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Stationäre Händler in SorgeSo läuft der Black Friday in Corona-Zeiten

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Black-Friday-Angebote im Schaufenster

Köln – Eigentlich ist er einer der liebsten Tage im Jahreskalender des Handels: der Black Friday. Der Aktionstag, der einst aus den USA nach Europa schwappte, gilt als Startschuss für das Weihnachtsgeschäft. Mit vielen Sonderangeboten und großen schwarz-roten Preisschildern werben Geschäfte online und stationär um die Gunst der Kunden. Doch im Pandemiejahr 2020 wird an den Aktionstagen alles etwas anders sein als sonst.

In diesem Jahr fällt der Black Friday auf Freitag, 27. November, viele Unternehmen dehnen ihn gar zu einer „Black Week“ aus. Am Montag folgt mit dem Cyber Monday ein weiterer Aktionstag speziell für Onlineshops. Einer internationalen Studie der Beratungsfirma Simon-Kucher& Partners zufolge plant in diesem Jahr etwa die Hälfte der Konsumenten, zu einem der beiden Anlässe einkaufen zu gehen – im vergangenen Jahr waren es noch 66 Prozent. Im Schnitt wollen die Konsumenten dabei den Beratern zufolge durchschnittlich 205 Euro ausgeben, nach 242 Euro im Vorjahr.

Aus schwieriger Lage heraus

Der stationäre Handel wird den Black Friday dabei aus einer extrem schwierigen Lage heraus begehen. In der Region sind die Frequenzen bedingt durch den Teil-Lockdown zuletzt wieder massiv eingebrochen. „Die Gastronomie ist geschlossen, es fehlen Anreize in der Stadt, die Regierung fordert dazu auf, den ÖPNV zu meiden – das alles führt dazu, dass immer weniger Menschen in die Stadt kommen“, sagt Jörg Hamel, Geschäftsführer des Regionalverbands Aachen-Düren-Köln des Handelsverbands Deutschland (HDE).

Laut dem HDE hat der innerstädtische Einzelhandel in den ersten drei Novemberwochen nur zwei Drittel der sonst üblichen Umsätze gemacht, Textilhändler verloren mit 40 Prozent überdurchschnittlich viel. „Ich fürchte, dass der Tag für den stationären Handel nur ein mageres Geschäft bringt“, sagt Hamel. „Die Leute wollen ihre Weihnachtseinkäufe erledigen, aber nicht vor die Tür.“

Die meisten kaufen online

Der Black Friday könnte dieses Mal also eine Entwicklung verschärfen, die sich schon durch das gesamte Pandemiejahr zieht: die Verlagerung heraus aus dem Ladengeschäft, hinein ins Internet. Der Simon-Kucher& Partners-Umfrage zufolge planen 57 Prozent der Konsumenten, am Black Friday überwiegend oder ausschließlich online einzukaufen. Nur 14 Prozent der Befragten geben in der Umfrage an, ein stationäres Geschäft besuchen zu wollen. Wenn die HDE-Prognose zutrifft, dass an Black Friday und Cyber Monday insgesamt 3,7 Milliarden Euro Umsatz gemacht werden und damit 18 Prozent mehr als im Vorjahr, dürfte davon vor allem profitieren, wer über einen Onlineshop verfügt.

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Rabattschlachten sind für viele Händler derzeit ohnehin ein zweischneidiges Schwert: Der leidgeprüfte Textilhandel beispielsweise hat derzeit kaum eine andere Wahl, als die Preise zu senken. Die Ware, die jetzt in den Regalen liegt, wurde zu einer Zeit geordert, als das Ausmaß der Pandemie noch nicht absehbar war. Jetzt sind die Lager übervoll. „Sie müssen rabattieren, um ein bisschen Geld in die Kasse zu bekommen“, sagt Hamel. Je länger die Pandemie anhalte, desto stärker schmelze dabei aber das Kapital. „Bei manchen wird es ein Sterben auf Raten – sie verkaufen immer günstiger, bis sie am Ende die Kosten nicht mehr decken können.“