Herbsturlaub und CoronaWas Reisende beachten müssen und welche Risiken sie eingehen
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Köln – Am 5. Oktober starten die ersten Bundesländer in die Herbstferien: Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. In Nordrhein-Westfalen beginnen die Ferien am 12. Oktober. Die meisten Reisewilligen möchten ihre freien Tage in Deutschland verbringen, schätzen der Reisekonzern Tui und die Verbraucherzentrale NRW. Aber auch nach Spanien und Griechenland zieht es Urlauber, trotz Corona. Die Pandemie nötige Verantwortlichen und Reisewilligen weiterhin „einiges an Flexibilität ab“, so die Verbraucherzentrale NRW. Selbst eine Buchung und Planung wenige Wochen im Voraus sei fast unmöglich. Was müssen Reisende in Deutschland und Europa beachten? Ein Überblick.
Was rät das Auswärtige Amt?
Von nicht notwendigen, touristischen Reisen ins Ausland rät das Auswärtige Amt weiterhin ab. Für fast alle 160 Länder außerhalb der EU gilt eine pauschale Reisewarnung. Die Mitgliedsstaaten der EU, der Schengen- Raum Großbritannien und Nordirland sind davon ausgenommen. In Belgien, Bulgarien, Kroatien, Frankreich und Rumänien sind jeweils Regionen als Risikogebiet eingestuft. Für Spanien wurde wieder eine landesweite Reisewarnung ausgesprochen. Dort sind aktuell die Infektionszahlen hoch. Die allgemeinen Empfehlungen des Auswärtigen Amts gelten noch bis zum 30. September. Ab 1. Oktober möchte die Behörde zu länderspezifischeren Warnungen übergehen. Das sei ein „guter Ansatz, sollte aber nur ein erster Schritt sein“, sagte ein Konzernsprecher von Tui. Für die Branche sei es wichtig, dass es genauere und lokalere Warnungen gebe.
Der Trend zum Urlaub im eigenen Land setzt sich fort. „Für die Herbstferien wird schwerpunktmäßig Deutschland gebucht, alle Regionen sind gefragt, ob Ostsee oder Nordsee, die Seengebiete in Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburgs, das Mittelgebirge oder auch die gesamte Alpenregion“, teilt der Kölner Reisekonzern Der-Touristik mit. „In allen Autoreisezielen, insbesondere auch in Deutschland, gibt es bei den Veranstaltern der Der-Touristik noch genügend Kapazitäten“, so der Konzern weiter.
Auch die Ostküste Polens sei bei Urlaubern beliebt, gefolgt von Österreich. Dort gilt seit Montag landesweit im öffentlichen Raum wieder eine Maskenpflicht. Die Zahlen waren zuletzt drastisch gestiegen: Am 11. September hatte das österreichische Gesundheitsministerium 890 Neuinfektionen gemeldet. Die Ein- und Durchreise aus Deutschland ist von dieser Entwicklung aber nicht betroffen.
Laut Der-Touristik verlaufen Buchungen in die nordischen Länder und Großbritannien noch schleppend. Tui meldet, dass es für Spanien trotz Corona aktuell viele Buchungen gebe. Auch für Griechenland sei die Nachfrage hoch. Aber: „Viele Menschen haben Wander- oder Sporturlaub in der Heimat gebucht – oder den Sommer übersprungen und sind gleich in den Herbst gegangen“, so Tui.
Welche Länder und Regionen zählen als Risikogebiete?
Neben vielen Ländern außerhalb Europas wie den USA und großen Teilen der Türkei gibt es auch in Europa vom Robert-Koch-Institut (RKI) ausgewiesene Risikogebiete. Einzusehen sind sie in einer Online-Liste der Behörde. Die Liste wird laufend aktualisiert. Momentan gilt ganz Spanien, einschließlich der Kanarischen Inseln, als Risikogebiet. Das spanische Außenministerium teilte mit, man verhandle derzeit über sogenannte Sicherheitskorridore zu den Inseln. Eine Einigung könnte die Öffnung der Kanarischen Inseln, die seit dem 2. September als Risikogebiet gelten, beschleunigen. Auf der Liste des RKI stehen auch mehrere Regionen in Frankreich, darunter Korsika, Gebiete in Kroatien, Rumänien, Bulgarien, Belgien und die Region Brüssel und Teile der Niederlande. Seit wenigen Tagen gilt auch Prag als Risikogebiet.
Was müssen Reisende beachten, wenn sie nach Griechenland, Zypern oder Italien reisen möchten?
In Italien steigen die Zahlen seit etwa sechs Wochen konstant an. Trotzdem ist die Zahl der Neuinfizierten weit niedriger als in Frankreich und Spanien. In öffentlichen Verkehrsmitteln und nachts auf öffentlichen Plätzen gilt die Maskenpflicht. Einreisebeschränkungen gibt es aktuell für Italien aber nicht.
In Griechenland und Zypern bleiben die Zahlen niedrig. Reisende müssen sich spätestens 48 Stunden vor ihrer Ankunft online registrieren, an Flughäfen und Häfen kann es zu stichprobenartigen Tests kommen. In geschlossenen Räumen besteht Maskenpflicht. In stark besuchte Regionen wie Athen, Thessaloniki und Kreta muss die Maske auch im Freien getragen werden. Bars und Restaurants schließen um Mitternacht.
Gibt es weiterhin kostenlose Tests?
Ab dem 15. September gibt es keine kostenlosen Corona-Tests mehr für Reiserückkehrer. Einzige Ausnahme: Reisende aus Risikogebieten. Sie sind verpflichtet, sich testen zu lassen, und müssen die Kosten nicht selbst tragen. Auch bei einem negativen Ergebnis müssen sie ab Oktober nach der Rückkehr aus dem Risikogebiet voraussichtlich eine Quarantäne von „mindestens fünf Tagen einhalten“, so die Verbraucherzentrale NRW. Bund und Länder beraten hierzu aktuell. Bisher konnten Reiserückkehrer eine Quarantäne umgehen, wenn sie direkt nach der Ankunft negativ getestet wurden.
Welche Risiken gehe ich mit einer Buchung ein?
Reisende müssen sich für jedes Urlaubsgebiet gesondert informieren, so Beate Wagner vom Verbraucherschutz NRW. „Was jetzt gilt, kann morgen schon veraltet sein. Andererseits sollte man sich vor Augen halten, dass vertragliche Verpflichtungen grundsätzlich einzuhalten sind“, sagt Wagner weiter. Ob ein kostenfreier Rücktritt von einem Reisevertrag aufgrund außergewöhnlicher Umstände möglich ist, sei momentan gerichtlich noch ungeklärt. Die aktuell noch vorherrschenden Unsicherheiten bleiben bestehen.