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„Verdienen kein Geld“Kölner Konzerthallen-Betreiber schlagen Alarm und fordern Hilfe

Lesezeit 3 Minuten
Lanxess-Arena Corona-Not

Rot beleuchtet machte die Lanxess-Arena Ende August auf ihre Lage aufmerksam.

  1. Die Lanxess-Arena verliert dieses Jahr 20 Millionen Euro, das traditionsreiche Gloria-Theater steht vor dem Aus.
  2. Jetzt schlagen die Kölner Betreiber Alarm und fordern schnelle Hilfe von der Politik.
  3. Die bisherigen Programme kämen nicht bei ihnen an, sagt Gloria-Betreiberin Claudia Wedell, und sagt, woran genau es mangelt.

Köln – „Wir tun unser Bestes, den Laden irgendwie aufrechtzuerhalten, aber wir stoßen diesen Monat an unsere Grenzen“, sagt Claudia Wedell, Betreiberin des Gloria-Theaters. Die Existenz der traditionsreichen Kölner Spielstätte ist akut gefährdet. Die coronabedingten Ausfälle haben ein tiefes Loch in die Finanzen gerissen. Zwar habe das Theater 25 000 Euro Soforthilfe vom Land erhalten und aus dem Notfallfonds der Stadt Köln 22 500 Euro, berichtet Wedell dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, doch reiche diese Summe gerade einmal für zwei Monatsmieten. „Wir versuchen irgendwie, bis Ende des Jahres durchzuhalten.“ So wie dem Gloria geht es gerade fast allen Konzerthallen, Theatern und Clubs. Sie dürfen zwar wieder öffnen, aber nur für ein kleines Publikum – was in den allermeisten Fällen nicht einmal die Kosten deckt.

„Mit den Veranstaltungen, die wir derzeit in der Arena haben, verdienen wir kein Geld“, sagt Stefan Löcher, Geschäftsführer der Lanxess-Arena: „Aber wir machen sie trotzdem, damit Techniker, Dienstleister und Künstler in Lohn und Brot bleiben.“ Mehr als 120 Konzerte konnten nach Löchers Angaben nicht wie geplant stattfinden, die Arena macht in diesem Jahr gut 20 Millionen Euro Verlust. Außer Kurzarbeit greife bei dem Unternehmen allerdings keines der Hilfsmittel von Bund und Land, sagt Löcher: „Kredite bringen uns nicht weiter.“

Arena-Chef schlägt Ausfallbürgschaften vor

Der Arena-Chef hat andere Vorstellungen. „Zuschüsse sind eine Möglichkeit“, sagt er, „Ausfallbürgschaften, über die Bund oder Land unsere Kosten ausgleichen, eine andere.“ Zahlreiche Branchen wie Touristik oder der Gesundheitssektor erhielten Entschädigungen in Milliardenhöhe für ihre Ausfälle, so Löcher. „Wir als Veranstaltungssektor sehen hingegen immer noch kein Licht am Ende des Tunnels, obwohl auch wir massive Einschnitte zum Wohle der Allgemeinheit erlitten haben.“

Die Arena hole immer wieder mit viel Risiko große Sportveranstaltungen nach Köln und generiere mit ihren normalerweise zwei Millionen Besuchern jährlich alleine in der Stadt 500 bis 600 Millionen Euro Umsatz in Gastronomie und Hotelbetrieben. Ganz NRW profitiere erheblich vom Arena-Betrieb.

„Das sollte keine Einbahnstraße sein“, sagt Löcher. Von der Politik erwartet er daher neben finanzieller Hilfe klare Ansagen, wie es weitergeht – Perspektiven, nicht nur Verbote, so drückt er es aus. Das Unternehmen müsse wissen, wie und wann die Kapazitäten bei Veranstaltungen wieder erhöht werden könnten. „Und Anfang März oder April muss es wieder vollumfänglich losgehen. Die gesamte Veranstaltungsbranche hält es sonst nicht durch“, meint Löcher: „Dann folgen ohne Ende Insolvenzen.“

Wirtschaftsminister will nachbessern

NRW-WirtschaftsministerAndreas Pinkwart (FDP) sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, er setze sich „für eine Innovationsklausel in der Corona-Schutzverordnung ein, die Spielräume für Veranstalter, Messegesellschaften, Gastronomen und Hoteliers in der kühlen Jahreszeit eröffnet“. Die positiven Erfahrungen mit der Düsseldorfer Messe Caravan-Salon, die einen guten Besucherzuspruch erfahre, werte das Ministerium intensiv aus. Eine Entscheidung über die Klausel soll bis Ende September getroffen werden.

Er sei sich der Situationen der Unternehmen sehr bewusst, so Pinkwart. Das Land wolle „bestehende Programme im Interesse der Branche und ihrer Beschäftigten verbessern“.Im Interesse von Gloria-Betreiberin Wedell wäre es, wenn Zuschüsse auch für Gehälter verwendet werden könnten: „Wir brauchen Geld, um unser Personal und die Pacht zu bezahlen“, sagt sie. „Wir schätzen, dass die Politik versucht zu helfen. Die Hilfen, die es bis jetzt gibt, kommen bei uns aber noch nicht an.“

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Seit das Gloria Mitte März den Betrieb einstellen musste, ist die Belegschaft geschrumpft, statt 70 gibt es nur noch zehn Mitarbeiter, „alle Aushilfen und freien Mitarbeiter mussten wir freistellen“, sagt Wedell. Beim jetzigen Minimalbetrieb, der „wirtschaftlich nicht tragbar“ sei, würden alle Schutzverordnungen beachtet. Von der Politik erwartet Wedell nun, „dass nicht vor einem Besuch in einer Spielstätte gewarnt, sondern Zuversicht vermittelt wird“.