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Gewerbegebiet Niehl-SüdIntelligente Kassen und Kraftwerke in Hafennähe

Lesezeit 4 Minuten
Luftbild Niehl-Süd

Das Gewerbegebiet Niehl-Süd auf einer Luftaufnahme

Köln – In unserer Serie „Arbeitswelten“ stellen wir zehn Kölner Gewerbegebiete vor. In dieser Folge: das Gewerbegebiet Niehl-Süd.

Das Gewerbegebiet

Größe: 84 Hektar Entstanden: 1920er Jahre Vertretende Branc hen: Logistik, Indust rie, Dienstleistungen, Handel, EnergieversorgungVerkehrsanbindung: Hafen Niehl I, mehrere Halte der Stadtbahnlinie 13 und 16, sowie der Linie 18 an der Slabystraße, Buslinie 140Das ist das Gebiet: Mit dem Ausbau des Industriegebiets Niehl wandelte sich auch der Fischereihafen im Niehler Süden im Laufe der 1920er Jahre zum Umschlagplatz für Waren aus aller Welt. Heute bedienen 14 Krananlagen die Binnenschifffahrt. Damit ist Niehl I der größte Kölner Hafen. Rund ein Viertel der Fahrzeugproduktion der nahe gelegenen Ford-Werke wird von hier aus verschifft. Das Schienensystem des Hafenbetreibers Rheincargo ist direkt an das Güterverkehrsnetz der Deutschen Bahn angebunden. Darüber hinaus versorgen die beiden Rhein-Energie-Kraftwerke Niehl II und Niehl III von hier aus weite Teile Kölns mit Strom und Fernwärme.

Unternehmen im Porträt

Personaldienste Erbs & Heller

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Norbert Erbs von Personaldienste Erbs & Heller

Personaldienstleister wie Erbs und Heller haben es derzeit schwer. „Der Markt ist leergefegt“, so Norbert Erbs. Dass der Spezialist für gewerblich-technisches Fachpersonal trotzdem mit rund 200 Beschäftigen aufwarten kann, liegt an der persönlichen Bindung, die das Unternehmen zu seinen Mitarbeitern aufgebaut hat. „Wir sind ein regionales Unternehmen mit Büros in Köln, Rheydt, Aachen und demnächst auch in Düren“, sagt Geschäftsführer Erbs. Wenn einer der Mitarbeiter, die allesamt unbefristet angestellt sind, beispielsweise ein Auto brauche, um zu seiner Arbeitsstelle zu kommen, stellt die Agentur auch schon einmal ein kleines Darlehen.

Wenn die neuen Kollegen, die häufig aus der Arbeitslosigkeit zur Leiharbeit finden, Probleme mit dem Rundfunkbeitrag oder ihrem Vermieter haben, handeln Erbs und sein Team auch mal die Ratenzahlungen mit den Schuldnern aus. „Wir sind nicht nur unseren Kunden gegenüber verantwortlich, sondern auch gegenüber unseren Mitarbeitern“, sagt Erbs. Die Facharbeiter aus der Metall-, Elektro-, Chemie- und Holzindustrie danken es ihm mit ihrer Loyalität.

Rhein-Energie

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Armin Ehret, Rhein-Energie-Kraftwerksleiter von Niehl 3

„89 Prozent der Energie, die im Rohstoff steckt, kann unser Kraftwerk in Wärme und Strom umsetzen“, sagt Armin Ehret, Kraftwerksleiter von Niehl 3. „Kohlekraftwerke schaffen 43, 44 Prozent, auch konventionelle Gaskraftwerke liegen bei etwa 60 Prozent.“ Niehl 3 ist deshalb so effizient, weil sie die Hitze aus den Abgasen der Gasturbine nutzt, um ein kombiniertes Dampfkraftwerk zu betreiben. Der erzeugte Strom reicht aus, um eine Million Haushalte zu versorgen. „Das genügt für ganz Köln und zwar nicht nur für die Privathaushalte, auch für den Industriebedarf“, so Ehret.

Zusätzlich beheizt die Rhein-Energie-Anlage Zehntausende Innenstadt-Haushalte per Fernwärme. Der eigentliche Clou des Werks seine Flexibilität. „Die Gasturbine funktioniert wie ein Flugzeugtriebwerk. Wir können ordentlich Stoff geben oder Tempo rausnehmen“, so Ehret. Zur Mittagszeit, wenn Solaranlagen Strom einspeisen, fährt Niehl 3 häufig etwas herunter. Teilweise reagiert das Team um Armin Ehret im Fünf-Minuten-Takt: „Früher hatten wir Fahrpläne für einen ganzen Tag, heute justieren wird ständig nach.“

Rheincargo

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Rund zwei Millionen Tonnen Fracht werden Jahr für Jahr am Niehler Hafen umgeschlagen.

Rund zwei Millionen Tonnen Fracht werden Jahr für Jahr am Niehler Hafen umgeschlagen. Eine stattliche Summe, die den Einsatz von Zehntausenden Lkws zum Transport von Heizöl, Steinkohle, Papier oder Eisen überflüssig macht. Rheincargo, ein Zusammenschluss der Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) und der Neuss-Düsseldorfer Häfen, betreibt die Anlagen und das Schienennetz vor Ort und vermietet Logistikflächen.

Mehr als 700 Güterwagen, gezogen von 90 Lokomotiven, nehmen ihre Fracht entlang der Hafenbecken in Niehl I auf und liefern sie bundesweit und ins benachbarte Ausland. 2018 werde aber als ein schlechtes Jahr für den Hafenbetreiber zu Ende gehen, sagt Christian Lorenz, Sprecher des Unternehmens: „Wegen des extrem lang anhaltenden Niedrigwassers ist mit einem Rückgang der Umschlagleistung zu rechnen.“ Viele Schiffe können nur teilweise beladen werden, damit sie nicht auf Grund laufen. Langfristig seien die Aussichten aber stabil. Der Hafenverbund, dem neben Niehl I sechs weitere Standorte in Köln, Neuss und Düsseldorf angehören, stellt gemeinsam den zweitgrößten Binnenhafen Deutschlands.

Kassensysteme Müller

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Andreas Engqvist von Kassensysteme Müller

Seine Kassen stehen am Eingang zum Kölner Zoo, in Bäckereien, Kantinen und Gasthäusern der Stadt. Andreas Engvist vertreibt die modernen Maschinen, die längst mehr können als bloß zu rechnen und Scheine auszuspucken. „Die Systeme verarbeiten heute Bestellungen per App, verwalten Gutscheine und verbuchen Treuepunkte“, so Engvist. Die intelligente Kasse protokolliert zudem alle Einnahmen mit den dazugehörigen Steuersätzen und kann die Daten direkt an den Steuerberater weiterreichen.

„Selbstverständlich hängen die Kassen alle am Netz“, so Engvist. Das erleichtert auch ihm die Arbeit. Ob künftig per Karte oder per Handy bezahlt wird, tut dem Geschäft des gebürtigen Schweden keinen Abbruch. „In meiner Heimat wird jeder Kaugummi bargeldlos bezahlt. Der Betrag muss trotzdem erfasst werden“, so Engvist. Als NRW-Beauftragter des Branchenverbandes DFKA setzt er darauf, dass mit der Digitalisierung auch das Manipulieren von Kassen ein Ende hat. Niemand könne dann mehr Umsätze zu niedrig melden, um Steuern zu hinterziehen.

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