Die IHK-Spitze wird erst im Frühjahr genaue Pläne vorstellen. Der Beitrag für Mitgliedsunternehmen sinkt um jährlich fünf Euro.
Vollversammlung der KammerKölner IHK-Spitze will mit Arbeiten vor Baugenehmigung starten
Bei der IHK Köln stand während ihrer letzten Sitzung der Vollversammlung in 2023 am Montag der Umbau des Kammergebäudes im Zentrum. Rund 100 Millionen Euro soll das Bauvorhaben des sanierungsbedürftigen Hauses kosten.
Vor einem Jahr hatte die Kammerführung Eckdaten präsentiert, und eine Mehrheit der Vollversammlung hatte sich für die Sanierung ausgesprochen. Am Montag hatte sich das Plenum nun konkrete Aussagen zu Kosten, Zeitplan und Finanzierung erhofft, wurde von der Kammerführung aber auf das nächste Frühjahr vertröstet. Erst dann solle es eine genauere Kalkulation geben.
Laut Aussagen von Teilnehmenden wurden im Kern dieselben Zahlen und Berechnungsgrundlagen wie im Dezember 2022 präsentiert. Demnach soll der Umbau 98 Millionen kosten. Ein gutes Drittel davon hat die IHK auf der hohen Kante, zudem soll es eine KfW-Förderung geben.
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Grob die Hälfte der Summe müsse laut Kammerführung über Kredite finanziert werden. Dabei, so berichten Teilnehmer, werde mit rund vier Prozent Zinsen und einer Tilgung von zwei Prozent gerechnet. Bleibt es bei der Planung, so muss die IHK Köln über mehrere Jahrzehnte abbezahlen – zulasten künftiger Unternehmergenerationen.
Tilgung der Schulden wird Jahrzehnte dauern
Neues gab es hingegen zum Zeitplan und dem Interimsquartier in der nahegelegenen Immobilie, wo derzeit noch die Commerzbank sitzt. *
Das IHK-Bildungszentrum, das aktuell noch seinen Sitz zur Miete in der Eupener Straße hat, soll im Dezember 2024 in die Innenstadt dazu ziehen. Angemietet hat die Kammer 13.000 Quadratmeter, wovon sie den größten Teil selbst nutzen will, der Rest soll untervermietet werden. An wen, ist bislang unklar.
Es gibt noch keine Baugenehmigung
Der gesamte Umbau des in Teilen denkmalgeschützten IHK-Gebäudes, das zudem mit Asbest belastet ist und Herausforderungen mit Starkregen und Brandschutz hat, soll 2028 abgeschlossen sein. Einen Generalunternehmer für das aufwendige Projekt in direkter Dom-Nähe hat die Kammerführung bislang noch nicht. Auch eine Baugenehmigung gibt es noch nicht.
Die Kammerführung wolle diese im zweiten Quartal beantragen, sagen Versammlungsmitglieder. Baubeginn soll dann Anfang 2025 sein. Wegen in der Realität deutlich längeren Genehmigungszeiten ist das Beobachtern zufolge ein „sehr sportlicher Zeitplan“. Trotzdem soll schon im kommenden Jahr mit ersten Vor-Baumaßnahmen begonnen werden, für die die IHK keine Genehmigung braucht.
Des Weiteren beschloss die Vollversammlung am Montagabend, die Beiträge für ihre rund 150.000 Mitgliedsunternehmen ab 2024 um rund eine halbe Million Euro pro Jahr zu senken. „Wir haben bewusst alle Grundbeiträge gesenkt, damit jedes unserer Unternehmen die Beitragssenkung spürt“, so Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein laut einer Mitteilung.
Das sei möglich, weil man Kosten eingespart habe. Vetterlein betonte auf Nachfrage in der Versammlung, dass die Erstattung nicht auf ein Gerichtsverfahren zurückzuführen sei, das die IHK Köln im November verloren hatte. Das Verwaltungsgericht Köln hatte geurteilt, dass der Wirtschaftsplan der Kammer für 2021 rechtswidrig ist. Die IHK hätte in dem Jahr die Beiträge senken müssen. Geklagt hatte ein Unternehmer gegen seinen Beitragsbescheid. (Az.: 1 K 1171/21).
Beitrag sinkt um fünf Euro je zahlendem Mitglied
Jedes Unternehmen kommt indes nicht in den Genuss der Senkung, denn etwa ein Drittel der Betriebe sind Kleinstunternehmen, die gar keine Beiträge bezahlen. Laut einem Kammersprecher beträgt die Senkung also pro Jahr fünf Euro pro Betrieb, sofern er überhaupt beitragspflichtig ist.
Aus den Mitgliedsbetrieben gab es auch Kritik an der Senkung. So äußerten mehrere Mitglieder gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ Unverständnis darüber, wie angesichts des drohenden Schuldenbergs für die Sanierung jährlich 500.000 Euro zur Erreichung eines Wahlkampfversprechens ausgegeben werden können. Nicole Grünewald war mit der Aussage, die Beiträge zu senken, in den Wahlkampf ums Präsidentenamt gegangen.
Zum Streit der NRW-Kammern mit der IHK Köln ergriff IHK-Ehrenpräsident Paul Bauwens-Adenauer das Wort. So teile der Bauunternehmner zwar die zum Streitpunkt gewordene Sorge, dass der Kohleausstieg 2030 nicht zu schaffen sei. Gleichzeitig appellierte er aber an die Geschlossenheit der Kammern.
„Die IHK Köln gehört in die Dachorganisation IHK NRW und auch in den Zusammenschluss der Rheinischen IHKs“, sagte Bauwens-Adenauer vor den Mitgliedern der Vollversammlung. Nun will der Ehrenpräsident selbst an der nächsten Präsidiumssitzung teilnehmen, um dort seine Sicht der Dinge zu schildern. „Dort müssen Gräben nicht tiefer gezogen, sondern geschlossen werden“, sagte der Unternehmer. Nur mit der Einheit der IHKs im Land könne man sich politisches Gewicht im Land verschaffen.
Köln hatte als einzige Kammer den Reviervertrag zum Kohleausstieg nicht unterzeichnet und daraufhin in öffentlichem Streit die Zusammenschlüsse der rheinischen und NRW-IHKs verlassen.
Schließlich wurde die Vollversammlung noch darüber informiert, dass der Vertrag von Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein vom Präsidium bis 2028 verlängert wurde, wie ein IHK-Sprecher auf Anfrage bestätigte. **
* In der Ursprungsversion des Beitrags hatte es hier ergänzend geheißen: „Das Gebäude werde im Frühjahr angemietet.“ Tatsächlich haben die IHK Köln und der Vermieter des Interimsquartiers nach IHK-Angaben im August 2023 eine vertragliche Vereinbarung geschlossen, der zufolge der Mietvertrag für das Gebäude ab dem 1. Oktober 2024 läuft.“
** In der ursprünglichen Version des Artikels lautete die Formulierung an dieser Stelle: „um weitere fünf Jahre bis 2028 verlängert“. Uwe Vetterlein ist seit dem 1. September 2021 Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, ursprünglich mit einem Vertrag bis zum 31. Dezember 2025. Dieser wurde um zweieinhalb Jahre bis 2028 verlängert. Nach Vetterleins Ansicht konnte durch die jetzt gestrichene Formulierung der Eindruck entstehen, er sei im Dezember 2023 bereits fünf Jahre im Amt gewesen.“