köln und Düsseldorf. An den Unternehmensstandorten Köln und Düsseldorf werden in diesem Jahr zehn Interessierte eine Ausbildung oder ein duales Studium bei Eurowings beginnen.
Bereits angelaufen ist bei dem Billigflieger die Modernisierung der Flugzeugflotte. So sollen in diesem und dem nächsten Jahr 13 Flugzeuge vom relativ neuen Typ Airbus A 320 neo in Dienst gestellt werden. Diese sind eine Weiterentwicklung des Airbus A 320, die aufgrund neuer Triebwerke weniger Kerosin verbrauchen sollen.
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In eine ähnliche Richtung wie bei Eurowings gehen die Sommer-Prognosen der beiden anderen großen Billigflieger Ryanair und Easyjet. Ryanair-Chef Michael O'Leary rechnet für seine Airline sogar mit mehr Flügen als vor der Corona-Krise: Die angebotene Sommer-Kapazität liege derzeit 14 Prozent höher als im Sommer 2019. „Wir sehen einen starken Sommer vor uns, mit einer aufgestauten Nachfrage“, hatte Easyjet-Chef Johan Lundgren bereits am Mittwoch gesagt. Für die Hauptreisezeit von Juli bis September will er daher fast so viele Flüge anbieten wie im Vorkrisen-Sommer 2019.
Am neuen Flughafen BER in Berlin ist Easyjet sogar Platzhirsch vor Eurowings, die dort nur drei Maschinen stationiert haben. Mittelfristig könne sich Eurowings-Chef Bischof die Stationierung von vier oder fünf Maschinen am Hauptstadtflughafen vorstellen. Wann ist noch nicht entschieden. (mit dpa)