Köln/Bonn – Betrachtet man nur die Verkehrsentwicklung der vergangenen zwölf Monate, denkt man in der Luftverkehrsbranche wäre die Welt wieder in Ordnung. Die Passagierzahlen schnellten rasant nach oben. So unerwartet schnell, dass es an vielen Flughäfen und auch am Airport Köln/Bonn zu erheblichen Problemen bei der Abfertigung von Passagieren kam.
Bilder aus den Sommerferien zeigten erzürnte Fluggäste, die wenig Verständnis für die enormen Wartezeiten hatten. Offenbar hatten Airlines und andere Luftfahrtbeteiligte die Dynamik der Erholung unterschätzt. Jetzt hat der Flughafenverband ADV erste Zahlen über Passagiere, Fracht und Flugbewegungen in den Sommerferien veröffentlicht. Ein Überblick:
Passagiere im Sommer 2021
Die Menschen wollen endlich wieder fliegen, die Sommerreisewelle beschleunigte die Luftverkehrsnachfrage deutlich. Der innerdeutsche Verkehr legt im Juli im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu (plus 22,9 Prozent), liegt aber im Vergleich zum Vorkrisenjahr (2019) bei nur 24,7 Prozent. Der Rückgang um 75,3 Prozent bedeutet also, dass drei Viertel der Passagiere noch fehlen, teilte der ADV am Dienstag mit.
Im Europa-Verkehr, als stärkstes Marktsegment kommt es gegenüber 2020 zu einer Verdopplung des Aufkommens. Die 7,77 Millionen Passagiere bedeuten ein Plus von 99,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau von 2019 ist dies allerdings ein Rückgang um 52,8 Prozent. Die Nachfrage nach Interkontinentalflügen wächst laut ADV um mehr als 300 Prozent auf knapp 1,12 Millionen Passagiere. Im Vergleich zum Mai 2019 muss ein Rückgang um 73,1 verzeichnet werden.
So lief das Jahr 2021 bislang
Das Verkehrsaufkommen in den ersten sieben Monaten des Jahres 2021 war noch geprägt von weitreichenden globalen Reisebeschränkungen. Die hohe Verunsicherung der potenziellen Kunden gegenüber Flugreisen hielt weiterhin viele Reisewilligen zurück. Aber die Passagiere kehren in die Terminals zurück. Der Sprung in der Luftverkehrsnachfrage ist hauptsächlich auf die Touristik zurückzuführen. Allerdings werden Reisen weiterhin kurzfristig gebucht. Dies erschwert die Flugplanung der Airlines und die Steuerung der operativen Flughafenprozesse.
Die interkontinentale Nachfrage bleibt deutlich hinter den Erwartungen zurück, weil nachfragestarke Märkte noch immer hohen Reisebeschränkungen unterliegen. Von Januar bis Juli wurden an den deutschen Flughäfen 26 Millionen Passagiere (an und ab) gezählt. Das ist ein Rückgang um 42,4 Prozent gegenüber den ersten sieben Monaten des Corona-Jahres 2020 (gegenüber 2019 minus 82 Prozent). Europaflüge gingen um ein Drittel zurück. Die Zahl der Langstreckenflüge lag gut 50 Prozent unter dem auch schlechten Vorjahresniveau.
Köln/Bonn
Im Juli 2021 zählte der ADV für den Flughafen Köln/Bonn fast 650.000 Passagiere (an und ab). Das ist ein Anstieg von fast 120 Prozent und damit überdurchschnittlich. Im Schnitt zählten die Airports im Juli ein Plus von 98 Prozent. Die Luftfracht legte am Wahner Flughafen um neun Prozent (in Tonnen) zu. Kumuliert betrachtet liegt Köln/Bonn bei den Passagieren in den ersten sieben Monaten mit 1,3 Millionen Passagieren mehr als ein Drittel unter dem (schlechten) Vorjahreszeitraum.
Das könnte Sie auch interessieren:
Düsseldorf und Frankfurt
Am größten Flughafen des Landes wurden im Juli 1,1 Millionen Passagiere gezählt, die Erholung fiel mit gut 80 Prozent also etwas schlechter aus als in Köln/Bonn. In Frankfurt – dem größten deutschen Airport – fiel die Erholung mit 116 Prozent auf 2,8 Millionen Gäste im Monat Juli prozentual ähnlich aus wie in Köln.