Die Öffnung des ersten Neubauteils der Leverkusener Rheinbrücke entlastet den Kölner Autobahnring, führt aber auch zu mehr Staus auf der A1.
Nach Freigabe der RheinquerungLkw-Verkehr auf Leverkusener Brücke führt zu mehr Staus auf der A1
Es klingt paradox, aber seit der Freigabe des ersten Neubauteils der Leverkusener Rheinbrücke im März haben die Staus auf der Autobahn 1 zwischen dem Kreuz Köln-West und dem Leverkusener Kreuz deutlich zugenommen.
Das geht aus einem Datenabgleich hervor, den der ADAC Nordrhein auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorgenommen hat. Danach gab es im September 2024 136 Staumeldungen, im September 2023 waren es nur 114. Bei der Staudauer verzeichnet der ADAC in dem Abschnitt einen Anstieg um 25 Prozent von 186 auf 233 Staustunden. Noch deutlicher stieg die Zahl der Staukilometer. 2023 waren es 295 Staukilometer, 2024 waren es 469 Kilometer. Das ist ein Anstieg von fast 60 Prozent.
Der deutliche Anstieg ist nach Angaben des ADAC-Verkehrsexperten Roman Suthold vor allem auf die Freigabe des Abschnitts für den Lkw-Verkehr zurückzuführen, der jetzt nicht mehr den Umweg vom Kreuz Köln-West über die A4 bis zum Heumarer Dreieck und von dort weiter über die A3 bis zum Leverkusener Kreuz nehmen muss.
Alles zum Thema Bundesautobahn 1
- Autobahn-Bau A1 und Leverkusener Westring im Januar tagelang voll gesperrt
- Vier Autos involviert A1/A61 nach Unfall bei Erftstadt stundenlang gesperrt
- Neue Details zur Route Wochen nach Lkw-Chaosfahrt noch keine Blutergebnisse
- A1 bei Burscheid So stoppte Janik Buth mit seinem Porsche einen bewusstlosen Fahrer
- Autobahnausbau Leverkusen will gegen die geplante Megastelze klagen
- Nächste Sperrungen Kein Wechsel von A1 zur A3 im Kreuz Leverkusen möglich
- „Unbeschreiblich“ Sportwagenfahrer bremst Auto auf A1 bei Burscheid aus und rettet Mann das Leben
Auf der A1 kommt es wegen der vielen Lkw zu Behinderungen vor der Auffahrt zur neuen Leverkusener Brücke, weil der Verkehr in Höhe Ausfahrt Niehl von drei auf zwei Fahrstreifen eingeengt wird und die Fahrbahn zusätzlich verschwenkt werden muss, um auf die neue Brücke zu gelangen. Der zweite Brückenteil wird voraussichtlich erst Ende 2027 fertig sein. „Die Verkehrslage bestätigt, dass der Bau der zweiten Brücke zwingend nötig ist“, sagt Suthold. Der Bau kann erst beginnen, wenn der Abbruch der alten Rheinbrücke abgeschlossen ist. Das wird frühestens im ersten Quartal 2025 der Fall sein.
Inwieweit der Arbeitsunfall Anfang September, bei dem ein 22-jähriger ums Leben kam, zu Verzögerungen führt, ist unklar. Der Bauarbeiter war von einem Baugerüst gestürzt, das um den alten Brückenpfeiler herum aufgebaut war. Nach Angaben der Autobahn GmbH Rheinland hat die Staatsanwaltschaft den seit dem Unfall gesperrten Teil der alten Rheinbrücke am Donnerstag wieder freigegeben. Wann die Abbrucharbeiten dort wieder aufgenommen werden, muss nach Angaben einer Sprecherin erst noch geklärt werden. „Wir müssen den Zeitplan jetzt überarbeiten.“
Gesamtumbau wird erst 2026 starten
Problematisch ist die Verkehrslage auch auf der A1 vor dem Kreuz Köln-Nord beim Abbiegen auf die A57 Richtung Düsseldorf/Neuss. Auch hier kommt es regelmäßig zu Staus, weil dessen Umbau zwar begonnen wurde, aber noch lange nicht abgeschlossen ist. Bisher sind lediglich die beiden Brückenteile der A57 über die A1 erneuert und schon für den sechsspurigen Ausbau vorbereitet.
Der Gesamtumbau ist laut Autobahn GmbH inzwischen zwar genehmigt, wird jedoch voraussichtlich erst 2026 starten. Dann soll das Kreuz, das in den 1960er Jahren als klassisches Kleeblatt gebaut wurde, so ertüchtigt werden, dass sich der Verkehr besser verteilen kann. Geplant sind zwei Rampen für die Fahrtrichtungen Euskirchen (A1) – Neuss (A57) und Dortmund (A1) – Köln-Zentrum (A57). Dadurch entfallen die Verflechtungen, auf denen sich ein- und ausfahrende Fahrzeuge derzeit noch kreuzen.
Die Freigabe der A1 für zwischen Köln-West und dem Kreuz Leverkusen hat laut ADAC aber auch positive Folgen. Auf der A3 gab es einen Rückgang der Staus vom Kreuz Leverkusen bis zum Dreieck Heumar in südlicher Richtung: 2023 gab es 256 Staumeldungen, 2024 waren es mit 132 Meldungen nur fast halb so viel. Auch die Staudauer reduzierte sich in dem Abschnitt von 274 Staustunden auf 140 Staustunden.
In gegengesetzter Richtung vom Dreieck Heumar zum Kreuz Leverkusen gab es zwar auch weniger Staumeldungen, aber die Staudauer erhöhte sich 2024 mit 265 Stunden um fast die Hälfte im Vergleich zu 2023 (176 Staustunden) bei einer Länge von 541 Kilometern (2023: 472 km).
ADAC: Kölner Ring wird noch über Jahre stauanfällig bleiben
Weniger, aber dafür längere Staus gab es auch 2024 auf dem A1-Abschnitt Burscheid bis Kreuz Leverkusen. Hier zählte der ADAC 2024 77 Staumeldungen, 2023 waren es 99. Die Staudauer lag 2024 bei 96 Stunden und 234 Staukilometern, 2023 waren 87 Stunden und 165 Kilometer.
Weniger Staus und Stauzeit hat der ADAC auf der A4 zwischen Kreuz Köln-West und Dreieck Heumar gemessen. In Richtung Olpe waren es mehr als ein Drittel weniger Staumeldungen (2023: 282, 2024: 180) und deutlich weniger Staustunden (2023: 247, 2024: 166). In Richtung Aachen war der Rückgang deutlich geringer: 2023: 129 Staus, 125 Staustunden und 2024: 111 Staus, 111 Staustunden.
Aus Sicht des ADAC wird der Kölner Ring aber noch über Jahre stauanfällig bleiben, weil noch nicht geklärt ist, ob überhaupt und wann es mit dem geplanten Ausbau der sogenannten Megastelze auf der A1 in Leverkusen auf acht Spuren, dem Ausbau des Leverkusener Kreuzes in der großen Variante und der Erweiterung der A3 auf acht Fahrstreifen zwischen Köln-Mülheim und dem Kreuz Oberhausen in allen Abschnitten weitergeht, in denen das noch nicht geschehen ist. Der Widerstand in Leverkusen gegen die Projekte ist groß, für die A1 wird weiter eine Tunnellösung gefordert. Auch die schwarz-grüne Landesregierung hat sich immer wieder kritisch zu den Ausbauplänen geäußert.