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Minikraftwerke im WasserWie ein Kölner Start-up Energie aus dem Rhein gewinnen will

Lesezeit 3 Minuten
Köln-Business-Geschäftsführer Manfred Janssen mit Felix Roder und Marcel Heilich von „Rheinsharing“ stehen vor dem Prototyp des Kraftwerks. Sie lächeln in die Kamera.

Köln-Business-Geschäftsführer Manfred Janssen mit Felix Roder und Marcel Heilich von „Rheinsharing“.

Das Kölner Start-up Rheinsharing will mithilfe von kleinen Wasserkraftwerken im Rhein Strom gewinnen. Autobauer Ford ist bereits interessiert.

Geht es nach Felix Roder, Marcel Heilich und ihrem Gründungsteam, wird es der Rhein sein, der künftig einen kleinen Teil des Kölner Energiebedarfs deckt. Gemeinsam mit vier Architektinnen und Architekten haben die Ingenieure an der TH Köln einen Kraftwerk-Prototypen entwickelt, der die Wasserkraft des Flusses nutzbar machen soll.

Rund zweieinhalb Meter lang, ein Durchmesser von 1,2 Meter: der Prototyp des Kraftwerks wird derzeit gebaut. Er besteht aus Beton und ist in einer großen Halle.

Rund zweieinhalb Meter lang, ein Durchmesser von 1,2 Meter: der Prototyp des Kraftwerks wird derzeit gebaut.

„Wir entwickeln innovative Strömungskraftwerke für Flüsse, die wir im ufernahen Bereich einsetzen können“, beschreibt Felix Roder im Wasserlabor der Technischen Hochschule den Kern ihres Start-ups Rheinsharing. Im Hintergrund rauscht noch der Strömungskanal, dort, wo Heilich und er eine Miniatur des Kraftwerks getestet haben. Dazu haben sie einen Uferbereich nachgebaut, geprüft, wie ihr Kraftwerk geformt sein muss, damit es die Strömung bestmöglich nutzt.

Derzeit wird basierend auf ihren Versuchen ein Prototyp gebaut, rund 2,6 Meter lang und mit einem Durchmesser von 1,2 Meter. Die Leistung beträgt vier Kilowatt. Sobald er fertig ist, wird er an einem Forschungsschiff der Universität Köln erprobt. Perspektivisch sollen größere Modelle mit einer Leistung von bis zu 35 Kilowatt folgen.

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Energie für E-Autos und Fahrräder

Ziel ist, dass die Minikraftwerke künftig im innenstadtnahen Bereich Energie erzeugen, die dann vor allem im Mobilitätssektor zum Beispiel zum Laden von E-Autos und E-Bikes genutzt werden kann. Möglich wäre auch, das Kraftwerk in eine Schiffsanlegestelle oder Brückenneubauten zu integrieren, um etwa elektrische Fähren oder Wasserbusse zu betreiben.

Auch Kooperationen mit Unternehmen sind angedacht. Einen großen Partner hat Rheinsharing bereits gefunden: Ford hat eine Absichtserklärung mit dem Start-up unterzeichnet. Ziel ist es, ein Konzept für die Betankung von E-Autos zu erarbeiten. Anfragen gab es zuletzt zum Beispiel auch aus der Schweiz oder Ägypten.

Doch um die Technologie zu erproben, benötigt Rheinsharing Finanzierung und Infrastruktur. Rund 40.000 Euro haben die Gründerinnen und Gründer bislang schon eingesammelt, zum Beispiel über das Förderprogramm „Kickstart“ der TH Köln, „Rheinstart“ der Kölner Rheinenergie, „Smartcity Cologne Go“ der Stadt Köln – und den „Kölner Rahmen“ der Wirtschaftsförderung Köln-Business.

10.000 Euro über den „Kölner Rahmen“

Hier flossen 2022 insgesamt 10.000 Euro an Rheinsharing. „Eine Erprobung unter realen Bedingungen ist für unser Projekt essenziell, um in Serie bauen zu können“, sagt Marcel Heilich. „Die Unterstützung seitens KölnBusiness hat hierfür die Grundlage geschaffen.“

Bei Köln-Business habe man sich im vergangenen Jahr überlegt, wie man „am besten spannende Innovationen aus Köln sehr unkompliziert unterstützen“ könne, erzählt Manfred Janssen, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung. „Dafür haben wir den Kölner Rahmen ins Leben gerufen.“

Insgesamt stellt Köln-Business 150.000 Euro in drei Kategorien zur Verfügung: in diesem Jahr für Innovationen im digitalen Gesundheitswesen, Nachhaltigkeit und sogenannte „Extended Reality“-Ideen, die Realität und Simulation zum Beispiel in Spielen oder der Medizin miteinander verschmelzen.

Jeden dritten Tag werde in Köln ein Start-up gegründet, so Janssen. Köln biete durch die Kombination aus Hochschulen, breit aufgestellter Wirtschaft und Gründergeist den idealen Boden für nachhaltige Ideen – die so unterstützt werden sollten. Die Ausschreibung für das diesjährige Programm ist nun gestartet. Noch bis zum 30. April 2023 können sich Start-ups mit ihren Projekten bewerben.

Visualisierung zeigt Pläne für den Rheinauhafen

Unterstützung für Hochschul-Ausgründungen gibt es in Köln außerdem über den Gründungsservice „Gateway“, der zum Beispiel Arbeitsplätze und Werkstätten zur Verfügung stellt. Über das Programm „Fit for Invest“ soll den Start-ups zudem geholfen werden, sich am Markt zu etablieren. Ein bekanntes Beispiel für einen Absolventen des Programms ist SoSafe: Das Kölner IT-Sicherheits-Start-up sammelte 2022 in einer Finanzierungsrunde 73 Millionen US-Dollar ein.

Ansicht des Rheinauhafens mit einem Kranhaus. In zackiger Form wurde für das Symbolbild der Asphalt des Hafens weiter herausgezogen. Darunter sollen die Kraftwerke angebracht werden.

Unter einer erweiterten Promenade im Rheinauhafen könnten Kleinkraftwerke Strom erzeugen – zumindest theoretisch.

Und Rheinsharing? Das Start-up wartet derzeit noch auf eine Genehmigung des Kölner Wasserschifffahrtsamts, klärt letzte statische Fragen, wartet auf einen verspäteten Generator, der noch eingebaut werden muss. Dann geht es in Richtung Forschungsschiff. Wie die Zukunft aussehen könnte, zeigt eine Visualisierung: zu sehen ist eine Erweiterung der Promenade des Rheinauhafen – unter der die kleinen Kraftwerke grünen Strom erzeugen könnten.