Unser Autor meint: Die Stadt müsste für Firmen wie Lufthansa oder Ford kämpfen, behandelt sie aber mit Ignoranz.
KommentarDie Stadt Köln behandelt Unternehmen wie Ford und die Lufthansa mit Ignoranz
Wie gefährdet der Wirtschaftsstandort Köln ist, hat diese Woche deutlich gezeigt. Sie war geprägt von Hiobsbotschaften. Noch vor Wochen jubelten die Kölner Wirtschaftsvertreter, weil Ford am Standort gleich zwei E-Autos bauen will. Nun kam die dunkle Seite dieser Nachricht auf den Tisch: 3200 Jobs im Kölner Ford-Werk könnten wegfallen. E-Autos brauchen weniger Arbeitsschritte.
Doch hinter der schlechten Nachricht steckt noch mehr. Neue E-Autos sollen nicht mehr in Köln, sondern ausschließlich in den USA entwickelt werden. Das ist doppelt übel für Köln. Nicht nur, dass die Entwicklerstellen wegfallen.
Viele Autokenner zweifeln nämlich daran, dass die US-Entwickler den Nerv der europäischen Kunden treffen werden, was den Fordstandort Köln weiter schwächen würde. Bereits 2019 und 2020 hatte Ford Tausende Stellen in Köln gestrichen.
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Viele vergessen im hippen, urbanen Köln offenbar die Bedeutung der klassischen Industrie, insbesondere der traditionsreichen Fordwerke. Sie sind mit Abstand der größte industrielle Arbeitgeber der Stadt.ng
Dann platzte am Freitag die nächste Bombe: Lufthansa könnte nach sieben Jahrzehnten seinen Sitz von Köln nach München verlegen. Jobs sind zwar kaum betroffen. Aber der Weggang wäre ein klares Signal und damit ein Symbol wider den Wirtschaftsstandort Köln. Bis 2020 war die Lufthansa im Dax, und damit Kölns letztes Unternehmen im wichtigsten deutschen Aktiensegment.
Jetzt ist keine Kölner Firma mehr in dieser 1. Börsen-Bundesliga vertreten. Ein Armutszeugnis für eine Millionenstadt. Zur Erinnerung: Stuttgart, Hannover und Essen – deutlich kleiner als Köln, haben je nach Zählweise mindestens drei Dax-Konzerne, Kölns kleine Nachbarn Leverkusen und Bonn immerhin jeweils zwei.
Dabei liegt der wirtschaftliche Bedeutungsverlust Kölns keineswegs nur an einem Strukturwandel, der von einer einzelnen Kommune nicht aufgehalten werden kann. Er liegt auch darin begründet, dass es bei der Stadt Köln offensichtlich wenig Interesse an großen industriellen Spielern gibt.
Vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Freitag zum drohenden Weggang der Lufthansa befragt, antwortete die Stadt: „Durch seine große Branchenvielfalt kann der Wirtschaftsstandort Köln Fortzüge aus einzelnen Branchen gut verkraften und zeigt sich bisher robust.“ Solche Aussagen zeugen von Ignoranz. Auf die Frage, was die Stadt gegen den Weggang unternehme, hieß es lapidar: „Wenn Lufthansa am Standort Köln bleiben wollen sollte, bieten wir Gespräche und unsere konstruktive Hilfe an.“
Bei der Bindung von Unternehmen an die Stadt ist ein deutlich anderes Engagement gefragt. Die Lufthansa ist ja keine Pommesbude, sondern die drittgrößte Fluggesellschaft der Welt. Wenn Köln nicht vollständig deindustrialisieren soll, ist eine rasche Trendwende in der Wirtschaftspolitik erforderlich.