Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, entscheiden sich zum Beispiel mehr Handwerksbetriebe in der Region, selbst auszubilden.
Kammern und Agentur ziehen BilanzWieder mehr Ausbildungsverträge in Köln – aber weiter Stellen offen
Nach den herausfordernden Pandemie-Jahren haben dieses Jahr wieder deutlich mehr junge Menschen eine Ausbildung bei Betrieben in Köln und dem Umland begonnen. Wie die IHK Köln am Donnerstag mitteilte, wurden im entsprechenden IHK Bezirk – der neben Köln auch Leverkusen, den Rhein-Erft-, Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis umfasst – bis Ende September insgesamt 8017 neue Ausbildungsverträge in den rund 150 IHK-Berufen geschlossen. Das entspricht einem Plus von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei der Handwerkskammer lag das Plus mit sieben Prozent auf 4103 neue Verträge knapp darüber. Bei beiden Kammern schnitt der Raum Köln damit deutlich besser ab als der Bundesschnitt.
„Wir haben im Handwerk einen riesigen Fachkräftebedarf“, sagte Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln, bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit IHK und Agentur für Arbeit. „Uns fehlen deutschlandweit 250.000 Facharbeiter, das ist auch in Köln nicht anders. Vor diesem Hintergrund ist es ein gutes Signal, dass wir dieses Jahr 200 neue Ausbildungsbetriebe dazugewinnen konnten.“ In den vergangenen Jahren habe bei den Unternehmen ein Umdenken stattgefunden. Die Ausbildung von Fachkräften habe heute eine höhere Priorität: „Das Ziel ist es, junge Leute auszubilden, die Handwerksbetriebe gründen und übernehmen können.“
Weiterhin Ausbildungsplätze in der Region verfügbar
Johannes Juszczak, Leiter des Bereichs Vertragsmanagement und Bildungshotline der IHK Köln, betonte, viele Unternehmen hätten noch bis nach den Sommerferien Stellen besetzt. „Und auch jetzt ist es noch nicht zu spät, ins Ausbildungsjahr 2023 zu starten. Wer also zum Beispiel den gewünschten Studienplatz doch nicht bekommen hat, sollte sich auf dem Ausbildungsmarkt zeigen.“
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Nach Angaben der Agentur für Arbeit gab es in Köln zuletzt noch 871 unbesetzte Ausbildungsstellen, gleichzeitig sind rund 1000 Bewerberinnen und Bewerber noch immer auf der Suche nach einem Betrieb. „Quantitativ haben wir einen ausgeglichenen Ausbildungsmarkt, doch qualitativ passt nicht jeder Bewerber auf jeden Ausbildungsplatz“, so Johannes Klapper, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln.
Duales Studium hat für die Unternehmen besonderen Wert
Auch Nico Roden, Geschäftsführer der MMC Studios, wo bekannte TV- und Filmformate gedreht werden, merkt, dass der Arbeitsmarkt sich verändert hat. „In unserer Branche war die Besetzung von Ausbildungsplätzen lange Zeit ein Selbstläufer“, sagte er. „Da mussten wir nur die Tür absperren, wenn wir voll waren.“ Das habe sich verändert. Dennoch: „Es geht bei uns weniger darum, überhaupt jemanden zu finden – sondern die Besten zu bekommen.“
Er hob dabei besonders den Wert des dualen Studiums hervor. Der Vorteil dort sei, dass von Beginn an praktisch gearbeitet werde. „Wenn wir um 20.15 Uhr eine Live-Sendung haben, muss alles stimmen. Es ist ein unschlagbarer Vorteil, wenn Berufseinsteiger sich mit den Abläufen auskennen und nicht alles neu lernen müssen.“
Wieder mehr Angebote zur beruflichen Orientierung
Maja Tabatabei absolviert ein solches duales Studium: Sie arbeitet im Account Management als Projektassistenz, übernimmt aber auch schon eigene kleinere Projekte wie kurze Marketingdrehs. „Wir sind die Schnittstelle zwischen den Kunden und den unterschiedliche Gewerken. Wir sorgen dafür, dass die Projekte reibungslos laufen“, erzählt sie. Dazu studiert sie Kommunikation und Medienmanagement. „Ich fand den TV-Markt einfach spannend, also habe ich mich für diese Option entschieden.“
In den Studios werden die verschiedensten Ausbildungen angeboten, von Handwerksberufen in der Ausstattung über Kaufleute für audiovisuelle Medien bis hin zu Mediengestaltern. Alle Beteiligten – Agentur für Arbeit, beide Kammern und MMC-Geschäftsführer Nico Roden – betonen, dass sie nach der Coronapandemie wieder verstärkt Veranstaltungen anbieten, um Auszubildende zu gewinnen. „Auch die Optionen für Praktika sind wieder stärker gegeben“, so Juszczak. „Dadurch können sich die Jugendlichen auch früh mit den jeweiligen Tätigkeiten auseinandersetzen.“