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„Lachhaft“Kölner Händler kritisieren Coronapolitik – Wohl mehr illegale Öffnungen

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Die Geschäfte bleiben weiter geschlossen, wie hier in der Hohe Straße.

Köln – Der Handel in der Region zeigt sich nach dem Gipfel mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier weiterhin unzufrieden mit dem derzeitigen Krisenmanagement.„Unsere Mitglieder sehnen sich nach einer klaren, deutlichen Perspektive“, sagte Jörg Hamel, Geschäftsführer des Handelsverbands für Köln/Aachen/Düren. „Die hat es meines Erachtens nach nicht gegeben.“ Zwar hätten Altmaier und die Verbände angekündigt, zu den nächsten Bund-Länder-Beratungen Anfang März ein Positionspapier zu erarbeiten – davon gäbe es vonseiten der Wirtschaft aber bereits genug.

„Eigentlich muss der Wirtschaftsminister wissen, welche Faktoren wichtig sind. Deshalb finde ich das ein bisschen lachhaft.“ Die Aufhebung der 750 000-Euro-Umsatzgrenze für die Inanspruchnahme der Überbrückungshilfe begrüßt Hamel jedoch. Dadurch sei eine Gleichbehandlung der Unternehmen hergestellt.

Mehr illegale Öffnungen?

Dennoch zeige sich, dass mit anhaltendem Lockdown Fälle von Schwarzarbeit und illegalen Öffnungen zunähmen. „Viele überschreiten so langsam Grenzen, weil sie einfach nicht mehr können“, sagte Hamel. Das sei nicht rechtens und nicht gut – dahinter verberge sich aber keine böswillige Absicht sondern Hilflosigkeit. Oft wären es dann Konkurrenzbetriebe, die die Fälle dem Ordnungsamt meldeten. Das berichtet für das Karnevalswochenende neun Verstöße im Einzelhandel, ohne das konkrete Vergehen zu nennen. Illegale Öffnungen seien aber weiter extrem selten, sagte ein Sprecher. In den meisten Fällen handele es sich um eine Missachtung von Hygienevorschriften.

Der zur Coronaschutzverordnung gehörende Bußgeldkatalog definiert zum Beispiel konkrete Strafen für die Abholung bestellter Ware „ohne Sicherstellung der Kontaktfreiheit“(1000 Euro) und die Überschreitung der zulässigen Kundenzahl (500 Euro). Auch Großhändler, die neben Lebensmitteln weitere Waren anbieten, müssen mit Strafen rechnen(2500 Euro).

Insolvenzen befürchtet

Aus dem Handel kommen seit der Lockdown-Verlängerung immer dramatischere Hilferufe. Maritta Emser, Betreiberin von Europas größtem Brautmodehandel in Kerpen und Köln, sagte, die Entscheidung bedeute für viele die Insolvenz: „Kollegen können ihre privaten und geschäftlichen Verbindlichkeiten nicht mehr tragen.“

Einzelhändler Günter Blauen, Geschäftsführer des Modefachgeschäfts Prinz in Euskirchen, wünscht sich Planungssicherheit – beispielsweise um die Kunden anzuschreiben und auf sich aufmerksam zu machen. Es sei aber eine unheimlich schwierige Zeit, ein Blick um einige Wochen in die Zukunft fast schon unmöglich. "Wir hoffen, dass wir am 7. März wieder unsere Kunden empfangen dürfen", sagt er. Die entsprechenden Hygienekonzepte hätten sich bewährt.

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Butlers-Chef Wilhelm Josten kritisierte derweil, die Geschäfte weiter geschlossen zu halten entbehre vor dem Hintergrund des Wissens über das Virus jeder sachlichen Grundlage. „Natürlich freuen wir uns mit den Friseuren und Fußpflegern, dass der Lockdown für sie ein absehbares Ende hat, aber für den Einzelhandel ist die Entscheidung der Regierung eine Katastrophe.“

Auch Hamel zeigt wenig Verständnis für die Entscheidung, Friseure öffnen zu lassen, während der Handel geschlossen bleibt. „Bei uns sind Aufenthaltsdauer und Infektionsgefahr deutlich geringer.“ Man werde lernen müssen, die Wirtschaft mit Virus wieder anzufahren. In Geschäften sei die Nachverfolgung von Kontakten mittels digitaler Hilfsmittel gut umsetzbar. Er rechnet mit einer Zunahme von Klagen gegen die Geschäftsschließungen.