Köln/Wesseling – Der britisch-niederländische Ölkonzern Shell will nach eigenen Angaben aus Klimaschutzgründen an seinem Raffinerie-Standort in Wesseling im Süden von Köln ab 2025 die Rohölverarbeitung einstellen. Die Raffinerie in Wesseling gehört neben einer ähnlichen Anlage in Köln-Godorf zur Rheinland-Raffinerie, Shell selbst bezeichnet sie als Energy and Chemicals Park. „Mit neuen oder umgewidmeten Anlagen soll künftig der Rohstoff Erdöl ersetzt werden“, teilte die deutsche Tochter am Donnerstag in einer Videoschalte mit.
Für mehr CO2-freie oder -arme Produkte kämen zunehmend etwa Wasserstoff oder Abfallstoffe zum Einsatz. Dafür sollen bestehende Anlagen abgebaut, neue geschaffen und vorhandene umgerüstet oder umgewidmet werden. Die Rohöldestillationen in Köln-Godorf blieben in Betrieb. Eine Nachfrage ergab aber, dass eine Steigerung der Produktion in Godorf als Ausgleich für Wesseling nicht möglich ist. In Wesseling werden derzeit acht Millionen Tonnen Rohöl in einer Anlage pro Jahr verarbeitet, in Godorf sind es in zwei Anlagen zusammen neun Millionen Tonnen, insgesamt also 17 Millionen Tonnen Rohöl.
Investitionsentscheidung steht noch aus
Die Planungen für die Einstellung der Rohölverarbeitung in Wesseling befänden sich noch am Anfang. Es gebe noch keine finale Investitions-Entscheidung. Die Mitarbeiter seien am Donnerstag über die Pläne informiert worden. An den Standorten Wesseling und Köln-Godorf arbeiten insgesamt rund 3000 Menschen. Betriebsbedingte Kündigungen sollen möglichst vermieden werden.
Die Rohölverarbeitung am Standort Wesseling soll laut Shell ab 2025 eingestellt werden. Der Shell Verbund in Nord-West-Europa stelle die Versorgungssicherheit mit Kraftstoffen und anderen Mineralölprodukten in den kommenden Jahren sicher.
Shell will bis spätestens 2050 im „Einklang mit der Gesellschaft ein Netto-Null-Emissionsunternehmen werden“. Durch die Umbauten in Wesseling werde Shell in der Rheinland-Raffinerie direkt jährlich eine Million Tonnen direkte CO2-Emissionen einsparen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Im Juli wurde in Wesseling Europas größte PEM-Wasserstoff-Elektrolyse zur Herstellung von grünem Wasserstoff, vom damaligen NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) eröffnet. Schon heute plant Shell die Errichtung einer 100-Megawatt-Elektrolyse-Anlage. Daneben ist eine sogenannte Bio-PTL-Anlage geplant, in der aus grünem Strom und Biomasse synthetische Flugkraftstoffe und Rohbenzin hergestellt werden. Beide Projekte stehen aber noch vor einer finalen Investitionsentscheidung. Für eine Anlage zur Herstellung von Bio-LNG für den Schwerlastverkehr wurde die finale Investitionsentscheidung bereits getroffen.
„Als Raffinerie haben wir in den vergangenen Jahrzehnten auf dem fossilen Energiemarkt eine wichtige Rolle gespielt. Diese wollen wir künftig mit einem völlig veränderten Produktportfolio übernehmen“, sagte Marco Richrath weiter. „Gerade im Zuge der Energiewende wollen wir Gesellschaft, Wirtschaft und Politik ein verlässlicher Partner sein“, so der Standortleiter.
NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) und NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart lobten die Absichten von Shell in per Video übertragenen Grußworten. „Die Transformation von den bislang noch energieintensiven Industrien hin zu klimaneutralen Unternehmen ist ein wichtiger Beitrag, um möglichst schnell den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen zu reduzieren“, sagte die Ministerin.