Die Ausbreitung des Corona-Virus trifft auch die Unternehmen in der Region schwer.
Die Deutsche Post, Bayer, der Chemiekonzern Covestro – sie alle sind betroffen.
Ein Überblick über die Folgen.
Köln – Die Ausbreitung des Coronavirus in China und nun auch in Italien hat spürbare Auswirkungen auf Unternehmen in NRW. Der Leverkusener Chemiekonzern Covestro hat wegen Produktionsausfällen im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Corona-Virus in China bereits rund 60 Millionen Euro verloren. Bei der Vorlage des Geschäftsberichts sagte Covestro-Vorstandschef Markus Steilemann , aufgrund von Quarantänemaßnahmen und Krankheitsausfällen sei es zu einem „deutlich reduzierten Output“ an den chinesischen Produktionsstandorten gekommen.
Rund um die Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahr hätten Millionen von Menschen die Städte an den Produktionsstandorten verlassen, darunter auch Handwerker, Fahrer und andere Dienstleister, die Covestro für die Produktion und Logistik benötigt, berichtete Covestros Produktionsvorstand Klaus Schäfer. Weil viele von ihnen anschließend wegen des Coronavirus in Quarantäne gewesen oder aus Vorsichtsmaßnahmen zurück in die Städte gefahren seien, hätten die Anlagen zurückgefahren werden müssen.
Engpass an Fässern
Es habe beispielsweise einen Engpass an Fässern für die Abfüllung der chemischen Produkte gegen, sagte Schäfer: „Auch heute laufen die Anlagen nur in reduziertem Ausmaß, aber die Lieferketten laufen wieder an. Wir sehen Licht am Ende des Tunnels.“
Über die bereits einkalkulierten 60 Millionen Euro Verlust „hinausgehende Effekte aus diesem Sachverhalt sind zum jetzigen Zeitpunkt für uns nicht absehbar“, heißt es in Covestros Geschäftsbericht.
Volkswirte skeptisch
Durch die rückläufige weltweite Nachfrage nach Industriegütern sind die deutschen Unternehmen mit am stärksten betroffen. „Die erhoffte Verbesserung im laufenden Jahr hat das Coronavirus jetzt erst einmal vom Tisch genommen“, sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft Deka.
Obwohl sich die Belastung der deutschen Wirtschaft in den kommenden Wochen noch zuspitzen wird, liegen die negativen Wachstumswirkungen aufs Gesamtjahr gerechnet wahrscheinlich nur bei einem bis drei Zehntel Prozentpunkten. (tb)
Bei Henkel sind Reisen nach China insgesamt nur noch in dringenden geschäftlichen Angelegenheiten und nach Genehmigung im Einzelfall möglich. Henkel-Mitarbeiter, die aus China kommen, müssen 14 Tage von zuhause arbeiten, bevor sie wieder ins Büro zurückkehren. „Wir haben verschiedene Produktionsstätten in China. Dort wird weiter produziert“, sagte ein Henkel-Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Zu möglichen wirtschaftlichen Folgen könne man zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben machen.
Mitarbeiter in Quarantäne
Der Kölner Autobauer Ford reagiert ähnlich. Mitarbeiter, die sich beruflich in China aufgehalten haben, kommen praktisch für 14 Tage in Quarantäne und nicht in den Betrieb, um eine mögliche Ausbreitung des Virus unter den Mitarbeitern zu verhindern, sagte ein Sprecher auf Anfrage.
Die chinesischen Produktionsstandorte von Bayer Pharmaceuticals in Peking und in Guangzhou arbeiten nach Firmenangaben derzeit nach Plan. „Die Produktion und Patientenversorgung ist durch die Corona-Epidemie nicht beeinträchtigt, auch weil wir für solche Situationen ausreichende Lagerbestände angelegt haben“, sagte ein Bayer-Sprecher.
Der Produktionsbetrieb von Bayer Crop Science im Industriepark Hangzhou gehörte dort zu den ersten 18 Betrieben, deren Tätigkeit von den Behörden seit dem 10. Februar wieder zugelassen wurde. Da aber Transportmöglichkeiten sowohl für Mitarbeiter als auch für Zulieferer weiter eingeschränkt seien, habe die Produktion noch nicht wieder ihre volle Kapazität erreicht. Bayer beschäftigt in China rund 9500 Mitarbeiter.
Post stoppt Zustellung
Die Deutsche Post nimmt „bis auf weiteres“ keine Pakete, Päckchen und Warenpost International nach China entgegen. Grund dafür sind laut einem Sprecher Probleme bei Transport, Verzollung und Zustellung. Briefe werden grundsätzlich noch angenommen, können sich aber verzögern. Die Zustellung in die besonders vom Corona-Virus betroffene Provinz Huabei wurde allerdings vollständig eingestellt. Auch in bestimmten Regionen Norditaliens hat der Konzern die Zustellung eingestellt. In Venetien und der Lombardei sind mehrere Kommunen abgeriegelt worden. „Die Sicherheit unserer Mitarbeiter steht für uns an erster Stelle“, heißt es. Man halte erforderliche Notfallpläne bereit.
Die Kölner Messe hat derweil beschlossen, die Eisenwarenmesse, die vom 1. bis 3. März in Köln stattfinden sollte, auf Februar 2021 zu verschieben. „Die Kölnmesse trägt damit der sich in jüngster Vergangenheit zunehmend verschärfenden weltweiten Lage rund um das Auftreten des Corona-Virus Rechnung“, sagte ein Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Angesichts der aktuellen Entwicklungen und des hohen Anteils asiatischer Aussteller auf der Messe habe die Geschäftsführung den neuen Termin festgelegt. Aussteller aus der Werkzeugbranche hätten am Wochenende verstärkt Sorgen um ihre Mitarbeiter geäußert.