Düsseldorf – In NRW müssen bis 2040 im Durchschnitt pro Jahr 46.000 neue Wohnungen gebaut werden. Das geht aus der neuen Wohnungsmarktprognose hervor, die NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) am Donnerstag vorgestellt hat. Vor allem bis 2025 muss das Land Gas geben. 51.200 Wohnungen pro Jahr seien nötig, um den Druck aus dem Markt zu nehmen. Der landesweite Durchschnittswert allein sagt wenig aus. Wir analysieren, wo die Zahl der Haushalte so stark zunimmt, dass der Wettbewerb um Wohnraum verschärft wird.
„Wir werden weiter wachsende und schrumpfende Landesteile haben“, sagte Scharrenbach. In den Großstädten Köln, Düsseldorf, Bonn, Aachen und Münster wird die Zahl der Haushalte um acht Prozent zunehmen, in anderen Gebieten drohten Leerstände. Dort müsse es um einen qualitativen Umbau gehen, um den Markt in der Balance zu halten.
Keine exakte Vorhersage
Die Studie, die im Auftrag des Landes vom Gewos-Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung erstellt wurde, kann laut Scharrenbach „keine exakte Vorhersage des künftigen Wohnungsbaus“ liefern. Sie soll Städten und Gemeinden als Orientierungspunkt dienen.
Von den 183.000 Haushalten, die bis 2040 in NRW zusätzlich entstehen werden, entfällt der größte Anteil auf Düsseldorf, Bonn, Köln und Münster. Danach müssten in Köln jedes Jahr 5970 neue Wohnungen gebaut werden. In Düsseldorf sind es 3120, in Bonn 1520, in Münster 1390. Der Nachholbedarf ist bis 2025 besonders hoch.
„Das Wachstum ist allein auf Zuwanderung zurückzuführen“, sagt Gewos-Geschäftsführerin Carolin Wandzik. Weil der Druck auf das Umland weiter steigen wird, müssten auch der Rhein-Erft-Kreis, der Rhein-Kreis Neuss und der Rhein-Sieg-Kreis ihre Bauleistungen im Vergleich zu den Vorjahren steigern. Das gelte auch für die Städte Aachen, Krefeld, Leverkusen, Duisburg und Mülheim.
Delle bei Zuwanderung erwartet
Inwieweit die Corona-Pandemie sich auf die Zuwanderung aus dem Ausland negativ auswirke, könne man nicht beurteilen, weil die Studie vor deren Ausbruch in Auftrag gegeben worden sei. Mit landesweit 74.000 Menschen sei sie in diesem Jahr bisher deutlich geringer als noch 2019, da waren es 164.000. „Wir werden in diesem und im kommenden Jahr sicherlich eine Delle haben“, so Wandzik.
Die Pandemie könne zu einer Veränderung des Wohnpräferenzen führen, den Trend zum Eigentum, zu mehr Platz und mehr Grün verstärken. Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit als Folge der Pandemie könnten dazu beitragen, dass sich die Lage auf dem Markt der preiswerten Wohnungen verschärft.
439 000 barrierefreie Wohnungen
Bis 2040 müssen in NRW durch Neu- und Umbau 439.000 barrierefreie Wohnungen für ältere Menschen entstehen. Den größten Nachholbedarf hat Köln mit 20.000 Wohnungen. Die landesweite Nachfrage ist auch deshalb so hoch, weil mehr als 546.000 Menschen, die das Rentenalter noch nicht erreicht haben, aber ebenfalls nur eingeschränkt mobil sind, nach den gleichen Wohnungen suchen.
Landesweit gebe es aber auch 148.000 Senioren-Haushalte, die in Ein- oder Zweifamilienhäusern leben, weil es nicht genügend barrierefreie Wohnung gibt. Ein altersgerechter Wohnungsbau könne also auch dazu beitragen, neuen Wohnraum für Familien ohne Neubau zu schaffen.
57.000 Baugenehmigungen im Jahr 2019
2019 war nach Angaben des Bauministeriums ein Rekordjahr. Knapp 46.000 Wohnungen mehr standen im Vergleich zum Vorjahr zur Verfügung. Damit stieg der Bestand auf 9,06 Millionen. Mehr als 57.000 Baugenehmigungen wurden erteilt. Laut Scharrenbach plant die Landesregierung in Kürze eine Änderung der Bauordnung, um in den Ballungsgebieten wie Köln und Düsseldorf das Aufstocken von Wohngebäuden zu erleichtern.
Aus Sicht der SPD-Fraktion im Landtag müssen vor allem bezahlbare Wohnungen gebaut werden. Die Zahl neuer mietpreisgebundener Wohnungen sei im Vergleich zu 2016 um rund 41 Prozent zurückgegangen, so Fraktionsvize Jochen Ott. Während 2016 noch 9301 Einheiten gebaut wurden, waren es 2019 nur noch 5463. Laut Mieterschutzbund würden bis zu 23.000 Einheiten pro Jahr benötigt.
Das Land müsse die Kommunen finanziell besser unterstützen, damit diese eine „aktive Baulandpolitik“ betreiben können, fordert Arndt Klocke, wohnungspolitischer Sprecher der Grünen.