Köln – Mitten in den nordrhein-westfälischen Herbstferien belastet die Flugreisenden ein neuer Streik. Die Billigtochter der Lufthansa, Eurowings, ist vom Streik ihrer Piloten getroffen. Wie viele Flüge sind betroffen? Wie sieht es an anderen Airports in NRW aus? Und welchen alternativen Reisemöglichkeiten und Entschädigungen gibt es? Alle Einzelheiten zum Streik am Donnerstag lesen Sie hier.
Wann wird gestreikt?
Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat die Pilotinnen und Piloten der Lufthansa-Tochter Eurowings für Donnerstag zum Streik aufgerufen. Der Ausstand sollte um Mitternacht beginnen und 23.59 Uhr am Donnerstagabend enden.
Wie viele Flüge sind betroffen?
Der Streik am Donnerstag wird voraussichtlich jeden zweiten Flug lahmlegen. Die Lufthansa-Tochter werde jedoch alles tun, um die Auswirkungen der Streikmaßnahmen für Fluggäste so gering wie möglich zu halten, teilte die Fluggesellschaft am Mittwoch mit. Betroffen von dem Streikaufruf seien ausschließlich Flüge von Eurowings Deutschland, nicht die von Eurowings Europe.
Auch die neue Langstrecken-Tochter Eurowings Discover ist von dem Ausstand nicht betroffen. Die Fluggesellschaft geht davon aus, „rund die Hälfte des normalen Flugprogramms durchführen zu können“. In Zahlen hieße das, dass deutschlandweit etwa 500 Flüge gestrichen werden müssten.
Wie ist die Lage in Köln und NRW?
Auf dem regulären Flugplan des des Airport Köln/Bonn stehen für Donnerstag insgesamt 225 Passagierflüge (114 Starts und 111 Landungen). Die Airline hat wegen des Streiks nach Angaben des Flughafens von ihren ursprünglich 90 in diesem Zeitraum in Köln/Bonn geplanten Flügen (45 Abflüge und 45 Ankünfte) 61 (31 Abflüge und 30 Ankünfte) gestrichen.
Der Flughafen weist darauf hin, dass es unter Umständen auch über den Streikzeitraum hinaus zu Unregelmäßigkeiten im Flugplan kommen kann. Wie ein Eurowings-Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage mitteilte, werden in Düsseldorf 58 von 89 Flügen am Donnerstag ausfallen.
Besonders hart trifft es Flughafen Dortmund, dort fallen acht von zehn Flügen aus. Wegen des höheren gewerkschaftlichen Organisationsgrades an den Standorten sind die NRW-Flughäfen überproportional betroffen.
Was rät die Eurowings?
Die Airline könne bei dem Streik der Billigtochter auch auf Partner der Lufthansa Gruppe zurückgreifen. Dazu gehören die genannten Eurowings Discover und Eurowings Europe, aber auch Swiss, Brüssels, Austrian Airlines und selbstverständlich die Lufthansa selbst. Fluggäste wurden gebeten, sich fortlaufend über den Status ihres Fluges auf der Eurowings-Website oder über die Eurowings-Kunden-App zu informieren. Reisende, deren Flug streikbedingt ausfällt, sollten spätestens bis Mittwochnachmittag über Beförderungsalternativen informiert werden, hieß es in der Mitteilung.
Was heißt „alternative Beförderung“?
Allgemein gilt: Bei Verspätungen und Annullierungen aufgrund eines Pilotenstreiks bestehen Ansprüche auf Ersatzbeförderung, Verpflegung, Unterbringung und teilweise auch auf Ausgleichszahlungen nach der EU-Fluggastrechteverordnung in Höhe von 250 bis 600 Euro.
Fällt der Flug aus oder verspätet sich um mehr als drei Stunden, muss die Airline eine alternative Beförderung anbieten – sei es durch eine Umbuchung auf andere Flüge oder etwa die Umwandlung des Tickets in eine Bahnfahrkarte (vor allem bei innerdeutschen Flügen).
Wann gibt es Geld zurück?
Wenn ein Flug storniert wird, haben Passagiere neben der Ersatzbeförderung durch die Airline noch eine zweite Option: Das Geld zurückverlangen. Dann müssen sie sich aber in jedem Fall selbst darum kümmern, wie sie ans Ziel kommen.
Beim Prüfen von Ansprüchen kann die kostenfreie Flugärger-App der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen helfen. Das Europäische Verbraucherzentrum bietet ein browserbasiertes Selbsthilfe-Tool bei Flugproblemen. Ist der Flug Teil einer Pauschalreise, ist der Reiseveranstalter und nicht die Eurowings der erste Ansprechpartner.
Warum streiken die Piloten?
Zum Streik, der alle deutschen Abflughäfen von Eurowings betrifft, hat die Gewerkschaft Cockpit (VC) aufgerufen. Sie fordert bessere Arbeitsbedingungen, wie die Erhöhung der Ruhezeiten und eine Verringerung der maximalen Flugdienstzeiten.
„Dass der morgige Streik bei Eurowings bereits der dritte Streik einer Airline der Lufthansa-Gruppe innerhalb von drei Monaten ist, sagt alles über die Unzufriedenheit der Mitarbeitenden aus. Sie schafft es trotz Versprechungen weiterhin einfach nicht, bei den Beschäftigten wie auch bei Flugreisenden für Zufriedenheit zu sorgen“, sagt Claudia Brosche, Fluggastrechtsexpertin bei Flightright, einem Verbraucherportal für die Durchsetzung von Fluggastrechten.
Unter dem Streik litten wie so häufig die Flugreisenden, die schon im Sommer aufgrund von Flugverspätungen und -ausfällen oft enttäuscht wurden. „Wir sind auf jeden Fall da, um zu helfen und fordern alle Passagieren auf, ihre berechtigten Entschädigungsansprüche geltend zu machen, zum Beispiel mit uns“, so Brosche weiter. (mit afp, dpa)