Köln – Spekuliert wurde darüber schon länger – nun ist es offiziell. Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof muss zum zweiten Mal Staatshilfen beantragen, um die Corona-Krise bewältigen zu können. Galeria-Finanzvorstand Guido Mager sagte im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, der Antrag auf weitere Millionen aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) der Bundesregierung sei am Wochenende gestellt worden. „Wir erwarten eine wohlwollende Entscheidung noch in diesem Kalenderjahr.“
Summe noch unklar
Wie viel Geld der Handelsriese am Ende benötigen wird, steht nach Aussagen von Mager noch nicht fest. „Die aktuellen Pandemieszenarien reichen bis zu einem Betrag von 220 Millionen Euro. Hoffentlich brauchen wir diese Summe nicht“, sagte er. Alles hänge davon ab, wie die Entwicklung in den nächsten Monaten weitergehe.
Galeria hatte bereits Anfang dieses Jahres ein Darlehen über 460 Millionen Euro vom WSF erhalten, um die Liquidität in der Pandemie zu sichern. Im Gegenzug für die Mittel sicherte der Konzern unter anderem zu, sich bei Top-Management-Gehältern, der Dividendenpolitik und Zukäufen zu beschränken. Galeria sei danach auf einem sehr guten Weg gewesen und habe sogar im ersten Halbjahr 2500 neue Mitarbeiter eingestellt, sagte Mager.
2G-Regelung und hohe Infektionszahlen
Aber die hohen Infektionszahlen, 3G im Nahverkehr, 2G im Einzelhandel sowie die Absage von Weihnachtsmärkten und verkaufsoffenen Sonntagen hätten dann zu einem starken Rückgang der Besucherzahlen in den Innenstädte geführt. Die Ministerpräsidentenkonferenz hat erst vor Kurzem beschlossen, die 2G-Regel auf den Einzelhandel in ganz Deutschland auszuweiten. Der Handel reagierte mit einem Aufschrei und blickte sorgenvoll auf das Weihnachtsgeschäft in den Fußgängerzonen der Republik. „Das kommt einem Quasi-Lockdown mitten im Weihnachtsgeschäft gleich“, sagte Mager.
Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds sei für die Bewältigung unverschuldeter Pandemiefolgen geschaffen worden und für Galeria nach Ansicht von Mager das geeignete Mittel zur Krisenbewältigung.
Umsatzeinbruch im Dezember
Der Konzern rechne im Dezember mit einem Umsatzrückgang um 40 Prozent. Galeria habe aufgrund dieser neuerlichen Pandemiefolgen den Wirtschaftsstabilisierungsfonds um ein ergänzendes, verzinstes Darlehen gebeten. Die Möglichkeit dazu sei schon im ersten Vertrag im Falle weiterer Pandemiewellen vorgesehen gewesen.
Galeria sei mit rund 17.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen – 20.000 mit Tochtergesellschaften – ein großer Arbeitgeber, betonte der Manager. Und das Unternehmen sei „systemrelevant für die deutschen Innenstädte“. Mager sagte: „Wenn Warenhäuser schließen, schlägt das voll auf die Innenstädte durch – besonders auf mittlere und kleine.“
Kritik am Einspringen des Steuerzahlers
Im Interview mit der Zeitung bestätigt der Galeria-Manager, dass die Warenhausgruppe vom Eigner, dem österreichischen Immobilienunternehmer René Benko, auch unterstützt werde und dieser „einen erheblichen Beitrag“ leiste. In der Vergangenheit war teils Kritik am Einspringen der Steuerzahler laut geworden. Anfang des Jahres etwa hatte der Vorsitzende der Monopolkommission, Jürgen Kühling, Bedenken zur ersten Staatshilfe geäußert.
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Zwar seien staatliche Leistungen an einzelne Unternehmen in der Corona-Krise zu rechtfertigen, sagte Kühling damals. Allerdings sei fraglich, wie nachhaltig die Rettungsaktion für Galeria sei. Kritisch für die Steuerzahler sei zudem, dass es sich um ein nachrangiges Darlehen handele. „Im Insolvenzfall besteht kaum eine Chance auf Rückzahlung“, sagte Kühling damals. (mit dpa)