Köln – Wer sich für den Kauf eines Elektrofahrzeugs interessiert, hat vor allem die kaum bis fast gar nicht vorhandene Ladeinfrastruktur der eigenen Wohn-Umgebung im Blick. Ein Jungunternehmen aus München will das Problem zumindest teilweise abstellen. Das Vertriebsteam des Start-ups Sono Motors tourt aktuell durch Deutschlands Großstädte, um deren Solar-Elektrofahrzeug namens Sion vorzustellen. Die Besonderheit: Neben der elektrischen Batterie hilft Solarenergie die Reichweite des Fahrzeugs zu steigern.
Die Produktion soll 2023 anlaufen, 43.000 Fahrzeuge pro Jahr will das Unternehmen dann herstellen. Bislang gibt es nur Prototypen, die jetzt auch in Köln vor dem Rheinenergie-Stadion zu sehen waren. Nach Angabe des Unternehmens stehen bereits mehr als 13.000 Privatkunden auf der Warteliste, davon rund 430 Rheinländerinnen und Rheinländer. Spitzenreiter unter den rheinischen Großstädten was die Bestellungen angeht ist Köln mit 170. In Düsseldorf haben 128 Menschen einen Sion reserviert. Dazu mussten sie eine Anzahlung von 500 Euro leisten.
Deutsche E-Autos immer beliebter
E-Autos „Made in Germany“ sind im Kommen. Die Unternehmensberatung PwC veröffentlichte jüngst eine Marktstudie, die belegt: Mittlerweile stammt jedes sechste Elektrofahrzeug weltweit von einem deutschen Hersteller. Allein im Juli dieses Jahres wurden laut Kraftfahrtbundesamt deutschlandweit etwa 57.000 Elektrofahrzeuge neu zugelassen. Mehr als die Hälfte davon mit reinem Elektro-Antrieb, der Rest mit Hybrid.
Neben der Stromversorgung durch die an einer Ladesäule gefüllte Batterie baut Sono Motors auf die Kraft der Sonne. Das Unternehmen integriert Solarzellen direkt in die Außenhaut des Fahrzeugs – anstelle des traditionellen Lacks. Laut Sono Motors käme man mit den rund 250 verbauten Photovoltaik-Module so auf durchschnittlich 112 Kilometer zusätzlicher Reichweite pro Woche. Diese Angabe sei allerdings vorläufig, die genaue Kilometerzahl hinge vom finalen Verbrauch des Fahrzeugs ab. Die Batteriekapazität des Fünf-Sitzers sei für eine Reichweite von bis zu 305 Kilometern ausgelegt. „Wir sind zuversichtlich, dass unsere firmeneigenen Technologien dem Sion einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil auf den globalen E-Auto-Märkten verschaffen werden“, sagt Torsten Kiedel, Finanzchef des Start-ups.
Preis unter 26.000 Euro
Laut Achim Kampker, Professor für Ingenieurleistungen im E-Auto-Bau an der RWTH Aachen, gehörten Solarzellen auf Hausdächer. „Auf einem freien Dach wird mehr Strom produziert als auf einer gleich großen Fläche auf einem Auto“, sagte er kürzlich in einem Interview mit dem Tagesspiegel. Nutze man diesen Strom für ein E-Auto, vielleicht kombiniert mit einem stationären Speicher, brächte das mehr. Kampker gehört zu den Mitinitiatoren des Aachener E-Autos Streetscooter der Deutschen Post.
Mit einem Verkaufspreis von 25.500 Euro positioniert sich Sono Motors mit seinem Produkt am unteren Ende der Preisspanne der Konkurrenz. Zum Vergleich: Der Renault Zoe, bestverkauftes Modell unter den E-Autos in 2020, ist ab 29.990 Euro zu haben. Dass der Sion vergleichsweise günstig werden soll, liegt auch an der Ein-Modell-Strategie des Unternehmens: Das Fahrzeug wird in nur einer Farbe und mit minimalistischer Ausstattung angeboten, dafür aber mit Anhängerkupplung – allerdings aktuell noch ohne exakte Angaben zu Zug- und Stützlast. Ein Wohnwagen werde sich damit aber nicht ziehen lassen, heißt es bei Sono Motors.
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Mit der Idee, ein Fahrzeug durch Sonnenenergie anzutreiben, ist Sono Motors nicht allein. Auch andere Autobauer experimentieren mit Solartechnologie. So hat zum Beispiel Toyota bereits einen Plug-In-Hybrid mit optional integriertem Solardach auf dem Markt. Ob sich die Technologie durchsetzt, wird sich zeigen.