Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte auf die Pläne eines massiven Stellenabbaus bei Ford mit einem Facebook-Post reagiert. Der Betriebsrat wirft ihr nun vor, dass für sie die Abwicklung der Belegschaft schon Tatsache sei.
Drohender Stellenabbau in KölnFord-Belegschaft ist wütend auf OB Reker und will „Druck aufbauen“
Die Stimmung in der Belegschaft des Kölner Autobauers Ford ist ohnehin angeschlagen, seit vor mehr als einer Woche bekannt wurde, dass allein am Standort Köln bis zu 3200 Stellen abgebaut werden könnten. Nun mischt sich in den Ärger der Ford-Mitarbeiter über ihre Geschäftsführung noch Wut über die Stadtspitze.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte in einem Post auf dem Sozialen Netzwerk Facebook geschrieben: „Das Ziel muss lauten, möglichst viele Stellen in Köln zu erhalten. Sollte es zu einem Stellenabbau kommen, erwarte ich, dass der Abbau sozialverträglich abläuft und über einen Zeitraum, der dies auch erlaubt.“
Massive Irritationen bei den Mitarbeitenden
„Die Belegschaft ist schockiert, dass für ihre Oberbürgermeisterin Reker die Abwicklung der Belegschaft schon Tatsache ist, ohne dass man überhaupt verhandelt hat“, sagt Betriebsratschef Benjamin Gruschka. Man hätte sich gewünscht, dass Reker die Bedeutung der Produktentwicklung für Fahrzeuge in Deutschland und Europa hervorhebt - und natürlich für den Standort Köln, so Gruschka. „Stattdessen beschäftigt sich Frau Reker damit, wie die Leute abgefunden werden.“ Das habe massive Irritationen in der Belegschaft ausgelöst.
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Darüber hinaus habe sich niemand aus der Stadtspitze bislang bei den Arbeitnehmervertretern von Kölns größtem privatwirtschaftlichen Arbeitgeber gemeldet. „Weder haben wir etwas von Frau Reker gehört, noch vom Wirtschaftsdezernenten noch von der Wirtschaftsförderung“, kritisiert Gruschka. Auch ansonsten kein Bild, kein Ton. Nur die SPD habe bislang Kontakt aufgenommen.
Der Betriebsrat sieht durch die Kürzungspläne die Zukunft des ganzen europäischen Autogeschäfts des Konzerns gefährdet. Sollten zentrale Entwicklungstätigkeiten in die USA verlagert werden, wäre das Pkw-Segment von Ford Europa bedroht, hatte Gruschka bereits am Wochenende gesagt. Aus seiner Sicht würden sich Autos in Europa schlechter verkaufen, wenn diese in den USA entwickelt würden, weil die Kundenbedürfnisse hierzulande anders seien. Wenn nicht mehr in Europa entwickelt würde, wäre das „der Anfang vom Ende insgesamt“, warnte der Betriebsrat.
Ford-Betriebsrat in Köln will „Druck aufbauen“
Man müsse „eng dran sein an den Marktbedürfnissen, damit Ford Zukunftsperspektiven hat“, sagte Christiane Benner von der IG Metall. Das Management sollte umdenken. Tut es das nicht, kündigten die Arbeitnehmervertreter „Druckmittel“ an, die sie im Rahmen der Mitbestimmung einsetzen wollen. Konkret wurden sie nicht. „Wir werden den Druck so weit aufbauen, bis Ford sich bewegt“, sagte Gruschka. Das Management will das Vorhaben bislang öffentlich nicht kommentieren.