Wer in und um Köln mit dem Auto zur Arbeit fährt, braucht gute Nerven. Wie viel Lebenszeit die Menschen im Stau verlieren - und was das kostet.
Globales RankingKölner Pendler stehen deutlich länger im Stau als der Durchschnitt
50 Stunden, so lange dauert es zu Fuß von Köln bis zur Landesgrenze nach Porta Westfalica. Statt diesen Marsch auf sich zu nehmen, verbringen Menschen in und um Köln genau diese Zeit im Stau - und damit deutlich mehr als der typische Fahrer in Deutschland. Der verlor im Jahr 2023 nämlich insgesamt 40 Stunden im stockenden Verkehr, zeigt eine Untersuchung des US-Verkehrsanalyseunternehmen Inrix.
Mehr als 540 Euro kosten Staus pro Kopf
In ihrer „Global Traffic Scorecard“, also einer weltweiten Auswertung von Verkehrsverzögerungen, zeigen die Verkehrsforscher auch den wirtschaftlichen Schaden von verlorener Zeit. Hierfür legen sie in Deutschland einen Stundenlohn von 10,67 Euro zugrunde. Die Verzögerungen auf Kölns Straßen haben Fahrer demnach im vergangenen Jahr 534 Euro gekostet, die Stadt hat so sogar auf 209 Millionen Euro verzichtet. Auch hier liegen die Kölner wieder über dem Bundesdurchschnitt von 427 Euro.
Im deutschlandweiten Vergleich landet Köln auf Platz vier. Nur Autofahrer in Berlin, München und Stuttgart standen 2023 länger im Stau. Der Stadt Berlin entgingen den Verkehrsforschern zufolge Einnahmen von 770 Millionen Euro, weil Pendler dort 55 Stunden im Verkehr steckten.
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Weniger Menschen fahren ins Stadtzentrum
Für die Analyse hat Inrix Daten aus 946 Städten und Ballungsräumen weltweit ausgewertet. Die Verkehrsforscher haben damit im Jahr 2020 begonnen, um die Rolle der Innenstädte bei der Erholung von Wirtschaft und Gesellschaft von der Pandemie besser zu verstehen. Und hier zeigt sich: Obwohl Homeoffice inzwischen zum Standard vieler Bürojobs gehört, haben die Verkehrsverzögerungen zugenommen. In Köln beispielsweise um drei Prozent im Vergleich zum Jahr 2019, deutschlandweit um ein Prozent.
Gleichzeitig fahren weniger Menschen in die Innenstadt. In Köln nahm die Anzahl der Fahrten ins Stadtzentrum von 2022 zu 2023 um neun Prozent ab. „Das könnte auf eine allmähliche Abwanderung aus den Stadtzentren hindeuten“, heißt es in dem Verkehrsreport. „Das deutet bei insgesamt wachsenden Verkehrs- und Stauzahlen darauf hin, dass Staus und Verzögerungen außerhalb der Stadtzentren zugenommen haben.“
Das sind die verkehrsreichsten Staustrecken
In Deutschland lagen die schlimmsten Stau-Korridore in Stuttgart (A81), Duisburg (A3) und Essen (A52). In Stuttgart haben Pendler im vergangenen Jahr 35 Stunden durch Staus verloren, in Duisburg 31 Stunden und in Essen 29 Stunden. Der Großraum Köln/Bonn/Leverkusen ist nicht dabei.
Das überrascht sogar die Verkehrsforscher: „Bemerkenswerterweise fanden sich diesmal keine Strecken in Köln, Bonn oder Wiesbaden in den Top 10, nachdem jede dieser Städte im Jahr 2022 mindestens einen Straßenabschnitt in den Top 10 hatte.“ Eine Strecke im Rheinland hat es dann doch in die zehn staureichsten Straßen geschafft: die Autobahn A57 auf Höhe Düsseldorf. Hier dauerte es 2023 zur Stoßzeit morgens um sieben Uhr sechs Minuten länger. Aufs Jahr gerechnet sind das immerhin 24 Stunden.
Weltweit trifft es übrigens Autofahrer in New York City am härtesten: Sie standen im vergangenen Jahr zweieinhalb Arbeitswochen im Stau. Dahinter folgen Mexiko-Stadt, London, Paris und Chicago.