Köln – Gleich mehrere Branchen bezeichnen das Weihnachtsgeschäft als das wichtigste und umsatzstärkste des Jahres. Einzel- und Onlinehandel profitieren von etlichen verkauften Geschenken, Paketdienstleister vom zunehmenden Versand und der Lebensmittelhandel von weihnachtlichen Süßigkeiten und Spezialitäten.
Nachdem das Weihnachtsgeschäft im Jahr 2020 für den stationären Handel durch den Lockdown ein abruptes Ende fand und auch die ersten Monate des neuen Jahres keine Besserung brachten, setzten viele ihre Hoffnungen in das diesjährige Weihnachtsgeschäft. Zwar gibt es dieses Jahr keine Lockdown-Maßnahmen, trotzdem bangen einige Einzelhändler um ihre Existenz.
Wochenende blieb hinter Erwartungen
Selbst das traditionell starke letzte Adventswochenende blieb deutlich hinter den Ergebnissen aus dem Vorkrisenjahr 2019 zurück, wie der Handelsverband NRW Aachen-Düren-Köln mitteilt. Obwohl in den Vorwochen rund 30 Prozent weniger Umsatz als in jenem Jahr gemacht wurde, gaben sich die Händler zumindest vergleichsweise zufrieden mit dem Sonntag. „Auch wenn die Stadt relativ voll wirkte, war die Frequenz nicht vergleichbar mit derjenigen eines ‚normalen‘ verkaufsoffenen Adventssonntags“, sagt Jörg Hamel, Geschäftsführer des EHDV.
Einer Trendumfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) unter 1000 Handelsunternehmen zufolge, sind aber zwei Drittel mit dem Verlauf des Weihnachtsgeschäft insgesamt unzufrieden. „Das diesjährige Weihnachtsgeschäft ist eine herbe Enttäuschung für viele Händlerinnen und Händler. 2G setzt ihnen seit Wochen zu, und das in der für gewöhnlich umsatzstärksten Zeit des Jahres“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Der Verband fordert daher die Abkehr von 2G im Handel und zudem eine bundesweit einheitliche Lösung. Im innerstädtischen Handel seien die Erlöse schließlich um 35 Prozent zurückgegangen, die Frequenzen gar um 41 Prozent. Betroffen sei besonders der Bekleidungshandel.
Lieferengpässe und Chipmangel
In Niedersachsen hat das Oberverwaltungsgericht vor kurzem die 2G-Regelung im Handel für unverhältnismäßig erklärt, da sie keinen wirksamen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leiste. Genth zufolge habe sich das Einkaufen mit Hygienekonzepten, Abstand und Maskenpflicht bewährt.
Weitere Sorgen bereitet dem Handel die in diesem Jahr allgegenwärtigen Lieferengpässe und der Chipmangel. Aufgrund der Corona-Pandemie müssen regelmäßig Fabriken und Hochseehäfen ihren Betrieb einstellen, Lieferungen verzögern sich oder fallen aus. „Bestimmte Produkte sind einfach ausverkauft und werden daher nicht unter dem Tannenbaum landen, so sehr sich der Handel auch bemühen mag, Nachschub zu besorgen“, sagt Hamel vom Handelsverband NRW Aachen-Düren-Köln.
Onlinehandel wächst langsamer
Darunter leidet auch der in den vergangenen Jahren so erfolgsverwöhnte Onlinehandel, der besonders im Weihnachtsgeschäft 2020 von den Lockdown-Maßnahmen profitierte. Damals legten die Umsätze im Weihnachtsgeschäft im Vergleich zum Jahr 2019 um 17,5 Prozent hinzu, in diesem Jahr ist der Zuwachs mit 15,8 Prozent etwas geringer.
Mit diesen Zahlen ist der E-Commerce-Handel zufrieden. Doch nahezu alle Mitgliedsunternehmen hätten mit Störungen in der Lieferkette zu kämpfen, wie aus einer Stichprobe des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel (bevh) hervorgeht – mehr als ein Drittel der Sortimente seien betroffen. „Was die Kunden nicht mitbekommen, sind die enormen Zusatzanstrengungen hinter den Kulissen. Diese zehren bereits an der Liquidität der Unternehmen“, sagt Martin Groß-Albenhausen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des bevh.
Paketdienste auf hohem Niveau
Ob und wie sich die 2G-Regelungen im stationären Handel auf den Onlinehandel auswirken, lässt sich nach Verbandsangaben noch nicht sagen, eine Sonderkonjunktur sei aber durchaus möglich. Aufschluss erhalte man erst mit den Endjahresergebnissen zu Beginn des Januars.
Besonders Paketdienste wie die Deutsche Post bekommen das anhaltende Wachstum des Onlinehandels zu spüren. Am 14. Dezember erlebte diese mit über elf Millionen bearbeiteten Paketen den sendungsstärksten Tag des Jahres. „Damit liegen wir auf dem sehr hohen Niveau des Vorjahres“, erklärt Thomas Schneider, Betriebsleiter des Post- und Paketgeschäfts. Wegen des Lockdowns im Jahr 2020 findet er einen Vergleich zum Vorjahr schwierig. Er hält es aber für unwahrscheinlich, dass die Zahlen aus dem Vorjahr insgesamt überboten würden.
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„Grundsätzlich verläuft das Geschäft bislang im Rahmen unserer Prognose – wobei die Erwartungen in unserem Kölner Paketzentrum interessanterweise um fünf bis zehn Prozent übertroffen werden“, sagt Schneider. Dass in der Region mehr als im Bundesdurchschnitt bestellt werde, könne er sich zum Beispiel damit erklären, dass hier besonders internetaffine Menschen wie Studierende leben könnten.