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Schlechte GeschäftslageHilfsgelder für Innenstädte in NRW werden aufgestockt

Lesezeit 4 Minuten
Fußgängerzone 28

Die Fußgängerzonen in vielen Städten sind nicht mehr so gefüllt wie vor der Pandemie.

Düsseldorf – Damit verödete Innenstädte wieder auf Vordermann gebracht werden, legt das Land eine weitere Finanzspritze bereit. Man habe rund 25 Millionen Euro bewilligt, sagte Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) am Donnerstag in Düsseldorf. Es geht um den Innenstadtfonds, der im Sommer 2020 aufgelegt wurde - nun steigt sein Volumen an bewilligten Geldern auf rund 94 Millionen Euro. Davon wurden 21 Millionen Euro ausgezahlt - dieser Wert ist noch nicht höher, weil die Finanzmittel großteils über mehrere Jahre fließen, etwa für Mieten. Der Innenstadt-Fonds läuft bis Ende 2023.

Neben den Mietfinanzierungen ermöglicht der Innenstadt-Fonds auch um Umbauten, damit Händler in bislang leerstehenden Räumen ein Geschäft aufmachen. „Es ist in vielen Kommunen gelungen, Leerstände anzumieten und günstiger weiterzuvermieten“, sagte Scharrenbach. Als Beispiel nannte sie die Kleinstadt Vreden im Münsterland, wo 17 von 21 leerstehenden Gewerbeimmobilien vermietet werden konnten.

Innenstädte müssen digitaler werden

Auch das Anpflanzen von Bäumen wird finanziert, damit Betonwüsten grüner werden. Außerdem werden Experten finanziert, die sich vor Ort mit dem Innenstadt-Thema befassen und Ansprechpartner sind. Zudem gibt es Unterstützung in Sachen Digitalisierung.Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) betonte die Dringlichkeit von digitalem Fortschritt. „In der Innenstadt müssen wir den Handel in eine neue Dimension führen“, sagte er. Vor Ort sollte nur eine begrenzte Menge an Waren in einer Art „Mustermesse“ vorgehalten werden, über das Internet sollten die Gewerbetreibenden ihren Kunden dann aber schnell Waren aus einem großen Sortiment zuschicken können. Man müsse „den Eventcharakter des Präsenzhandels erhalten und weiterentwickeln“, so Pinkwart.

Alles zum Thema Ina Scharrenbach

Peter Achten vom Handelsverband NRW wies auf die schwierige Lage großer Teile des Einzelhandels hin. Seit Beginn der Corona-Pandemie 2020 seien Klamottenläden, Schuhgeschäfte und andere Einrichtungen fast jeden zweiten Verkaufstag geschlossen oder von Einschränkungen betroffen gewesen. Laut einer Branchenumfrage schätzt fast jeder zweite Einzelhändler seine aktuelle Geschäftslage als schlecht ein und nur jeder sechste als gut. „Das sind beängstigende Zahlen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des NRW-Handelsverbandes. Vor dem Hintergrund solcher Zahlen seien bessere Rahmenbedingungen, zu denen die „Innenstadtoffensive“ führen soll, sehr wichtig.

Schwache Umsatzzahlen im Handel

Zwar hat der NRW-Einzelhandel seine Umsätze im November 2021 im Jahresvergleich um 2,4 Prozent gesteigert, blieb damit aber hinter der Preissteigerung in dem Zeitraum zurück. Inflationsbereinigt gingen die Umsätze im November um 0,7 Prozent zurück, wie das Statistische Landesamt IT.NRW am Donnerstag mitteilte. Ähnlich stellt sich das Bild in der Gesamtschau für die ersten elf Monate des Jahres 2021 dar: Von Januar bis November gab es nominal ein leichtes Wachstum um 0,3 Prozent, preisbereinigt aber einen Umsatzrückgang von 1,7 Prozent.

Starke Umsatzzuwächse gab es im November bei den Apotheken (plus 5,6 Prozent im Jahresvergleich) und im Textil-, Bekleidungs- und Schuh-Einzelhandel (plus 21,3 Prozent). Doch gerade der Modehandel ist in Sorge, so rechnet er dieses Jahr mit einem „Winter-Schluss-Verkauf auf Sparflamme“. Die Lager im Textilhandel seien bereits gut geräumt. Die Warenbestände lägen merklich unter dem Niveau der Vorjahre, berichtete der Handelsverband Textil Schuhe Lederwaren (BTE) am Donnerstag in Köln. Es sei deshalb davon auszugehen, „dass die Auswahl und gegebenenfalls auch die Rabatte im Schlussverkauf geringer ausfallen und sich nicht alle Unternehmen am Schlussverkauf beteiligen werden“, sagte BTE-Sprecher Axel Augustin.

Preissteigerungen erwartet

Die Gründe für die bereits gut geräumten Lager: Zum einen waren viele Händler im Lockdown-Frühjahr 2021 wegen der unsicheren Corona-Entwicklung beim Einkauf der Herbst/Winterware zurückhaltend. Zum anderen gab es wegen der weltweiten Probleme bei Produktion und Transport zum Teil erhebliche Ausfälle bei der Warenauslieferung.

„Vor allem in der ersten Saisonhälfte traf damit eine recht gute Kundennachfrage auf ein deutlich geringeres Warenangebot, so dass die Restbestände im Textil- und Schuhhandel aktuell merklich unter dem Niveau der Vorjahre liegen dürften“, sagte Augustin.

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Dies habe sich bereits in den vergangenen Wochen gezeigt. Rabattaktionen vor Weihnachten seien eher die Ausnahme gewesen, auch im Januar halten sich die Händler zurück. Trotzdem kann sich nach Einschätzung des Handelsverbandes auch in diesem Jahr ein Shopping-Ausflug noch lohnen. Schließlich dürften sich die weltweiten Preissteigerungen spätestens ab Jahresmitte auch im Textil- und Schuhbereich bemerkbar machen. Der Schlussverkauf biete deshalb noch einmal die Möglichkeit „auf dem aktuell günstigen Niveau“ einzukaufen, sagte Augustin. (dpa)