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Ohne Kasse und mit GastronomieSo will der Handel weiteres Ladensterben verhindern

Lesezeit 3 Minuten

Immer mehr Menschen bezahlen mit dem Smartphone.

Düsseldorf – Dass der stationäre Handel schwierige Zeiten durchlebt, ist kein Geheimnis. Zwar wird die gesamte Branche laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) 2020 um rund 2,5 Prozent auf rund 557 Milliarden Euro wachsen – das liegt aber vor allem auch daran, dass die Umsätze im Online-Handel mit plus neun Prozent deutlich zulegen.

Vor Beginn der Handelsmesse Euroshop in Düsseldorf betonte Messe-Düsseldorf-Geschäftsführer Erhard Wienkamp nun am Donnerstag die Notwendigkeit für den Handel, sein Angebot immer wieder neu zu inszenieren: „Dabei geht es mehr denn je um Storytelling. In einer Welt der Reizüberflutung, sei es on- oder offline, bringen isolierte Gimmicks nichts.“ Der Einkauf soll ein Erlebnis sein – und das moderne Geschäft muss dem Kunden künftig einiges bieten: Beratung, Haptik, Vernetzung, Reparatur. Es bekomme „eine weitaus größere Bedeutung als nur den Verkauf“, sagte Ulrich Spaan vom Kölner Handelsforschungsinstitut EHI.

Handlungsdruck ist groß

Der Handlungsdruck ist groß: Allein seit 2010 sind nach Angaben des HDE rund 39.000 Geschäfte im stationären Einzelhandel geschlossen worden. Wichtige Trends, um dieser Entwicklung entgegenzutreten, sind laut Messe und EHI, das Veranstaltungspartner der Euroshop ist, in diesem Jahr zum Beispiel die Themen Handelsgastronomie oder der Einsatz von Technologien wie beim Bezahlen.

Händler versuchen verstärkt, die Themen Essen und Einkaufen miteinander zu verknüpfen – auch, weil sie so in Zeiten, in denen die Frequenzen in den Geschäften zurückgehen, mehr Kundschaft anlocken können. 2019 sollen nach Schätzungen etwa zehn Milliarden Euro Bruttoumsatz mit handelsgastronomischen Angeboten erzielt worden sein. Mit 5,2 Milliarden Euro entfallen hier etwas mehr als die Hälfte auf den Lebensmitteleinzelhandel, der zum Beispiel häufig Back-Cafés integriert. Auch Sushi-Bars, Cafés oder ganze Restaurants finden sich immer häufiger in Geschäften. Die Händler profitieren dabei davon, dass immer mehr Menschen außer Haus essen und zudem auf Convenience-Produkte setzen.

Neue Bezahlsysteme

Während sich die Digitalisierung im Handel früher noch als isolierter Trend begreifen ließ, „diffundiert das Thema heute überall hinein“, wie Messe-Geschäftsführer Wienkamp es ausdrückt.

Dennoch lassen sich einige Bereiche hervorheben, in die neue Technologie besonders hineinwirkt: zum Beispiel beim Bezahlen. Zum einen zahlen immer mehr Menschen mit ihrem Smartphone. Zum anderen gewinnen Selbstzahler-Kassen, wie es sie beispielsweise in Supermärkten gibt, oder sogar Bezahlvorgänge ganz ohne Kasse nach dem Beispiel von Amazon Go an Bedeutung: Mit einer entsprechenden App können Produkte mitgenommen werden, ohne dass sich der Kunde in eine Kassenschlange stellen muss. Dazu nutzt das Unternehmen verschiedene Technologien um zu erkennen, wann Produkte aus dem Regal genommen oder wieder zurückgelegt werden.

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Auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz, beispielsweise bei intelligenten Spiegeln, beschäftigt die Branche. Laut der Düsseldorfer Messe werden sie immer häufiger im Einzelhandel eingesetzt, um mit den Kunden in Kontakt zu treten. In einem Flagship-Store der amerikanischen Luxus-Kette Saks Fifth Avenue können die Kunden Artikel virtuell anprobieren. Der spanische Modehändler Mango will digitale Umkleidekabinen einführen, in denen Kunden direkt mit einem Verkäufer in Kontakt treten können, um sich Artikel in anderer Größe und Farbe bringen zu lassen.

Die Fachmesse Euroshop findet in diesem Jahr vom 16. bis zum 20. Februar statt. Es werden rund 2300 Aussteller aus 57 Nationen erwartet.