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Reisewarnungen aufgehobenSo funktioniert das Fliegen in Corona-Zeiten

Lesezeit 4 Minuten

Im Flieger, hier bei der Lufthansa-Tochter Austrian, gilt Maskenpflicht, aber kein Sicherheitsabstand wie am Boden.

  1. Die Reisewarnungen für die meisten europäischen Länder sind aufgehoben – die ersten Flieger fliegen wieder.
  2. Die Airlines haben Hygienekonzepte ausgearbeitet und betonen, dass die Luft im Flugzeug besonders sauber sei.
  3. Ein Problem: Ausgerechnet Coronaviren können ihre Luftfilter nicht verlässlich stoppen.

Köln/Düsseldorf – Endlich Sommer, endlich wieder reisen. Dürfen tut man das. Die Reisewarnungen für die meisten europäischen Länder sind aufgehoben. Seit Montag um Mitternacht warnt das Auswärtige Amt auf seiner Internetseite nicht mehr vor Reisen in 27 europäische Länder. Dazu zählen Haupturlaubsländer der Deutschen wie Italien, Österreich, Griechenland, Frankreich und Kroatien. Griechenland öffnete am Montag seine zwei wichtigsten Flughäfen – Athen und Thessaloniki – für Touristen aus zahlreichen Ländern. Aus Düsseldorf, Frankfurt, München und Zürich waren die ersten Flüge geplant, wie der Flughafen Athen mitteilte.

Am Montag starteten die ersten Ferienflieger mit Touristen von Köln und Düsseldorf zur Lieblingsinsel Mallorca. Auf die beliebten Balearen-Inseln Mallorca, Ibiza, Menorca und Formentera dürfen seit Wochenbeginn zunächst nur Urlauber aus Deutschland reisen. In einem ersten Kontingent sind insgesamt bis zu 10 900 Reisende erlaubt. Mit dem Pilotprojekt sollen Sicherheitsmaßnahmen gegen Covid-19 getestet werden, die landesweit zum Einsatz kommen, wenn sich ganz Spanien vom 21. Juni an wieder für den Massentourismus aus den Ländern des Schengenraumes öffnet.

Applaus für erste Touristen auf Mallorca

Die deutschen Test-Touristen sind von Mitarbeitern ihrer Hotels und von Politikern am Montag auf der spanischen Insel mit Beifall und Begeisterung begrüßt worden. Auch einige Passanten klatschten, als die Urlauber am Montag auf der Ferieninsel aus ihren Bussen stiegen. „Wir sehen heute erstmals das Licht am Ende des Tunnels“, sagte die balearische Regionalpräsidentin Francina Armengol. Man bringe den Tourismus wieder in Gang, der für die Region sehr wichtig sei. Die Branche trägt zu mehr als einem Drittel des Regionaleinkommens bei.

Reisen dürfen heißt aber nicht, dass das Reisen unter Corona-Zwängen auch Spaß machen muss. Die Airlines locken mit teils sehr billigen Tickets und – das soll das Besondere sein – mit reiner Luft im Flieger, so „rein wie im OP-Saal“, werden die diverse Airline-Manager fast schon mantrahaft zitiert.

Wie fliegt man hygienisch?

Fliegen war einst ein Luxus für Reiche. Die 1990er Jahre schafften das ab. Airlines wie Airberlin, Germanwings, Ryanair und Easyjet machten Fliegen zum Schnäppchenpreis möglich, sehr zum Argwohn der großen nationalen Linienflieger. Die machten mit im Preiskampf und so kam es, das Fliegen in etwa so exotisch und abenteuerlich wurde wie Busfahren.

Staatseinstieg bei Lufthansa

Die Bundesregierung hat die Staatshilfen für die Lufthansa in der Corona-Krise bei den EU-Wettbewerbshütern angemeldet. Wie eine Sprecherin der EU-Kommission am Montag sagte, wird die Behörde den Fall wie alle Anträge wegen der Pandemie „mit Priorität“ bearbeiten.

Die Lufthansa verbucht wegen der Corona-Pandemie massive Umsatzrückgänge, bei dem Konzern sind tausende Arbeitsplätze in Gefahr. Der Konzern und die Bundesregierung hatten sich deshalb auf ein neun Milliarden Euro schweres Stützungsprogramm geeinigt. Es sieht auch einen vorübergehenden Einstieg des Staates mit 20 Prozent bei dem Konzern vor. Der Anteil kann gegebenenfalls auch auf 25 Prozent plus eine Aktie ausgebaut werden, um etwa Übernahmen der Kranich-Linie zu verhindern. Brüssel will Wettbewerbsverzerrungen durch die Staatshilfe verhindern. (tb, afp)

Aber wie funktioniert Fliegen im Corona-Modus ganz praktisch? In allen NRW-Airports gilt komplette Maskenpflicht, also beim Check-In, den Sicherheitskontrollen und im Wartebereich. Der diskutierte Vorschlag, bei den Passagieren vor dem Flug die Temperatur zu messen, wurde in Deutschland nicht umgesetzt. Im Terminal muss der 1,5-Meter-Abstand gehalten werden – wie im Supermarkt. Im Flieger dann wird es enger. Die plausibelste und einfachste Möglichkeit wäre es, im Flugzeug immer einen Mittel- oder Nachbarsitz zwischen den Passagieren freizulassen. Damit kann man zwar nicht den erforderlichen Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten. Ein freier Mittelsitz könne aber das Risiko einer Infektion reduzieren. Das lehnen die Fluggesellschaften ab. Begründung: Das Belüftungssystem in Passagierflugzeugensoll für eine saubere Luft und ein geringes Infektionsrisiko sorgen.

Keine Hygiene-Distanz im Flieger

Airbus-Chefingenieur Jean-Brice Dumont hält es deshalb nicht für notwendig, den Mittelplatz frei zu lassen. Die Luft in einem Flugzeug werde alle zwei bis drei Minuten komplett ausgetauscht. Luft strömt im Flugzeug von oben nach unten und drückt freigesetzte Tröpfchen auf den Kabinenboden. Unter den Sitzen am Kabinenboden wird sie wieder abgesaugt. Es gibt also keine seitlichen Luftströme. Die Luft im Flugzeug, eine Mischung aus Außenluft und recycelter Kabinenluft, wird in der Klimaanlage durch Filter geleitet.

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Das Problem der Filter: Sie halten lediglich Bakterien, aber nicht zuverlässig Viren zurück. Ein Coronavirus ist 60 bis 140 Nanometer groß. Die in den Flugzeugen verwendeten Filter halten aber in der Regel nur Partikel in einer Größe bis 0,3 Mikrometer zurück, das entspricht 300 Nanometern. Wichtig ist auch, dass die Klimaanlagen der Jets bereits am Boden laufen. Laut einer Studie des Flug-Dachverbands IATA gab es zwischen Januar und März keinen einzigen gesicherten Fall einer Covid-Übertragung bei 18 angefragten Airlines. Dennoch gilt auch im Flugzeug strikte Maskenpflicht.