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Russland drosselt GasSo bereitet sich Deutschland auf den Winter vor

Lesezeit 3 Minuten

Nord Stream 1

Köln/Essen – Russland drosselt immer unverhohlener die Gaslieferungen in den Westen. Einige Länder erhalten schon gar kein russisches Erdgas mehr, Deutschland muss Gas einsparen und bis zum Winter dafür sorgen, dass sich die Speicher wieder füllen. Wie soll das gehen? Ein Überblick.

Wie groß ist das Einsparpotenzial bei Gas überhaupt?

Durch eine deutliche Steigerung der Energieeffizienz, den Ausbau Erneuerbarer Energien sowie die Elektrifizierung von Industrieprozessen und Gebäudewärme, könne der Gasbedarf Deutschlands laut Agora Energiewende bis um rund ein Fünftel beziehungsweise etwa 200 Terawattstunden sinken. Das zeigen aktuelle Berechnungen von Agora Energiewende in Zusammenarbeit mit Prognos und dem Wuppertal Institut. Allerdings gehen die Studienautoren dabei von einem Zeitplan bis 2027 aus. Im akuten Fall, dass die russischen Gasimporte in die EU gänzlich ausfallen, müsste Deutschland trotz einer europäischen Ersatzstrategie rund 290 Terawattstunden Erdgas einsparen. Durch Energiesparmaßnahmen und alternative Energiequellen lässt sich der Verbrauch von Erdgas in der Bundesrepublik vorübergehend um rund 160 bis 260 Terawattstunden senken. Entsprechende Maßnahmen wären etwa Erdgas in der Strom-, Wärme- und Industrieproduktion durch alternative Brennstoffe zu ersetzen oder die Raumtemperatur um 0,5 Grad C bis 1,5 Grad abzusenken.

Wie kann kurzfristig Gas eingespart werden?

Falls russische Importe vollständig ausbleiben, könnte Deutschland laut Agora Energiewende die Gasnachfrage vorübergehend um rund 160 bis zu 260 Terrawattstunden senken, was im Maximum annähernd dem in dieser Studie ermittelten Ersatzbedarf entspricht. Dies setzt voraus, dass europaweit kurzfristig gut 500 Terrawattstunden an anderweitigen Importen (überwiegend das Flüssiggas LNG) beschafft werden können und in allen EU-Ländern ähnlich starke Einsparschritte unternommen werden können.

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Was bedeutet es für die CO2-Bilanz, wenn wieder mehr Kohle verstromt wird?

„Durch den kurzfristigen, vermehrten Einsatz von Kohle zum Ersatz von Gas werden die Emissionen in diesem, aber voraussichtlich auch in den kommenden Jahren zunächst steigen“, sagt Simon Müller, Deutschland-Direktor von Agora. Umso wichtiger sei es, dass die Bundesregierung jetzt „gleichzeitig alle Hebel in Bewegung setzt, um in Haushalten und Industrie Energie einzusparen und den Ausbau der Erneuerbaren Energie massiv zu beschleunigen.“

Was wird aus den RWE-Kohlekraftwerken?

Am 8. Juni hat das Bundeskabinett den Entwurf eines „Gesetzes zur Bereithaltung von Ersatzkraftwerken EKBG“ verabschiedet. „Sofern dies vom Bundestag beschlossen würde, wären bei uns drei 300 Megawatt Blöcke, die aktuell noch in der Sicherheitsbereitschaft sind, betroffen“, sagte ein RWE-Sprecher. Die Blöcke Niederaußem E und F befinden sich seit Oktober 2018 in dieser Bereitschaft und sollten planmäßig Ende September stillgelegt werden. Der Block Neurath C wurde im Oktober 2019 in die Sicherheitsbereitschaft überführt und sollte planmäßig Ende September 2023 vom Netz gehen. Während der Sicherheitsbereitschaft waren die Blöcke jeweils nur für einen sehr kurzen Einsatz vorgehalten worden. Nun ist vorgesehen, dass die drei Kraftwerksblöcke in einer Gasmangellage durch eine Anordnung der Bundesregierung an den Strommarkt zurückkehren sollen, um dort Strom zu produzieren.

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Die Bundesregierung will zur Vorbereitung auf eine Gaskrise zusätzlich Gas einsparen und dafür unter anderem die Sicherheitsbereitschaft von Braunkohlekraftwerken verlängern. „RWE wird ihrer Verantwortung nachkommen und alle erforderlichen Vorbereitungen für einen möglichen Einsatz treffen“, sagte RWE-Power-Chef Frank Weigand dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Bis zu einem Abruf durch den Bund bleiben die Anlagen außer Betrieb. Ihre Einsatzbereitschaft wird durch den Gesetzentwurf bis zum 31. März 2024 befristet. Im Anschluss werden die Kraftwerke endgültig stillgelegt.

Braucht RWE dazu mehr Personal?

Ja, es umfasst mehrere hundert Stellen. Der absehbar höhere Personalbedarf wird dadurch gedeckt, dass Mitarbeiter stellenweise erst später als bisher geplant in den vorgezogenen Ruhestand gehen können. Des Weiteren soll der Personalbedarf über Einstellung von Ausgebildeten und vom externen Arbeitsmarkt gedeckt werden.

Laufen die Gaskraftwerke der Rhein-Energie weiter?

Ja, allerdings ist der Einsatz ohnehin begrenzt, da Gas derzeit im Vergleich deutlich teurer ist als Stein- oder Braunkohle.