Düsseldorf – Die Stadtspitzen der 15 NRW-Kommunen, in denen die Schließung von 18 Warenhäusern der Galeria-Karstadt-Kaufhof-Gruppe droht, haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich auf den letzten Metern doch noch etwas bewegen könnte. Bei einem Treffen mit Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) am Mittwochabend in Düsseldorf, zu dem der auch der Insolvenzverwalter Frank Kebekus zugeschaltet war, betonten sie ihre Kampfbereitschaft.
„Der zum Teil sehr emotional geführte Austausch hat deutlich gemacht, dass mit den beabsichtigten Schließungen mehr als nur ein Geschäft verloren geht“, sagte Scharrenbach. „Jetzt wird es darauf ankommen, ob es zusammen mit den Vermietern gelingt, nach Dortmund und Leverkusen möglicherweise doch noch weitere Standorte zu retten.“ Man sei sich in dem zweistündigen Austausch mit allen Beteiligten einig gewesen, dass es bei den Standorten, für die es keinen Rettungsanker mehr gebe, zu keiner Hängepartie wie bei der letzten Kaufhaus-Krise rund um die Hertie-Pleite kommen dürfe.
Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigten Vertreter der Großstädte Bonn, Bielefeld und Essen, dass ihre Oberbürgermeister nahezu täglich in Gesprächen mit der Konzernspitze und den Eigentümern der Immobilien seien, um die drohende Schließung noch zu verhindern.
Land gibt Finanzhilfe für neue Konzepte
Ob das gelingt, hängt auch von Eigentümern der Immobilien ab. In den Fällen Bonn und Bielefeld ist das die Aachener Grund, eine Fondsgesellschaft mit Sitz in Köln, die indirekt mehreren Bistümern der katholischen Kirche gehört.
Im Gegensatz zur Hertie-Pleite in den Jahren 2008 und 2009 sei es bei der Krise der Karstadt-Kaufhof-Gruppe zumindest von Vorteil, dass es sich bei den Immobilien-Besitzern zum Teil um lokale Eigentümer handelt. „Man kennt sich vor Ort“, sagte Scharrenbach. Das Interesse, den Standort zu halten oder zumindest attraktive Nachnutzungen zu finden, sei daher besonders groß.
250.000 Euro pro Standort
Das Land stellt den Kommunen, die von der Schließung betroffen sind, pro Standort 250.000 Euro zur Verfügung, um kurzfristig Konzepte für eine Nachnutzung erarbeiten zu lassen. Das Geld müsse bis zum 16. Oktober beantragt werden, so die Ministerin. Überdies habe die Landesregierung mit dem Nordrhein-Westfalen-Programm I erst kürzlich 70 Millionen Euro an Hilfen für die Innenstädte und Zentren zur Verfügung gestellt. „Der Wandel im Handel ist in vollem Gange und wird durch den Corona-bedingten Shutdown noch beschleunigt“, sagte Scharrenbach.
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Mit dem Geld können Städte und Gemeinden vorübergehend leerstehende Ladenlokale für bis zu drei Jahre anmieten oder Gebäude für einen begrenzten Zeitraum kaufen, um sie den Spekulationen auf dem Immobilienmarkt zu entziehen. Auch gehe es darum zu prüfen, ob man den Handel durch ein Zentren-Management nicht konzentrieren könne. Dazu hat das Kommunalministerium eine landesweite Umfrage gestartet. „Wir haben damit vor den Corona-Zeiten begonnen, weil der Online-Handel floriert und der stationäre Einzelhandel schon länger massive Einbußen erlitten hat“, sagte Scharrenbach. Manche Städte treffe es derzeit besonders hart. In Mönchengladbach-Rheydt hat zehn Tage nach Karstadt auch Real angekündigt, den Standort zu schließen.