Bei der Betriebsversammlung am Dienstag hatte sich die Belegschaft vom Management Aussagen zur Zukunft des Kölner Werkes erhofft – und wurde enttäuscht.
Standort KölnFord-Mitarbeiter bangen weiter um ihre Jobs
Die Lage für die Belegschaft beim Kölner Autobauer Ford bleibt weiterhin angespannt. Bei einer Betriebsversammlung am Dienstagmorgen, zu der rund 7000 Fordler gekommen waren, ging die Geschäftsführung nicht weiter auf den geplanten Stellenabbau ein. „Auch zur Zukunft des Standorts gab es keine Aussage“, kritisierte Gesamtbetriebsratschef Benjamin Gruschka. Genau darauf habe die Belegschaft aber gehofft. Die Enttäuschung sei entsprechend groß gewesen.
4000 Jobs bei Ford sollen wegfallen
Im November des vergangenen Jahres hatte die Führung erneut drastische Einschnitte bei den Beschäftigtenzahlen angekündigt. Bis Ende 2027 sollen insgesamt 4000 Jobs in ganz Europa gestrichen werden. Am härtesten betroffen ist der Standort Köln, wo 2900 Stellen wegfallen sollen. Das ist etwa jede vierte Stelle. Derzeit hat Ford in Köln noch rund 11.500 Arbeitsplätze.
In Köln sollen insgesamt 1000 Jobs in der Administration wegfallen. Dazu gehören etwa Einkauf, Marketing, Verkauf, Personalabteilung oder die IT. Darüber hinaus wird es auch die Produktentwicklung hart treffen. Die Geschäftsführung will hier nochmal 600 Stellen abbauen. In diesem Kernbereich in Merkenich, wo über Jahrzehnte die Ford-Modelle der Zukunft entwickelt wurden, hat Ford bereits in der Vergangenheit harte Einschnitte vollzogen. So wurden bereits von ursprünglich 4000 Beschäftigten schon 1700 wegrationalisiert – und dieser Abbau ist noch nicht einmal vollständig vollzogen – 500 Stellen müssen noch abgebaut werden. Jetzt sollen nun noch weitere 600 dazukommen.
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Weitere 1000 Stellenstreichungen sollen auf produktionsnahe Dienstleistungen entfallen. Das sind etwa Komponentenfertigung, Instandsetzung oder Service. Wo die 300 weiteren Stellen noch gestrichen werden sollen, ist bislang noch unklar.
Ford: Standort Köln im Kern gefährdet
Vielen sehen mit den erneuten Maßnahmen den Standort Köln im Kern gefährdet. Der Konzern begründet den Schritt dagegen mit der Schwäche im Pkw-Geschäft. Hier hatte Ford in den vergangenen Jahren in Europa hohe Verluste erlitten.
Und der Absatz der beiden neuen Kölner E-Modelle Explorer und Capri stockt – wie der gesamte Verkauf von batterieelektrischen Autos in Deutschland derzeit. Deshalb wird auch die Kurzarbeit in der Produktion fortgesetzt – voraussichtlich bis Ende April. Im Januar wurden bislang sechs Tage kurzgearbeitet, bei einem Output von 480 Einheiten in zwei Schichten am Tag. Im Februar sollen es nach Betriebsratsangaben sechs bis acht Tage sein. Betriebsratschef Gruschka betonte, dass zwar die Kurzarbeit auf die momentan für die gesamte Branche schwierige Lage zurückzuführen sei, nicht aber der erneute Stellenabbau. Er kündigte harten Widerstand an. „Wir werden den Druck aufrechterhalten und weiter erhöhen“, so der Arbeitnehmervertreter. Auch ein Arbeitskampf an der Seite der Gewerkschaft IG Metall sei notfalls nötig.
Arbeitnehmervertreter und IG Metall fordern laut IG-Metall-Sprecher bei Ford, David Lüdtke, „dass der Arbeitgeber sich mit uns an einen Tisch setzt und über ein Gesamtszenario spricht und nicht dabei bleibt, nur über 2900 Leute reden zu wollen“. Der Betriebsrat lehne Verhandlungen über Teile vom Werk ab, „sondern wir wollen über das Gesamtszenario sprechen und dafür brauchen wir eine Lösung“, so Lüdtke weiter.
Auch das Management äußerte sich nach der Versammlung. Ford bleibe seinem europäischen Geschäft verpflichtet und biete differenzierte und auf die Bedürfnisse der europäischen Kunden zugeschnittene Fahrzeuge und Dienstleistungen an, erklärte eine Firmensprecherin. „Bei der Umgestaltung unseres Geschäfts arbeiten wir eng mit unseren Sozialpartnern zusammen, um den Konzern profitabel für die Zukunft und damit wettbewerbsfähig in Europa zu machen.“ Die Konsultationen mit den Sozialpartnern seien nicht abgeschlossen.