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Betriebsbedingte Kündigungen drohenFlughafen Köln/Bonn fehlen 75 Millionen Euro

Lesezeit 3 Minuten
Flughafen Köln Bonn Frachtflugzeug

Der Flughafen Köln/Bonn

  1. Die Corona-Krise hat den Flughafen Köln/Bonn schwer getroffen. Nun bittet er seine Eigentümer um finanzielle Hilfe – der Airport braucht dringend 75 Millionen Euro.
  2. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ liegt eine Vorlage für den Aufsichtsrat vor, in der mögliche Zukunftsszenarien des Airports vorgestellt werden.
  3. Unter bestimmten Voraussetzungen soll es sogar betriebsbedingte Kündigungen am Flughafen geben. Wir erklären, wann es soweit wäre.

Köln – Der Flughafen Köln/Bonn ist durch die Corona-Krise in eine finanzielle Schieflage geraten. Jetzt sollen die Eigentümer, allesamt aus dem Lager der Öffentlichen Hand, dem Airport mit großen Summen zur Seite stehen. Wie aus einer Vorlage für den Aufsichtsrat hervorgeht, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, bittet der Flughafen seine Eigentümer um Mittel in Höhe von 75 Millionen Euro.

In dem Papier heißt es, dass die Gesellschafter zusammen eine Eigenkapitalaufstockung von 75 Millionen Euro beschließen sollen. Darüber muss aber der Aufsichtsrat erst in seiner nächsten Sitzung entscheiden. Die Mittel sollen im ersten Quartal des kommenden Jahres fließen. Eigentümer des Flughafens sind zu je etwa 31 Prozent die Stadt Köln, die Bundesrepublik Deutschland und das Land Nordrhein-Westfalen, darüber hinaus noch die Stadt Bonn mit sechs Prozent sowie der Rhein-Sieg-Kreis und der Rheinisch-Bergische Kreis mit Anteilen unter einem Prozent.

Zwei Zukunftsszenarien

Darüber hinaus soll der Vorlage zufolge ein 100-Millionen-Euro-Kredit aufgenommen werden. Wörtlich ist von einem „NRW-Infrastruktur-Corona-Darlehen“ die Rede. Dieses soll von privaten Banken „administriert“ und durch eine 80-prozentige Landesbürgschaft abgesichert sein. Anders als die Eigenmittelhilfen sollen diese Kredite noch im laufenden Geschäftsjahr fließen.

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Der Flughafen plant mit zwei möglichen Szenarien. Das eine wird „Base Case“ genannt und geht davon aus, dass im Jahr 2026 wieder die Zahl von 11,5 Millionen Passagieren erreicht wird. Das wären etwa sieben Prozent weniger als im Vorkrisenjahr 2019. In diesem Szenario würde der Airport im Jahr 2023 wieder schwarze Zahlen schreiben. Das andere Szenario wird „Worst Case“ genannt und geht davon aus, dass die Passagierzahlen dauerhaft niedrig bleiben. Laut der Vorlage sind aber Darlehen und Eigenkapitalerhöhung für beide Szenarien erforderlich. Das Worst-Case-Szenario sieht aber laut dem Papier einen Arbeitsplatzabbau und explizit „betriebsbedingte Kündigungen“ vor.

54 Millionen Euro weniger Umsatz

Im ersten Halbjahr 2020 hat der Flughafen 54 Millionen Euro oder 34 Prozent weniger Umsatz gemacht als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Passagiere sank zwischenzeitlich um 95 Prozent. Dass der Einbruch nicht noch stärker ausfällt, liegt an dem sehr stabilen Frachtgeschäft, Köln/Bonn ist einer der bedeutendsten Frachtflughäfen Deutschlands. Im August lag das Frachtgeschäft sogar gegenüber 2019 um 14 Prozent im Plus.

Beim Flughafen wollte man die Kapitalerhöhungspläne nur indirekt kommentieren. „Der Flughafen prüft verschiedene längerfristige Finanzierungsmöglichkeiten – auch unter Einbindung der Gesellschafter –, um die Einnahmeverluste aufgrund der Corona-Krise und des andauernden Passagierrückgangs abzumildern und den Standort für die Zukunft weiterzuentwickeln“, sagte ein Sprecher.

Beim Land ist das Verkehrsministerium von Hendrik Wüst (CDU) zuständig für die Flughafenbeteiligung. „Beschlüsse des Aufsichtsrates werden durch die Gesellschafter kommuniziert. Das Land ist sich seiner Verantwortung als Gesellschafter des Flughafens bewusst“, sagte ein Sprecher.

Entscheidung noch unklar

Von der Stadt Köln hieß es: Der Flughafen prüfe derzeit „verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten – auch unter Einbindung der Gesellschafter – um die Einnahmeverluste aufgrund des andauernden Passagierrückgangs abzumildern und den Standort für die Zukunft weiterzuentwickeln“. Auch beim Bund gibt man sich zurückhaltend. Die Gesellschafter hätten Gespräche aufgenommen. Weiteres könne derzeit noch nicht mitgeteilt werden, hieß es vom Bundesverkehrsministerium.

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Nun ist unklar, wie sich die drei großen Gesellschafter entscheiden, entfielen auf jeden von ihnen doch 23 Millionen Euro an zusätzlicher Einlage. Aus dem politischen Umfeld der Landesregierung war allerdings schon zu hören, dass man die Kapitalerhöhung mittragen wolle.