Die weltweit größte Messe für Computer- und Videospiele startet in Köln. Mehr als 300.000 Besucher werden bis Sonntag auf dem Deutzer Messegelände erwartet.
Gamescom eröffnetKöln ist wieder weltweite Spiele-Hauptstadt
Köln ist seit Mittwoch wieder Spiele-Hauptstadt — die weltweit größte Messe für Computer- und Videospiele Gamescom ist eröffnet. Bis Sonntag zeigen mehr als 1400 Aussteller aus 64 Ländern auf dem Deutzer Messegelände ihre Neuheiten. Das sind 15 Prozent mehr als im Vorjahr.
Eröffnet wurde das Mega-Event bereits am Dienstagabend mit der Opening Night. Der kanadische Moderator und Spielejournalist Geoff Keighley begrüßte die 5.000 Besucher in der Kölner Messe. Rund zwei Stunden präsentierten er und seine belgische Co-Moderatorin Eefje „Sjokz“ Depoortere Videospiel-Ankündigungen, sowie Trailer, Vorstellungen und die ein oder andere Überraschung. Zu sehen gab es etwa den neuen vierten Teil der „Borderlands“-Spiel-Reihe ebenso wie „Goat Simulator Remastered“, aber auch Details zu „Call of Duty: Black Ops 6“ und „Dune Awakening.
Hunderttausende verfolgen Eröffnung im Netz
Fans in aller Welt konnten die Eröffnung zudem am online am Bildschirm verfolgen. Rund 500.000 Zuschauer sahen die Opening Night Live auf YouTube, etwa 50.000 Zuschauer schalteten gleichzeitig bei der Plattform Twitch ein. Im vergangenen Jahr erzielte die Show insgesamt 20 Millionen Views.
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Die hohe internationale Reichweite erklärt sich auch damit, dass die Konkurrenzveranstaltung, die Spielemesse E3 aus den USA im Dezember 2023 offiziell eingestellt wurde. Damit ist die Gamescom von der größten Spielemesse Europas zur größten der Welt geworden. Entsprechend beliebt ist das Kölner Format bei Entwicklern, um neue Spiele anzukündigen.
Sony und Nintendo nicht dabei
Schwergewichte der Branche wie Microsoft und Tencent aus China sind in Köln vertreten, nicht jedoch die japanischen Konzerne Sony und Nintendo - die Gründe dafür blieben unklar.
Am Morgen des ersten offiziellen Messetages, der vor allem für Fachbesucher reserviert ist, strömten wie jedes Jahr wieder tausende von Gamern in die Hallen, um auf den von 230.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche an den Konsolen neue Spiele zu testen. Viele nehmen lange Wartezeiten auf sich, um ihre Lieblingsspiele testen zu können. Einer davon ist Sebastian Pahr aus Weilerswist. „Es ist so vielfältig, es ist für alle etwas dabei und man hat für sein Geld hunderte Stunden Spielspaß“, sagt er. Er steht am Mittwoch beim Spiel „Monster Hunter Wilds“ an.
Auch Schulministerin Dorothee Feller (CDU) besuchte die Gamescom. Unter anderem besuchte sie Entwickler, die sich auf die spielerische Vermittlung von Medienkompetenz in Schulen spezialisiert haben, sowie ein Studio, das Spiele zur historisch-politischen Bildung entwickelt. Darin müssen die Spielerinnen und Spieler etwa Verbrechen aus der NS-Zeit aufarbeiten. "Wer hingeht, hinschaut und hinhört, findet auf der Gamescom ein vielfältiges qualitätsvolles Angebot, das mehr beinhaltet als nur Gedaddel. Die Kreativität der Spielebranche ist beeindruckend und kann die Arbeit unserer Lehrkräfte durchaus unterstützen", sagte Feller.
Warteschlangen gab es auch in den Bereichen von Microsoft Xbox, Ubisoft mit seinem Spiel „Star Wars Outlaws“ oder für das Spiel Inzoi, bei dem man sein eigenes Traumleben gestalten kann. Großen Andrang gab es zudem auch bei dem Spiel „Star Wars Outlaws“ oder dem berühmten Strategie-Spiel „Civilization“.
Auch der Entwickler Aerosoft aus der Nähe Paderborn ist bei der Gamescom vertreten. Das Unternehmen entwickelt Simulatoren. Damit kann man beispielsweise Bus oder Truck fahren oder ein Park Ranger sein. „Man holt sich einen realistischen Eindruck aus dem Arbeitsalltag nach Hause, was man sonst nicht erleben kann“, sagt Julian Brockmann von Aerosoft. Das begeistere einerseits junge Fans, die später vielleicht in den Beruf einsteigen wollen, aber auch ältere, die sich in andere Berufe hereindenken können.
Auffällig ist die Präsenz von großen US-Technologiekonzernen. So wurde bei der Auftakt-Show Opening Night Live die Serie „Secret Level“ vorgestellt, die im Dezember bei Amazon Prime erscheinen soll und verschiedene Welten aus der Gamingwelt vereint. Auch das Netflix-Spiel „Squid Game: Unleashed“ wird auf der Messe beworben.
Milliardengeschäft mit Spielen
In den vergangenen Jahren ist die Gamescom zudem auch immer mehr zu einer Art Fantreffen für viele Streamer und YouTuber geworden. Stars der Branche, die in diesem Jahr in Köln sind, sind etwa HandOfBlood, Elias Nerlich oder Trymacs. Mit Videos und Livestreams erreichen sie auf Online-Kanälen wie YouTube und Twitch jeden Tag Millionen Zuschauern. Auf der Gamescom signieren sie Autogrammkarten und nehmen Fotos mit ihren Fans auf.
Blickt man auf die gesamte Branche, so sind Computer- und Videospiele schon lange keine Nische mehr für Nerds, sondern ein lukratives Milliardengeschäft: Im vergangenen Jahr gaben die Menschen in Deutschland knapp 10 Milliarden Euro für Spiele, Hardware und Online-Dienste aus. Im ersten Halbjahr dieses Jahres schwächte sich das Geschäft, das in den Corona-Jahren einen starken Wachstumsschub bekommen hatte, ab.
Laut einer Erhebung des Digitalverbands Bitkom geben Spielefans abgesehen von der Hardware wie Computer, Konsolen oder Handys, im Schnitt monatlich knapp 31 Euro für Video- und Computerspiele aus. Im vergangenen Jahr waren es noch 26 Euro und im Jahr davor 23 Euro.
Dabei geht es neben dem klassischen Kauf von Spielen im Geschäft oder dem Download auf Plattformen vor allem um die sogenannten In-Game-Käufe, also etwa Ausrüstung, um schneller voranzukommen. Vor zwei Jahren waren es noch 37 Prozent, mittlerweile gibt knapp die Hälfte (48 Prozent) an, in den vergangenen zwölf Monaten solche Käufe getätigt zu haben.
Spielen an sich, egal ob auf Handys, Tablets oder mit der klassischen Konsole, ist laut Bitkom weit verbreitet. Rund die Hälfte der Deutschen (53) ab 16 Jahren spielt zumindest hin und wieder Video- oder Computerspiele, unter den 16- bis 29-Jährigen sind es sogar 90 Prozent. Das Smartphone steht dabei bei der Nutzung ganz oben.