Das Unternehmen begründet den Schritt mit verschärften US-Steuergesetzen. Am Donnerstag ist Betriebsversammlung in Köln.
AutobauerFord will Entwicklung auslagern – Kölner Mitarbeiter in Sorge
In der Belegschaft der Kölner Ford-Werke herrscht weiter Unruhe und Verunsicherung. Jüngster Anlass sind die Pläne der Geschäftsführung, die gesamte Produktentwicklung am Standort in Köln-Merkenich in eine eigene GmbH & Co. KG auszulagern. Die Umsetzung soll nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“schon zum Ende des zweiten Quartals 2024 erfolgen, heißt es. Am Donnerstagmorgen sollen die Beschäftigten bei einer Betriebsversammlung am Standort in Köln-Merkenich informiert werden.
In einem ersten Schritt soll den Plänen zufolge der gesamte Bereich, der bislang für die Konzeption und Entwicklung neuer Modelle in Europa verantwortlich war, in die neue Gesellschaft überführt werden. Ein Großteil der Beschäftigten soll dann der Überführung widersprechen, bis schließlich nur noch Top-Führungskräfte und -Entwickler in der Einheit verbleiben.
Sorge vor eventueller Schließung
In Merkenich ist nun die Sorge groß, dass mit der Auslagerung auch die Gefahr verbunden sein könnte, die europäische Produktentwicklung im Zweifelsfall schneller zu reduzieren oder im allerschlimmsten Fall ganz zu schließen. Denn Ford verlagert zunehmend Entwicklungskompetenz in die US-Zentrale. Hinzu kommt, dass nach der ersten harten Sparrunde vor Corona, im Zuge dessen Werke geschlossen und tausende Jobs in der Produktion gestrichen wurden, nun ein zweites striktes Kostenprogramm läuft. Und das trifft vor allem die Produktentwicklung.
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Im Februar dieses Jahres kam die Ankündigung, dass von etwa 3600 Beschäftigten in dem Bereich etwa 1700 in den kommenden drei Jahren das Unternehmen verlassen müssen – also fast die Hälfte, der Großteil davon am Standort Köln.
Der Autobauer bestätigt die Pläne der Auslagerung in eine GmbH auf Anfrage. „Ford wird in Europa seinen Bereich Produktentwicklung in eine eigenständige Gesellschaft überführen. Diese strukturelle Veränderung ermöglicht es, durch die neue protektionistische Steuergesetzgebung in den USA bedingte, negative US-Steuereffekte zu vermeiden und die Produktentwicklung für Ford in Deutschland wettbewerbsfähig zu halten“, sagt Konzernsprecher Ralph Caba gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dies sei besonders wichtig, um die Zukunft von Ford in Europa zu sichern, die maßgeblich von einer neuen Palette von Elektrofahrzeugen bestimmt werde.
Ähnliche Konstrukte in Großbritannien und China
Hintergrund sind die unter Präsident Donald Trump verschärften US-Gesetze im Sinne der „America first“- Strategie. Damit sollen Gewinnverlagerung oder auch hohe Auslandsinvestitionen zulasten der USA vermieden werden. Wenn sie eine bestimmte Höhe übersteigen und zu viel Geld abfließt, fallen Strafzahlungen an.
Dies droht dem Vernehmen nach dem US-Mutterkonzern, denn die Produktentwicklung in Köln wird aus den USA bezahlt. Nun sollen die Ausgaben der USA am Rhein künftig „nicht mehr schädlich“ sein, heißt es in einem internen Schreiben. Ähnliche Konstrukte der Auslagerung gibt bei Ford nach Informationen dieser Zeitung bereits in Großbritannien, Australien und China. Die GmbH-Lösung habe nichts mit dem derzeit laufenden Abbau in der Entwicklung zu tun, beteuert man seitens des Unternehmens.
Antworten auf ihre viele Fragen, zu Konditionen, Sicherheit ihrer Jobs und Perspektiven erhoffen sich die Beschäftigten nun von der Betriebsversammlung am morgigen Donnerstag.