Der Krieg in der Ukraine und die wirtschaftlichen Folgen waren die zentralen Themen auf dem traditionellen Treffen der Kölner Kammer. US-Botschafterin Amy Gutmann spricht von engem Zusammenhalt der westlichen Demokratien.
Mit Wüst und US-BotschafterinIHK-Neujahrsempfang der Kölner Kammer im Zeichen der Krisen
Der brutale Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die damit verbundenen geopolitischen Herausforderungen, aber auch die Folgen des Krieges etwa in Form von hohen Energiepreisen waren die zentralen Themen auf dem Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK).
Nach zwei Jahren coronabedingter Pause konnte das traditionsreiche Treffen mit rund 500 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft erstmals wieder stattfinden – diesmal allerdings im Gürzenich. Ein technischer Defekt der Sprinkleranlage hatte dem Börsensaal der IHK einen schweren Wasserschaden zugefügt. Und so konnte mit dem Gürzenich kurzfristig ein Ausweichquartier gefunden werden.
Ehrengäste in diesem Jahr waren Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sowie die US-Botschafterin Amy Gutmann. Die Diplomatin, die kurz nach Beginn des Krieges im März 2022 ihr Amt in Berlin angetreten hatte, legte den Schwerpunkt ihrer Rede auf die enge Verbundenheit der Demokratien Europas und der USA und die weiterhin notwendige intensive Kooperation zwischen den Ländern.
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Präsident Putin habe geglaubt, die Ukraine in wenigen Tagen einnehmen zu können und Europa mit Nordstream 2 zu erpressen. Das sei ebenso eine Fehleinschätzung gewesen, wie zu glauben, dass die Nato-Partner nicht zusammenstehen. Auch die Wirtschaft habe mit Blick auf die Sanktionen zusammengestanden und auf kurzfristige Gewinne verzichtet, sagte Gutmann. Die westliche Welt habe angesichts der schwierigen Lage kreativ zusammengearbeitet und sei so stärker geworden. „Wir stehen alle zusammen und wir liefern“, so die Botschafterin.
Herausforderung für die westliche Welt
Die Gemeinschaft unterstütze die Ukraine mit Waffen, wirtschaftlicher und humanitärer Hilfe, damit das Land seine demokratische Souveränität verteidigen könne. „Sie verteidigen damit auch unsere“, betonte Gutmann. Man werde an der Seite der Ukraine stehen, „so lange es braucht“. Mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen vor allem der Abhängigkeit von russischem Gas sagte die US-Amerikanerin, dass die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft resilienter seien, als viele vielleicht erwartet hätten.
Die zweite, große Herausforderungen für die transatlantische Staatengemeinschaft sei die sich verändernde Rolle Chinas. „China hat die Intention und die Fähigkeit, die internationale Ordnung so zu verändern, dass die internationale Sicherheit in ihrer jetzigen Form bedroht sei. Gutmann sprach sich dafür aus, dass die westliche Staatengemeinschaft stärker kooperiere und mehr investiere, um sich etwa bei Lieferketten unabhängiger zu machen.
IHK-Präsidentin Nicole Grünewald warnt vor Deindustrialisierung in NRW
Auch Nicole Grünewald, IHK-Präsidentin und Gastgeberin, betonte die vielen Herausforderungen, mit denen die Unternehmen in der Region in den vergangenen drei Jahren zu kämpfen hatten. "Erst kam Corona und damit harte Einschnitte in die wirtschaftliche Freiheit, dann 2021 die Flut und als man dachte, es kann nicht schlimmer kommen, der Angriffskrieg gegen die Ukraine", sagte Grünewald.
Viele Unternehmen seien von den Sanktionen betroffen gewesen, hätten sich aber vollkommen selbstverständlich solidarisch gezeigt. Die vergangenen drei Jahre hätten den Unternehmen viel abverlangt. "Und es ist fantastisch, wie sie das gemeistert haben", so Grünewald.
Die Präsidentin warnte aber auch vor einer drohenden Deindustrialisierung in NRW. Etwa mit Blick auf die Energiesicherheit würden sich Firma ins Ausland - vor allem in die USA - orientieren. Grünewald kritisierte auch die marode Infrastruktur sowie die Überregulierung. Zudem sei "das Lastenrad sicher nicht die Lösung aller Verkehrsprobleme".
Energiesicherheit nicht ohne Importe
Die Energiesicherheit stand auch im Zentrum der Rede von Ministerpräsident Hendrik Wüst. Die Preisbremse werde Entlastung für die Unternehmen bringen und schließlich auch zu Wachstumsimpulsen führen, versprach Wüst. NRW sei einst aufgrund seiner Rohstoffe zu einer der wichtigsten Industrieregionen Europas und weltweit aufgestiegen.
Und das solle auch so bleiben, sagte Wüst. "Dabei wissen wir, was wir den Unternehmen zu verdanken haben: Wohlstand, Arbeitsplätze, soziale und Sicherheit." Aber man müsse sich heute wie in der Vergangenheit auch immer wieder neu erfinden. In NRW habe man bei der Energieversorgung den Regimewechsel eingeleitet. "Das wird Geld kosten, aber wir werden das erfolgreich meistern", sagte Wüst. Dabei dürften Industrien nicht verloren gehen. ThyssenKrupp etwa werde mit staatlicher Förderung künftig grünen Stahl produzieren.
Der Ministerpräsident stellte aber auch klar, dass man bei der Energiewende vorerst nicht ohne Importe auskommen werde. Dafür müsse die Pipeline-Infrasrutur ausgebaut werde. "Anders wird es nicht gehen", so Wüst.
Zum Abschluss gab es noch eine musikalische Überraschung: Brings betrat die Bühne und spielte unter anderem ihr neues Lied „Mir Sin Kölsche“.