Kein Geschäftsmodell, halbherziger Online-Auftritt, Marketing aus den 90er Jahren – NRW-Ministerin Scharrenbach sieht dennoch gute Jobs-Chancen für entlassene Beschäftigte.
15 Standorte in NRW betroffenLandtag übt scharfe Kritik am Galeria-Management
Es war eine intensive Debatte, die sich die Abgeordneten am Donnerstag bei einer Aktuellen Stunde im Düsseldorfer Landtag lieferten. Das Thema: die massiven Filialschließungen und Entlassungen beim Warenhaus Galeria Karstadt Kaufhof (GKK). Am vergangenen Montag war der Insolvenzplan für den Konzern vorgestellt worden. Allein 15 Häuser der insgesamt 47, die bundesweit geschlossen werden sollen, sind in NRW.
In der Region trifft es den Standort Siegburg, der nach fast 50 Jahren geschlossen wird. Auch Leverkusen fällt dem Rotstift zum Opfer. Den Standort will nun aber die Modekette Aachener übernehmen. Der Mietvertrag für zehn Jahre ist bereits unterschrieben. Die drei Kölner Häuser hingegen bleiben erhalten.
Nachmieter will Personal aufstocken
Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) sieht trotz der schlechten Lage gute Job-Perspektiven für viele der von Kündigung betroffenen Mitarbeiter. Bei dem „weitaus überwiegenden Anteil“ der 15 von Schließung betroffenen Filialen des Warenhauskonzerns in NRW werde es eine Handelsnachnutzung geben. Der potenzielle Nachmieter der Immobilien habe angekündigt, dass er das Personal eher aufstocken wolle, weil er mit einem anderen Handelskonzept in die Städte gehen wolle. Im Hintergrund liefen derzeit zahlreiche Verhandlungen. In einigen Fällen gebe es auch schon Anschluss-Mietverträge.
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Mit Blick auf die Beschäftigten, die ihren Job verlieren, seien die Arbeitsagenturen der betroffenen Standorte in Kontakt mit den Filialleitungen. Deutliche Kritik übten fast alle Fraktionen wie auch die Ministerin an der Führungsspitze von Galeria. Es fehle schlicht weiterhin ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept, so der Tenor. So dränge sich die Frage auf, was aus den Filialen werde, die offen bleiben sollten, so Scharrenbach.
„Marketingkonzept aus den 90ern“
Der Grünen-Abgeordnete Jan Matzoll nahm die Digitalisierungsstrategie des Warenhaus-Riesen in den Fokus. Das heiße bei Galeria weiterhin, „einen halbherzig gepflegten Onlineshop großflächig in den Märkten mit Sprüchen wie ‚24 Stunden einkaufen auf galeria.de’ zu bewerben. Also ganz ehrlich: Die 90er haben angerufen und wollen ihr Marketingkonzept zurück.“
Die SPD-Opposition forderte die schwarz-gelbe Landesregierung auf, unverzüglich weitere Gespräche mit dem Konzern zu führen, um die Notwendigkeit der Schließungen zu überprüfen. Außerdem solle die Regierung das Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte in NRW verlängern und aufstocken, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Lisa-Kristin Kapteinat. Die Landesregierung stelle noch fünf Millionen Euro zur Unterstützung der betroffenen Innenstädte zur Verfügung – nach 1,7 Millionen nach der ersten Krise 2020/21, sagte der CDU-Abgeordnete Guido Déus.
FDP fordert: Keine neuen Kredite
Die FDP-Opposition forderte, dem Unternehmen keine weiteren Zuschüsse oder Kredithilfen mehr zu gewähren. Die Liberalen machen sich für einen „Innenstadt-Gipfel“ stark mit Experten aus Stadtplanung, Quartiersmanagement und Einzelhandel. Zur Vermeidung von Leerständen sollten auch Zwischenlösungen erwogen werden wie Kurzzeit-Ateliers, Co-Working-Spaces (flexibel buchbare Büroplätze für unterschiedliche Projekte oder Firmen) oder Showrooms für das Handwerk, erläuterte Freimuth. Der AfD-Abgeordnete Christian Loose sieht nicht, dass sich Handwerker in einem Showroom in der fünften Etage eines Warenhaus-Gebäudes niederlassen würden. „Kennen Sie irgendeinen Handwerker, der nicht bis zum Jahresende die Auftragsbücher voll hat?“. Die Attraktivität der Städte müsse stattdessen gestärkt werden durch Sauberkeit, Sicherheit und gute Erreichbarkeit. Dazu gehörten auch niedrigere Parkgebühren. (mit dpa)